• 12.05.2008 12:55

  • von Pete Fink

Briscoe und seine zweite Chance

Die Rennsportkarriere von Ryan Briscoe schien nach seinem schweren Unfall 2005 bereits beendet - bei Penske bekommt der Australier seine zweite Chance

(Motorsport-Total.com) - 2005 fuhren zwei der drei Piloten, die am 25. Mai zum 92. Indy 500 in der ersten Startreihe antreten werden, gemeinsam bei Chip Ganassi: Scott Dixon und Ryan Briscoe. Damals jagten sie auf Toyota-Motoren der starken Honda-Konkurrenz hinterher, aus deren Lager Dan Wheldon - damals noch in Diensten von Michael Andretti - schließlich den Titel holen sollte.

Titel-Bild zur News: Ryan Briscoe

Ryan Briscoe fuhr im Qualifiying von Indianapolis in Startreihe eins

Briscoe wurde damals auf Wunsch von Toyota verpflichtet, die den jungen Australier zuvor recht erfolgreich in der Formel-3-Euroserie, und später in der Formel 1 unterstützt hatten. Der negative Höhepunkt einer chaotischen IRL-Debütsaison Briscoes war dann sein schwerer Feuercrash in Chicagoland.#w1#

Dieser führte zu seiner Entlassung bei Ganassi, kurze Zeit später wurde dort die Verpflichtung von Dan Wheldon bekannt gegeben. Man kennt sich also, anno 2008 in der ersten Startreihe von Indianapolis. Aber vor allem für Briscoe bedeutet sein dritter Platz in der Qualifikation vom Samstagabend eine kleine Wiederauferstehung nach zwei schwierigen Jahren.

Seine Rekonvaleszenz dauerte 2006 sehr lange, schließlich hatte er sich bei seinem Unfall im September 2005 lebensgefährliche Verletzungen zugezogen, so dass er im Saisonverlauf lediglich einen Aushilfsjob beim Nachzüglerteam von Dreyer and Reinbold Racing bekam.

Gleich in seinem ersten Rennen holte Briscoe Platz drei in Watkins Glen, und erlangte so die Aufmerksamkeit von Roger Penske. Was folgte war 2007 ein ALMS-Engagement bei Penske, und ein Indianapolis-Cockpit bei Luczo Dragon Racing, dem Team von Penske-Sohn Jay.

Geduld als Schlüssel zum Erfolg

Dan Wheldon Scott Dixon Ryan Briscoe

Dan Wheldon, Scott Dixon und Ryan Briscoe - die erste Startreihe kennt sich Zoom

Seinen siebten Platz im Qualifying und Rang fünf im Rennen bezeichnete Penske als "Empfehlungsschreiben", und als Sam Hornish Jr. schließlich nach langem Zögern in die NASCAR wechselte, bekam Briscoe den Zuschlag für das zweite IndyCar-Cockpit neben Helio Castroneves.

Roger Penske erklärt: "Das Indianapolis-Engagement von Ryan 2007 war ein Test. 'Kann er wieder in ein Auto steigen? Kann er 500 Meilen fahren? Kann er sich aus allem Ärger heraushalten? Ist das ein Junge, den wir einsetzen können?' Denn Sam hinterließ eine große Lücke und man braucht schon ein dickes Fell, wenn man hierher kommt."

So ist es wenig verwunderlich, wenn Briscoe nach den Ereignissen der Saison 2005 und den haarigen Konsequenzen jetzt von "einer zweiten Chance" spricht. In den USA genügte ein einziges Jahr, um den Australier als Crashpilot in Verruf zu bringen.

"Ich hatte null Erfahrung", begründete der 26-Jährige seine zahlreichen Kaltverformungen bei Chip Ganassi. "Ich musste erst lernen, was man braucht, um Rennen konkurrenzfähig zu Ende fahren zu können. Was man im Rennverlauf am Auto verändern muss, damit man im Finale zur Stelle ist. Daran arbeite ich noch immer."

Das entscheidende Wort in diesem Zusammenhang ist Geduld, was er von Penske und dem vierfachen Indy-Sieger Rick Mears - heute Fahrercoach - täglich zu hören bekommt. "Das hilft mir sehr. Vergangenes Jahr ging es darum, solide unterwegs zu sein, und nicht jederzeit der schnellste Pilot sein zu wollen. Dieses Jahr werden wir versuchen, hier zu gewinnen."