Gerhard Berger, Istanbul und ein neuer Zahn
Nach dem Trubel beim Heimrennen konzentrierte sich Timo Glock aufs Training - mit einem neuen Zahn und mit Lob von Gerhard Berger
(MST/Speed-Academy.de) - Drei Tage Radfahren, Muskel- und Konditionstraining, einen Tag Schaltkart-Fahren auf der Strecke in Schaafheim, um die Reflexe zu schulen und die Konzentration auf eine schnelle Runde in der Qualifikation zu schulen - das Wochenend-Programm von Timo Glock sah keine speziellen Termine mehr vor. "Das ist mir aber auch ganz recht", schnauft der Meisterschaftsführende der GP2. "Meine Saison ist gerade in seiner entscheidenden Phase. Da kann es nicht schaden, wenn ich zwischendurch mal drei oder vier Tage Zeit habe, mich voll auf mich zu konzentrieren und mich optimal aufs nächste Rennen vorzubereiten. Trubel und Termine hatte ich schließlich am Nürburgring genug."

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Timo Glocks Erfolge werden auch von Gerhard Berger interessiert beobachtet
Die Konzentration aufs Wesentliche kommt im richtigen Augenblick, denn der Tabellenzweite Lucas di Grassi hat trotz zweier Niederlagen gegen Timo angekündigt, dem gelernten Gerüstbauer ab Istanbul die Hölle heiß zu machen und ihm in der Gesamtwertung noch mal richtig einzuheizen. Schließlich habe er gezeigt, so der Brasilianer, dass er konstant schnell und in der Lage sei, das Tempo von Glock mitzugehen.#w1#
Timo lässt sich von solchen Kampfansagen nicht ins Bockshorn jagen. "Natürlich ist di Grassi schnell - und seit dem Wochenende wohl auch mein einziger echter Gegner im Titelkampf", relativiert er. "Allerdings waren wir in den letzten Wochen immer schneller und vom Paket her besser als di Grassi und ART. Ich wüsste zwar nicht, warum sich das ab Istanbul ändern sollte, auch wenn ART dort letztes Jahr sehr stark war. Aber man muss auf jeden Fall wachsam bleiben."
Holt Berger Glock zu Toro Rosso?
Istanbul 2006 war auch jenes Rennwochenende, an dem Timo sich in die Notizbücher vieler Formel 1-Teamchefs fuhr - mit einem sehenswerten Duell mit Lewis Hamhilton, in dem die Positionen mehrfach hin- und herflogen, ehe der damalige ART-Pilot sich gegen den iSport-Odenwälder durchsetzen konnte. Wie viel solche tollen Rennen wert sind, konnte Timo erst am Dienstag in der Fachzeitschrift 'MOTORSPORT aktuell' nachlesen. Dort gestand Toro Rosso-Mitbesitzer Gerhard Berger, dass er bei der Besetzung seiner Cockpits auch über Glock nachdenke: "Den beobachte ich seit seinem starken Rennen in Istanbul letztes Jahr ständig. Er ist für mich eine echte Alternative."
Timo strahlte: "Wenn Leute vom Kaliber eines Gerhard Berger so etwas sagen, ist das natürlich eine große Ehre für mich. Ich habe das zwar auch nur in der Zeitung gelesen und nichts Weiteres gehört. Aber mein Management ist mit einigen Formel 1-Teams in Kontakt und führt Gespräche. Das ist allerdings bei Hans-Bernd Kamps bestens aufgehoben; ich konzentriere mich voll auf mein großes Ziel, GP2-Meister zu werden und mich über diese Schiene für die Formel 1 zu empfehlen. Mal gucken, was dann dabei rauskommt."
Und dann ein neuer Schneidezahn
Nicht rauskommen sollte bei den Trainings und der Kartfahrerei tunlichst ein neuer Schneidezahn, den Timo Anfang der Woche verpasst bekam. "Ich war im Alter von sieben Jahren mal ziemlich heftig auf die Nase gefallen und hatte mir dabei einen Schneidezahn abgebrochen", erinnert er sich. "Seither trage ich eine Krone. Bei der letzten begann schon das Metall durchzuschauen, deswegen brauchte ich dringend eine neue. Diejenige, die ich Anfang der Woche bekam, ist erstmal nur ein Provisorium, von dem ich hoffe, dass es die Schläge und Stöße beim Kartfahren übersteht und mir nicht irgendwann entgegenkommt."
Schön und gut. Aber wie kam es zu dem bedauerlichen Unfall im kindlichen Alter? "Ich weiß nicht mehr, ob ich damals auch schon einem Mädel imponieren wollte und zu viel riskiert habe - auf jeden Fall hat's mich irgendwie geschmissen. Und eins ist klar: Wenn ich heute einem Mädel imponieren will, geht das weder mit einem metallisch-glänzenden Zahn - noch mit einer feisten Zahnlücke. Also musste dringend was getan werden."

