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Kamps: "Auf einmal sah ich nur noch Entschlossenheit"
Nach dem Glock auf dem Nürburgring den Gordischen Knoten durchschlagen hat, herrschten bei ihm und Manager Hans-Bernd Kamps gleichermaßen Erleichterung
(MST/Speed-Academy.de) - Die Körpersprache sagte mehr, als er selbst zugeben mochte. Nach dem Sieg im samstäglichen Hauptrennen der GP2 auf dem Nürburgring offenbarte der Jubel von Timo Glock auf dem Dallara, mit dem Team auf beiden Seiten des Zauns vom Parc Fermé und auch auf dem Siegerpodest, wie erleichtert er wirklich war - auch wenn er sich hinterher in seiner verbalen Analyse möglichst nüchtern zeigte.

© Red Bull
So lässt sich Glock vor dem Start nicht mehr ablenken
Erst am Abend ließ sich der Deutsche in die Seele blicken - bei einer Veranstaltung von tolimit in einem Hotel in Barweiler, wenige Autominuten vom Ring entfernt: "Wenn ausgerechnet vorm Heimrennen von 18 Punkten nur noch zwei übrig bleiben, dann setzt einen das schon unter Druck", gestand er. "Der eine oder andere, der mich ein bisschen besser kennt, hat mir das sicher auch angesehen. Ich zog mich vor dem Start bewusst ein bisschen zurück und fuhr noch eine halbe Stunde für mich allein Fahrrad, um den Kopf freizukriegen."#w1#
Glock hat vor dem Start eines jeden Rennens ein klares Ritual: Sobald die Ohrenstöpsel vom Boxenfunk drin sind, befindet er sich in seiner Parallelwelt der Konzentration - selbst wenn er dann noch nicht im Cockpit sitzt, sondern etwa mit dem Helm in der Hand und dem HANS im Genick zum Vorstart marschiert.
Ihn dann anzusprechen, ist für jeden außer seinem Renningenieur ein absolutes Tabu. Der Rennfahrer ist dann so versunken, dass er durch Passanten am Wegesrand glatt hindurchsehen kann. Und auch dem Ingenieur kann es passieren, dass Glock ihn zwar anguckt, ihm aber nicht zuhört.
Die mentale Vorbereitung ist für jeden Rennfahrer von immenser Wichtigkeit. Glock hat auf diesem Gebiet 2007 noch eine Schippe draufgelegt. Das Radfahren vor dem Ring-Rennen hat die geistige Abgeschottetheit um einen erheblichen Teil vorverlegt, und Timo sich so davor bewahrt, von zu vielen es doch nur gut meinenden Viel-Glück-Wünschern in der Konzentration vor dem Heimrennen abgelenkt zu werden.
Selbst sein Manager Hans-Bernd Kamps suchte Glock in der letzten Stunde vorm Rennen vergebens. "Ich hatte ihn am Morgen gesehen, und an seinem Gesichtsausdruck wurde mir da klar, dass er ziemlich unter Druck stand und auch einigermaßen nervös war", so der Emsländer. "Ich wollte dann kurz vorm Rennen noch mal zu ihm, um ihn etwas zu beruhigen. Aber er war nirgends zu finden. Da war mir schon klar, dass er sich irgendwo hin zurückgezogen hatte, wo ihn keiner sieht. Als ich ihn dann unmittelbar vor dem Start wieder sah, hatte sich sein Gesichtsausdruck komplett verändert. Auf einmal sah ich nur noch Entschlossenheit und volle Konzentration. Da war mir klar: Heute kann nichts schief gehen."
Der taktisch klug und fahrerisch kampfstark herausgefahrene sichere Sieg im Hauptrennen brachte Glock an der Spitze neue Luft im Titelkampf gegen Lucas di Grassi. Und er zeigte auch den Formel-1-Teamchefs, dass die magere Ausbeute der letzten Rennen nichts mit ihm, sondern nur mit Pech zu tun hatte - wichtig gerade in der jetzigen Phase der Saison.
"Der Samstag war sicher der härteste Tag für ihn in diesem Jahr. Dass er ihn so souverän gemeistert hat, habe ich ihm zwar zugetraut. Aber trotzdem war es nicht so ohne weiteres zu erwarten. Alles, was jetzt noch kommt, ist ein Bonus."
"Und Timo", erinnert sich Kamps, "hat schon mal eine ziemlich schwierige Phase in seiner Karriere durchgemacht. Auch damals hat er sich berappelt und stärker zurückgeschlagen, als er zuvor jemals gefahren war. Das hat mir seinerzeit endgültig bewiesen, dass er nicht nur ein guter Pilot ist - sondern dass wir einen echten Spitzenmann haben. Genau das hat sich jetzt wieder bestätigt."

