• 26.08.2010 13:40

  • von Pete Fink

Chassis 2012 und der erste große IndyCar-Ärger

Zum ersten Mal bläst IndyCar-Chef Randy Bernard der Gegenwind der mächtigen Teambesitzer ins Gesicht: Sie wollen 2012 kein neues Chassis haben

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich sieht alles gut aus: Die IndyCar-Serie erlebt in der laufenden Saison 2010 einen klaren Aufschwung. Viele neue Sponsoren kommen an Bord, die Rennen sind zumeist unterhaltsam, und es gibt eine neue Führung, an der eben nicht der politische Staub der Vergangenheit haftet. Dazu hat man im Sommer das Regelwerk für ein neues IndyCar ab der Saison 2012 festgezurrt. Doch nun droht Ärger.

Titel-Bild zur News: Neues Chassis 2012

Wirbel um das neue IndyCar 2012: Die Teambesitzer wollen kein neues Auto

Wie 'SpeedTV.com' berichtet, haben die IndyCar-Teambesitzer am Sonoma-Wochenende ihre Unzufriedenheit ausgedrückt. Hintergrund dabei ist ausgerechnet das neue IndyCar 2012. Der Adressat war Tony Cotman, der erst wenige Tage zuvor von IndyCar-Chef Randy Bernard als Projektleiter für das neue Auto eingesetzt wurde. Die klare Aussage lautet: Die Teambesitzer wollen in der Saison 2012 kein neues IndyCar haben.#w1#

"Genau das haben sie mir gesagt", erklärte Cotman gegenüber 'SpeedTV'. "Ich habe ihnen gesagt, dass ich mich nicht mit einer Revolte der Besitzer beschäftigen werde. Das ist eine Sache der Serie." Offenbar dreht es sich um die Kosten, die auf die Teambesitzer zukommen werden, wenn das neue Chassis auf den Markt kommt.

Ein IndyCar-Teambesitzer wird folgendermaßen zitiert: "Das ist keine Revolte und wir werden auch keine andere Serie starten. Aber wir haben ganz einfach nicht das Geld, um neue Autos zu kaufen. Roger Penske und Chip Ganassi sagen das Gleiche. Die IndyCars haben einen Vertrag mit Dallara unterschrieben, der von uns nicht abgenickt wurde. Was passiert nun, wenn keiner das neue Chassis kauft?"

Kostenreduktion kein gutes Argument?

Roger Penske

Auch Roger Penske gehört offenbar zu den 2012-Skeptikern Zoom

In der Tat. Penske warnte schon im Frühjahr 2010 davor, den IndyCar-Teambesitzern im nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen US-Umfeld zu viele Kosten auf einmal aufzubürden: "Wenn es darum geht, den Motor und das Chassis zu wechseln, dann sollten wir den Motorwechsel vollziehen und diesen in das bestehende Auto einbauen", schlug Penske im März vor. "Das würde uns allen viel Geld sparen."

Im Prinzip geht es also um ein Verschieben des neuen IndyCar 2012 auf die Saison 2013. Was laut IndyCar-Chef Randy Bernard im Rahmen der Entscheidungsfindung den Teambesitzern auch vorgeschlagen wurde. Denn im Komitee saß auch Gil de Ferran, der von den Teambesitzern als deren Vertreter dorthin gewählt wurde.

"Gil hat einen Fragebogen verschickt und ich kann mich nicht daran erinnern, dass viele Teambesitzer verlangt haben, dass wir die ganze Sache auf 2013 verschieben", widersprach Bernard. "Damals war es keine große Sache. Warum ist es jetzt plötzlich eine?" Die IndyCars hätten die entsprechenden Verträge für 2012 nun unterschrieben "und wir werden nicht davon zurücktreten."

Der Wunsch der Teambesitzer, so Bernard weiter, sei es gewesen, die Kosten zu reduzieren "und genau das haben wir getan." Zum Vergleich: Ein aktuelles Dallara-Chassis kostet etwa 700.000 US-Dollar. Das IndyCar 2012 soll mit dem Zuschuss der Bundesregierung von Indiana 250.000 US-Dollar kosten. Plus Aero-Kit (70.000 US-Dollar) liegt das neue Auto also um über 50 Prozent unter dem Preis des Dallara-Jahrgangs 2003.

Gegenwind für den neuen IndyCar-Chef

Randy Bernard IndyCar-Chef

IndyCar-Chef Randy Bernard hat seine erste große Auseinandersetzung Zoom

Nicht genug für die IndyCar-Teamchefs. "Wir wissen, dass wir etwas ändern müssen", so Dennis Reinbold (Dreyer and Reinbold). "Aber vielleicht könnte man einige Komponenten aus dem aktuellen Chassis übernehmen. Vielleicht könnte man mit Update-Kits arbeiten, das wäre finanziell wesentlich verantwortungsvoller."

Vielleicht hat das Störfeuer der Teambesitzer aber noch einen ganz anderen Hintergrund. "Wir haben viele Bedenken, denn im Moment gibt es noch viele unbekannte Faktoren", so Reinbold. Seine Forderung: "Wir wollen eine Stimme." A.J. Foyt vermutet wiederum, dass einige Teambesitzer nach wie vor dem von ihnen favorisierten Delta-Wing-Projekt nachtrauern.

Klar ist jedenfalls eines: Dem neuen IndyCar-Chef Randy Bernard bläst zum ersten Mal in seiner noch jungen Amtszeit der klassischen Gegenwind der mächtigen Teambesitzer entgegen. Lief sein Präsidialamt bisher unter dem Motto Friede, Freude, Eierkuchen, so ist dies zunächst einmal ad acta gelegt.

"Wir erleben einen Aufschwung", weiß Bernard. "75 Prozent unserer Fans sagen, dass wir eine richtige Entscheidung getroffen haben. Wir haben neue Sponsoren, wir haben 29 Autos auf der Strecke und ich kenne viele Teambesitzer, die bei uns mitfahren wollen. Nun will man plötzlich alles ändern, aber dafür ist es zu spät."