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Anfahren am Berg
Paul Jackson, Teamchef bei iSport, erklärt die technischen Hintergründe der Start-Schwierigkeiten von Timo Glock in dieser Saison
(MST/Speed-Academy.de) - Die Augen von Timo Glock wurden auf einmal groß wie Untertassen. "Ich habe keinen Platz verloren. Das ist doch schon mal was!" Mit der Zeit wird man bescheiden. Starten ist in diesem Jahr nicht die große Stärke von Timo. Beinahe bei jeder Losfahrt in ein GP2-Rennen hinein kommen die Umstehenden besser weg als der Odenwälder - sehr zu dessen Verdruss.

© xpb.cc
Die Starts gingen für Glück dieses Jahr häufig in die Hose
Das Prozedere beim "Leinen los" ist in einem GP2 immer dasselbe. Die Kupplung wird nicht - wie in einem Straßenauto - über ein Pedal betätigt, sondern über zwei Wippen hinter dem Lenkrad. "Man hat die Wahl, ob man die Kupplung mit der rechten oder linken Hand ziehen will. Ich nehme immer die rechte", beschreibt Glock#w1#
"Ich lasse den Hebel mit den Fingern nach vorn kommen und suche mir dabei den Druckpunkt, an dem das Auto anfahren würde. Das spürt man in der Hand genauso wie im Fuß. Dann trete ich auf die Bremse, um zu verhindern, dass das Auto anrollt. Und wenn die Ampel ausgeht, lasse ich die Kupplung ganz kommen und gleichzeitig die Bremse los."
Just in diesem Moment muss der Deutsche immer wieder mit Verblüffung feststellen: "Während der Wartezeit ist der Druckpunkt der Kupplung von mir weggewandert. Die Drehzahl zum Wegfahren ist dann nicht mehr optimal."
Sein Teamchef Paul Jackson erklärte die technischen Hintergründe: "Der Bewegungs-Spielraum zwischen Ein- und Auskuppeln liegt bei drei Millimetern. Diese Bewegung wird bei unseren Sintermetall-Kupplungen in insgesamt 15 kleine Intervalle aufgeteilt. Wie groß diese Zwischenschritte genau sind, kann man über elektronische Kennfelder sehr genau definieren. Denn die Kupplung wird elektrisch betätigt, nicht mechanisch."
"Wir erarbeiteten bei einem Test ein Mapping, das Timo sehr gut gefiel. Das ließen wir bis heute unangetastet. Aber immer, wenn man ein neues Teil - etwa eine neue Reibscheibe - in die Kupplung einsetzt, verschieben sich die Intervalle der einzelnen Bewegungs-Schritte, auch ohne dass wir was daran verstellen. Das ist sonderbar."
Auch Glock hat keine Erklärung für die mobile und wanderlustige Kupplung. "Natürlich ist es ärgerlich, wenn andere dauernd besser wegkommen als ich", sagt er. "Aber wir fahren ja kein Speedway, sondern GP2 - da hat man viel mehr Überholmöglichkeiten. Und dass ich Überholen und Kämpfen kann, habe ich ja schon öfter bewiesen. Vielleicht ist es sogar hin und wieder besser so, weil meine Leistung den Formel 1-Teamchefs so mehr auffällt, als wenn ich einsam vorneweg fahren würde."

