• 03.10.2007 11:07

  • von Paul Jackson

Jackson-Kolumne: "Wir haben es geschafft!"

iSport-Teamchef Paul Jackson berichtet von der Meisterfeier in Valencia und prophezeit Timo Glock eine große Zukunft in der Formel 1

Liebe 'Motorsport-Total.com'-Leser,

Titel-Bild zur News: Paul Jackson

Im Rahmen der offiziellen GP2-PK nach dem Finalrennen in Valencia

wir haben es geschafft! Ich denke, ihr habt auf dieser Seite ja schon alles Wichtige zur Entscheidung erfahren - das muss ich nicht noch mal im Detail erzählen. Aber es war ein klasse Sonntag in Valencia für uns, ja, ein klasse Jahr! Als erstes Team in der GP2-Serie ist es uns gelungen, die Vorherrschaft von ART, die 2005 und 2006 mit Nico Rosberg und Lewis Hamilton den Titel geholt haben, zu durchbrechen.

Am Sonntagabend hatten wir eine große Party. Zu Beginn des Abends fand die Siegerehrung für die Meisterschaft statt, die sehr schön war. Für danach hatten die GP2-Veranstalter einen Nachtclub ganz in der Nähe organisiert, in den alle zum Feiern eingeladen waren. Es herrschte eine tolle Atmosphäre, alle kamen auf ihre Kosten. Wir waren nicht alleine da, sondern auch alle anderen Teams. Speziell bei uns hat sich da natürlich die große Erleichterung nach der langen und anstrengenden Saison eingestellt. Timo hatte einige Drinks, aber die hat er sich auch verdient - ich erinnere mich, dass wir erst um 5:00 Uhr am nächsten Morgen ins Hotel zurück sind!#w1#

Dank an das gesamte Team

Die Titel - wir haben ja auch die Teamwertung für uns entschieden - bedeuten uns viel, sei es mir persönlich oder jedem anderen Mitarbeiter des Teams. Alle haben alles gegeben, waren sehr leidenschaftlich. Dieser Erfolg war schon überfällig, wir hatten auch sehr starke Gegner, und dieses Jahr haben wir es endlich geschafft. Das fühlt sich klasse an!

iSport-Crew

Riesenjubel beim Team: Die Freude über beide Titel war natürlich groß Zoom

Es gibt Beispiele für die harte Arbeit der Crew, zum Beispiel in Monza, wo sie 38 Stunden durchgearbeitet haben - nicht nur, um das kaputte Auto von Andi zu reparieren, sondern auch, um Timos Auto so vorzubereiten, dass er damit gewinnen konnte. Ich kann das Team gar nicht genug loben - ohne die Jungs wäre das nicht möglich gewesen. Das gilt auch für die Ingenieure, die in ihren Büros stundenlang Daten studieren, an Simulationen arbeiten, Pläne schmieden - das hat sich jetzt alles gelohnt, das ist alles ihnen zu verdanken.

Die Rennen selbst waren nicht so spannend, wie ihr es euch vielleicht erhofft hattet, aber mir war es gar nicht unangenehm, dass es kein Nerventhriller bis zur letzten Runde wurde, um ehrlich zu sein. Am Samstag entschieden wir uns wegen der regnerischen Bedingungen am Start für eine sichere Strategie. Wir schickten Timo wie di Grassi auf Regenreifen ins Rennen, um di Grassi ohne Risiko kontrollieren zu können.

Ausnahmsweise nicht voll auf Sieg

Normalerweise ist das nicht unsere Auffassung von Racing, aber es war angesichts der Umstände die richtige Entscheidung. Als di Grassi ausgeschieden war, ging es nur noch darum, das Auto für das Sonntagsrennen mit gestürzter Startaufstellung in den Top 8 ins Ziel zu bringen. Timo wurde Siebenter, hat das also locker geschafft.

Timo Glock

So fährt ein angehender Champion: Timo Glock auf dem Weg zum GP2-Titel Zoom

Am Sonntag hatte Timo einen fantastischen Start - und dann fuhr er allen auf und davon. Wir haben Timo natürlich am Funk über di Grassis Position auf dem Laufenden gehalten, und gegen Rennmitte war uns dann schon klar, dass di Grassi nicht mehr weiter nach vorne kommen würde. Er steckte ja hinter Andi fest. Ich möchte aber dazusagen, dass Andi keinerlei spezielle Anweisungen hatte, di Grassi zu blockieren oder irgendetwas in die Richtung. An dem Punkt haben wir Timo dann gesagt, dass er das Rennen gewinnen soll - und das hat er getan!

Da war auch noch ein zweiter iSport-Fahrer...

Andis Wochenende ging wegen der Meisterschaftsentscheidung ein bisschen unter, aber ich möchte ihn auch nicht unerwähnt lassen. Er versäumte wegen eines elektrischen Defekts das halbe Qualifying und hatte nur einen Run. Das beeinträchtigte seine Startposition, was gerade in Valencia ungünstig ist, weil man auf der engen und kurvenreichen Strecke fast nicht überholen kann. Ich hätte ihm zum Abschluss einer für ihn schwierigen Saison ein Erfolgserlebnis gewünscht.

Andreas Zuber

Für den zweiten iSport-Piloten verlief das Saisonfinale nicht ganz nach Wunsch Zoom

Ich selbst war nach dem Rennwochenende kurz zu Hause in England, schreibe aber schon wieder von Jerez aus, wo wir am Donnerstag und Freitag testen werden. Wir werden hier einige Fahrer für 2008 evaluieren, nämlich Adam Carroll, Karun Chandhok, Alexandre Negrão und Bruno Senna. Nach dem Jerez-Test haben wir drei Wochen Pause bis zum nächsten Test in Paul Ricard.

Timo möchte ich zum Schluss noch alles Gute für die Zukunft wünschen. Ich hoffe, dass er mit dem Titelgewinn das Ticket in die Formel 1 gelöst hat. Ich habe gehört, dass er bei Toyota hoch im Kurs steht, und ich denke, dass er für dieses und jedes andere Team sicher eine Bereicherung wäre. Ich bin überzeugt davon, dass wir noch viel von ihm hören werden - die bisherigen GP2-Meister Rosberg und Hamilton haben ja gezeigt, was möglich ist!

Paul Jackson