• 16.04.2010 19:17

  • von Stefan Ziegler

Schwerer Unfall überschattet GT1-WM-Qualifikation

Update: Phoenix-Pilot Andreas Zuber geht als Sieger aus der GT1-Qualifikation hervor, die nach einem Unfall von Natacha Gachnang abgebrochen wurde

(Motorsport-Total.com) - Die erste Qualifikation der neuen GT1-WM in Abu Dhabi stand unter keinem guten Stern: Die Session musste bereits nach der ersten Teileinheit abgebrochen werden, nachdem Matech-Pilotin Natacha Gachnang (Ford) mit ihrem Fahrzeug heftig in die Leitplanken eingeschlagen war. Die Schweizerin wurde umgehend aus ihrem Auto geborgen und per Helikopter ins Krankenhaus gebracht.

Titel-Bild zur News: Natacha Gachnang

Natacha Gachnang krachte in Abu Dhabi heftig in die Streckenbegrenzung

Laut ersten Informationen von der Rennstrecke soll Gachnang nach ihrem schweren Crash am Ende der langen Gegengeraden ansprechbar gewesen sein, als die Rettungskräfte am Unfallort eintrafen. Die Schweizerin hat sich bei ihrem Abflug einen Knochenbruch im Beinbereich zugezogen. Gachnang ist nach wie vor bei Bewusstsein und befindet sich nicht in einem lebensgefährlichen Zustand.#w1#

Dies berichtet das medizinische Personal der FIA. Unmittelbar nach dem Einschlag in die Leitplanken - noch ist die Unfallursache nicht geklärt - wurde die ehemalige Formel-Pilotin ins Scheich-Khalifa-Krankenhaus geflogen, wo weitere Gesundheitschecks durchgeführt werden. Ebenfalls verletzt wurde ein Kameramann: Sein Arbeitsgerät brach ihm beim Aufprall des Autos vermutlich die Nase.

Der Unfall der 22-jährigen Gachnang ereignete sich wenige Sekunden vor dem Ablauf der Zeit im ersten Abschnitt der GT1-Qualifikation auf dem brandneuen Yas Marina Circuit. Unter den zahlreichen Flutlichtlampen hatte sich Phoenix-Pilot Andreas Zuber (Corvette) wenige Augenblicke vor dem Abbruch der Einheit in 2:06.780 Minuten an die Spitze des 24-köpfigen Starterfeldes gesetzt.

Weil die Trainingssitzung in Folge des schweren Unfalls nicht mehr aufgenommen wurde, konnte die Konkurrenz keinen weiteren Anlauf mehr unternehmen, um Zuber noch von der Spitze zu verdrängen. Die beiden weiteren Teilsessions wurden abgesagt. Die Fahrer der GT1-WM gehen demnach gemäß des Resultats von Q1 in das Qualifikationsrennen, das über die Startaufstellung entscheidet.

Vitaphone ist schon früh auf Tempo

Begonnen hatte die Zeitenjagd in Abu Dhabi damit, dass sich sämtliche 24 Fahrzeuge auf die Strecke begaben, um eine Richtzeit zu markieren - ähnlich wie die Formel 1, so führt auch die neue GT1-WM eine mehrstufige Qualifikation durch. Am Ende von Abschnitt Q1 hätten daher die acht langsamsten Rennwagen an die Box kommen sollen, nur die 16 besten Autos hätten fortfahren dürfen.

Doch soweit sollte es bekanntlich nicht kommen. Dennoch entwickelte sich im 20-minütigen ersten Teil der Qualifikation ein spannendes Duell um die Positionen, das anfangs vor allem von Michael Krumm (Nissan) dominiert wurde. Der SumPower-Fahrer markierte zu Beginn die schnellste Zeit auf dem Yas Marina Circuit und wurde nur kurzzeitig von Enrique Bernoldi (Maserati) verdrängt.

Letzterer manövrierte sich schon frühzeitig in die Spitzengruppe, wo auch dessen Vitaphone-Stallgefährte Andrea Bertolini rasch vorstellig wurde. Das Maserati-Duo war sich seiner Sache sogar so sicher, dass es über weite Strecken der ersten Einheit an der Box wartete, um im Zweifelsfall noch einmal eine schnelle Runde zu registrieren. Die Konkurrenz wählte indes eine andere Strategie.

