• 09.09.2008 13:25

Dixon: "Ein unvergessliches Jahr"

Der Neuseeländer über seinen so anderen zweiten IndyCar-Titel, das Ganassi-Team und die Gegenwehr von Penske beim Finale in Joliet

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Scott, der Titel ist nun in deiner Tasche, aber die vergangenen Wochen müssen sehr anstrengend für dich gewesen sein."
Scott Dixon: "Ja. Wir haben uns leider schon lange Zeit davor vorgenommen, es zu schaffen. Das hat uns ein wenig in Probleme gebracht. Die vergangenen zwei Wochen waren sicher die härtesten, die ich je hatte. Auch hier wollten Penske und Helio (Castroneves) nicht aufgeben. Sie haben gepusht, um sicherzustellen, dass sie die meisten Runden führen. Man muss den Hut davor sehen, dass sie alles gemacht haben, was sie brauchten."

Titel-Bild zur News: Scott Dixon

Scott Dixon konnte über seinen zweiten Titel mehr jubeln als über den ersten

"Gegen Rennmitte waren wir ein wenig besorgt. Wir kämpften gegen Leute, gegen die wir eigentlich nicht kämpfen müssen. Daher sehen wir ein wenig zurück. Nach dem Restart mussten wir einfach nur wieder nach vorn kommen."#w1#

"Das Jahr war insgesamt fantastisch, ein unvergessliches Jahr. Im Grunde ist jedes Jahr hervorragend, in dem man die 500 gewinnt. Aber wenn man dazu auch noch die Meisterschaft gewinnt, dann ist das unglaublich. Ich habe geheiratet, aber die 500 gewonnen, und die Meisterschaft - alles in einem Jahr. Das können nicht viele Menschen von sich behaupten."

Harte Gegenwehr

Frage: "Deine Aufgabe war ja nur, Achter zu werden. Wie schwierig war es, sich immer auf den achten Platz auszurichten und am Ende auch noch um den Sieg zu kämpfen?"
Dixon: "Es ist in dieser Serie schon sehr schwierig, Achter oder besser zu werden. Auch die neuen Jungs, die in diesem Jahr in die Serie kamen, kommen nun gut zurecht. Es waren viele an der Spitze dabei, das haben wir so nicht erwartet. In der Serie hat sich im allgemeinen sehr viel verändert. Im Vorjahr wäre es noch einfach gewesen, Achter zu werden. Aber hier fielen wir zeitweise bis auf Rang 12 zurück. Man muss da immer dabeibleiben, das macht es wirklich schwierig."

"Und um ehrlich zu sein, wird es im nächsten Jahr noch einmal härter. Ich bin einfach extrem zufrieden, dass ich den ersten Titel nach der Wiedervereinigung gewinnen konnte. Auch wenn die anderen vielleicht noch nicht ihren optimalen Speed gefunden haben. Aber ich freue mich schon jetzt auf die nächste Saison."

Frage: "Die Meisterschaft stand sicher im Mittelpunkt. Aber für einige Minuten nach dem Rennen warst du der Sieger. Wie hast du erfahren, dass du es doch nicht bist?"
Dixon: "Ein Sieg der Sieg hätte den Tag gekrönt. Das wäre ein Rekord gewesen. Aber das war schon sehr verrückt. Das Auto wird in Position geschoben, man steigt aus, als ob man gewonnen hätte. Dann schiebt man es zurück und sagt, nein, du hast nicht gewonnen. Es war nicht einfach, damit umzugehen."

"Wir hatten aber alle im Hinterkopf, dass wir die Meisterschaft gewonnen hatten. Das war das Hauptziel. Natürlich wollten wir auch das Rennen gewinnen, ich kämpfte in den letzten Runden hart gegen Helio."

Frage: "War es eine Erleichterung, als du nach dem letzten Boxenstopp als Führender wieder auf die Strecke kamst?"
Dixon: "Ich glaube, es war das erste Mal, dass wir das Rennen angeführt haben. Sonst waren wir meistens um die Ränge drei und vier herum. Aber so 30 Runden vor Schluss, als Helio führte, hatten wir einen guten Rhythmus. Auch Dan (Wheldon) fuhr sehr hart heute. Es war schön, ihn dabei zu beobachten, wie er Druck auf die Penske-Jungs ausübte. Aber als wir alle vier zusammenlagen, rollten wir recht entspannt herum."

"Wenn man dann als Führender wieder herauskommt, dankt man dem Team, das einen dahin gebracht hat. Ab da fuhren wir auf Sieg. Ich hatte nicht erwartet, dass Helio den Speed hätte, uns noch zu überholen. Aber er hat es geschafft."

