Audi, FIAT und Co.: Interesse an der IRL wächst

Das neue Motorenformat für die IndyCar-Serie wird wohl erst 2012 statt 2011 kommen, das Herstellerinteresse ist aber unverändert groß

(Motorsport-Total.com) - In den USA gingen die Verhandlungen über ein neues Motorenformat für die IndyCar-Serie diese Woche in die nächste Runde. Auf Einladung der IRL saßen Vertreter von Audi, FIAT, Honda, Porsche und Volkswagen am Tisch, als es erneut darum ging, die motorische Zukunft der wichtigsten nordamerikanischen Formelserie zu definieren.

Titel-Bild zur News: Honda-Motor

Das neue IRL-Motorenformat wird derzeit mit fünf Herstellern diskutiert

Die Teilnehmer verständigten sich dabei auf folgende Eckdaten für die neuen Triebwerke: Viertakter, maximaler Hubraum von zwei Litern, vier Ventile pro Zylinder, Lebensdauer von 3.750 Meilen (gut 6.000 Kilometer), Homologierung auf fünf Jahre - ähnlich wie in der Formel 1. Zudem sollen Turbolader und Direkteinspritzungen erlaubt, aber nicht verpflichtend gemacht werden. Auch der Preis für die Teams muss in einem vernünftigen Rahmen gehalten werden.#w1#

Erste Entscheidungen stehen an

Wann die Hersteller ein Bekenntnis zur IRL abgeben werden, steht noch in den Sternen, IRL-Wettbewerbspräsident Brian Barnhart rechnet jedoch mit der ersten Vorstandsabstimmung schon "in den nächsten 60 Tagen. Von da an geht es dann in erster Linie darum, die Grundrichtung feinzutunen und im Detail an der Spezifikation und an den Materialien des neuen Motors zu arbeiten und diese festzulegen."

"Über KERS diskutieren wir seit dem ersten Treffen." Brian Barnhart

Als Angebot an die Hersteller möchte sich die IRL an umweltrelevanten Technologien orientieren, ohne dabei auf die Kosten zu vergessen. Daher hat die Hybridtechnologie KERS, die in der Formel 1 gerade heiß diskutiert wird, vorerst keine Chance: "Über KERS sprechen wir seit unserem ersten Treffen", sagt Barnhart zwar, wirft aber ein, dass es die Hersteller selbst sind, die das teure System wegen der aktuellen Wirtschaftskrise zumindest kurzfristig nicht wollen.

Wichtig aus Kostengründen ist auch, dass der künftige IRL-Motor als Basis für andere Rennserien dienen kann, wie 'Motorsport-Total.com'-Leser schon lange wissen. Auf diese Weise will man Hersteller anlocken, die den Motor in leicht veränderter Form beispielsweise in Le Mans an den Start bringen könnten. Speziell für die deutschen IRL-Interessenten Audi, Porsche und Volkswagen hoffen hier auf eine für sie vorteilhafte Lösung.

Zur ursprünglich für 2011 geplanten Einführung des neuen Motoren/Chassis-Pakets - Dallara wird ein neues Chassis entwickeln - wird es wohl nicht kommen: "So sehr wir uns 2011 wünschen würden, so sagt mir mein Bauchgefühl, dass wir angesichts der aktuellen Wirtschaftslage eher auf 2012 warten müssen", erklärt Barnhart. "Ich würde 2011 nicht kategorisch ausschließen, aber eine Verschiebung auf 2012 wäre kein Problem."

Martinelli lobt konstruktive Arbeit

"Die IRL hat einen extrem guten Job gemacht." Paolo Martinelli

FIAT zeigt jedenfalls Interesse: "Die IRL hat einen extrem guten Job gemacht und alle technischen Überlegungen, denen sich die Automobilmarken konfrontiert sehen, in Betracht gezogen", lobt Paolo Martinelli, während der Schumacher-Ära Motorenchef des Ferrari-Formel-1-Teams. "Es war für mich bisher ein sehr erfreulicher Prozess, mit meinen Kollegen an der nächsten Generation IndyCar-Motoren zu arbeiten."

Wehrmutstropfen: Aufgrund der massiven Krise der Detroiter Automobilhersteller sitzt bei den Verhandlungen derzeit kein amerikanisches Unternehmen am IRL-Verhandlungstisch. Für Barnhart ist das "keine Überraschung", allerdings könnten stattdessen unabhängige Motorenbauer wie AER, Cosworth oder Ilmor einsteigen. Ein Cosworth-Vertreter wurde unlängst auf dem Parkplatz vor dem IRL-Hauptquartier gesehen...

Die große Frage bleibt also: "Wie viele der fünf Hersteller, die derzeit bei uns am Tisch sitzen, werden sich tatsächlich verpflichten? Wenn wir neben Honda zwei weitere bekommen könnten, dann wären wir überglücklich", so Barnhart. Mit Honda steht und fällt alles - und die Japaner wünschen sich einen V6 statt eines Vierzylinders, wie Honda-US-Motorsportchef Erik Berkman bestätigt. Die anderen Hersteller plädieren eher für einen Vierzylinder.