Krumm wird weit nach hinten durchgereicht

Die meisten Piloten hatten sich vorgenommen, mehr als nur zwei Anläufe zu wagen und waren dementsprechend ausführlich auf der Strecke zugange. So fand sich Krumm nach wenigen Minuten auf dem neunten Rang wieder - gleich acht Piloten drängten sich in der Schlussphase noch vor den Nissan-Fahrer, der letztendlich rund 1,5 Sekunden Abstand auf die Spitze zu verzeichnen hatte.

Hinter Zuber reihte sich Frédéric Makowiecki (Aston Martin) ein, der als Zweiter allerdings fast genau eine Sekunde hinter dem ehemaligen GP2-Rennfahrer zurückblieb. Sechs Hundertstel dahinter folgte Bernoldi, Xavier Maassen (Corvette) platzierte sich noch vor Bertolini auf Rang vier. Mika Salo (Corvette), Peter Kox (Lamborghini) und Darren Turner (Aston Martin) komplettierten die Top 8.

Bester Ford-Pilot von Abu Dhabi war Bas Leinders für Marc VDS auf der zehnten Position. Der Niederländer ließ damit eine Reihe prominenter Namen hinter sich: Ex-DTM-Pilot Alexandros Margaritis (Maserati) wurde auf Rang zwölf abgewinkt, der frühere Formel-1-Fahrer Karl Wendlinger (Nissan) wurde 14. Sportwagen-Spezialist Matteo Bobbi (Maserati) kam nicht über Platz 16 hinaus.

Zuber ist zuversichtlich - trotz Strafe

Zuber ist indes bester Dinge: "Mir ist eine sehr gute Runde gelungen. Es lief alles wie geplant: Wir fuhren erst mit kalten Pneus hinaus und unternahmen dann mit frischen Reifen einen weiteren Anlauf. Ich war sogar regelrecht überrascht, als ich die Rundenzeit sah. Das Team hat großartige Arbeit geleistet und das Auto war prima. Ich bin sehr zufrieden und hoffe, auch im Rennen schnell zu sein."

Doch zunächst verpasste die Rennleitung sämtlichen Corvette-Piloten einen Dämpfer: In der Startaufstellung für das Rennen werden die genannten Fahrzeuge um zehn Positionen nach hinten versetzt - alle Corvettes waren in der Qualifikation regelwidrig unterwegs. Offenbar stimmte die Position des Zusatzballastes nicht mit den technischen Vorgaben der FIA überein.

"Aufgrund von technischen Problemen haben wir eine Strafversetzung kassiert", meint Zuber. "Jetzt müssen wir eben versuchen, im Qualifikationsrennen in die Top 4 vorzustoßen und im Rennen in die Nähe der Top 10 zu kommen. Dann geht es darum, möglichst viele WM-Punkte abzugreifen", erklärt der Schnellste des Zeittrainings nach der ersten Qualifikation des neuen GT1-Rennjahres.

Hennerici vom Gachnang-Crash geschockt

Zubers Teamkollege Marc Hennerici sorgt sich in erster Linie um seine Rennfahrer-Kollegin: "Das war ein richtig übler Crash und ich hoffe, Natacha ist okay", so der Deutsche. "Ich habe gehört, dass sie sich das Bein gebrochen hat. Unter diesen Umständen kann sie aber froh sein, dass es nur ihr Bein erwischt hat. Ich habe den Unfall in seinem ganzen Ausmaß gesehen - es war wirklich schlimm."

Mit Rang eins ist Hennerici aber zufrieden - fast. "Ich denke, die Leistung, die wir vom Auto bislang gesehen haben, wird seiner tatsächlichen Power noch nicht gerecht. Unser Fahrzeug ist stark, wir haben gute Arbeit geleistet und wir ließen zur richtigen Zeit die neuen Reifen aufziehen. Aus diesem Grund bin ich natürlich optimistisch. Was am Samstag passiert, steht aber noch in den Sternen."