Kein Vergleich zu 2003

Frage: "Wie würdest du diesen Titel im Vergleich zu 2003 einordnen?"
Dixon: "Das bedeutet sehr viel mehr. Ich glaube, in diesem Jahr war es viel härter. Ich habe in den vergangenen Wochen immer wieder gesagt, dass wir damals gar nicht genau wussten, was wir gewonnen hatten. Ich war der Neuling in der IRL. Vor dem letzten Rennen hatten fünf Fahrer mathematische Chancen auf den Titel, und wir kamen als Sieger dabei heraus. Ich weiß bis heute nicht genau, was wir da gewonnen haben."

"Nach 2004 und 2005 Landsmann solche Dinge mehr zu schätzen, nicht nur Rennsiege, sondern auch eine Meisterschaft. Ich kenne die Jungs bei Ganassi jetzt sehr gut, einige sind sie seit sieben Jahren dabei. Ich weiß, was sie durchgemacht haben, wie hart sie arbeiten. Das bedeutet jetzt mehr als im ersten Jahr."

Frage: "Du bist als Fahrer noch relativ jung. Und du hast nie einen Zweifel daran aufkommen lassen, dass du nur hier fahren möchtest. Da kein Interesse an der NASCAR. Glaubst du, dass du hier eine ganze Reihe von Titeln einfahren könntest?"
Dixon: "Absolut. Ich sagte eben zu Chip (Ganassi), dass das Nummer zwei ist, und es werden noch viele weitere folgen. Für das Team ist es eine große Sache, vor allem mit dem nächsten Jahr, wenn Dario (Franchitti) bei uns sein wird. Aber es ist doch schade, Dan zu verlieren, mit ihm zusammen hat es immer gut funktioniert. Wir waren ein gutes Team. Es war nicht einfach zu sehen, dass er sich für etwas anderes entschieden hat. Er ist schon lange ein guter Freund. Es ist hart, wenn man dann gegen ihn im Rennen fahren muss, anstatt sein Teamkollege zu sein."

"Aber mit Dario sind die beiden letzten Meisterschaftssieger und Indy-500-Sieger an Bord. Dafür wird ein starkes Paket. Darauf freue ich mich. Ich weiß, dass er beim Fahrstil völlig anders ist als ich. Es wird interessant sein, ein paar Tricks von den abzuschauen. Ich glaube, dieses Team ist in den nächsten Jahren nur schwer zu schlagen."

Der gewandelte Dixon

Frage: "Einige Male bist du im Rennen sehr nah an den anderen Autos gewesen, fuhrst Seite an Seite. War das nicht ein wenig zu eng? Da hätte ja schnell etwas passieren können."
Dixon: "Wenn man mit Leuten wie Briscoe, meinen Teamkollegen, Tony Kanaan, Danica (Patrick) und Helio (Castroneves) fährt, dann fährt man ruhigen Gewissens mit ihnen Seite an Seite. Sie haben genauso viel zu verlieren wie ich. Gerade gegen Ende hat Helio alles versucht. Aber wenn wir uns berührt hätten, dann wären wir beide draußen gewesen. Da hätte sich dann nichts geändert."

Frage: "Deine Eltern waren hier beim Finale dabei. Welche spielten sie in deiner Karriere?"
Dixon: "Sie waren meine gesamte Karriere über fantastisch. Ohne sie wäre ich ja auch nicht hier. Ich würde auch keinen Rennsport betreiben. Mein Vater hat eine Leidenschaft für Motorsport, Mutter auch. Als ich so sieben oder acht Jahre alt war, sah ich meinen Cousins beim Kart fahren zu. Seither waren wir an fast jedem Wochenende an der Rennstrecke."

"Sie haben mich immer unterstützt, gingen mit mir durch dick und dünn, auch, als es nicht gut lief. Noch in Neuseeland hatten wir nicht viel Geld, meine Eltern beliehen das Haus. Ich bin ihnen viel schuldig. Es ist einfach toll, dass sie hier bei den Rennen dabei sein können."

Frage: "Wie hast du sich als Person in den Jahren gewandelt? Deine Mutter sagte, als Kind warst du eher schüchtern und verschlossen. Hat sich das durch den Rennsport geändert?"
Dixon: "Ich glaube, das war nicht der Rennsport an sich, sondern der Rennsport in den USA. Hier reden die Leute offen, in Neuseeland sind alle eher verschlossen. Als ich in den Formelsport einstieg, war es hart für mich. Ich war erst 13 und gehörte zu den Jüngsten. Wie Medien stürzten sich auf uns. Ich wollte einfach nur bei den Rennen sein, zur Schule gehen, mit meinen Freunden zusammen sein. Daher wurde ich da etwas verschlossen."