powered by Motorsport.com
  • 23.04.2010 17:54

Couyotopoulo: "Vietoris ist ein Naturtalent"

Der Sportliche Direktor von Racing Engineering über Rookie Christian Vietoris und die Geheimnisse der Nachwuchsserie GP2

(Motorsport-Total.com) - Christian Vietoris nimmt dieses Jahr die GP2 mit dem Team Racing Engineering in Angriff. Die spanische Mannschaft hat bereits 2008 den Titel mit Giorgio Pantano gewonnen und greift auf einen reichhaltigen Erfahrungsschatz zurück. Thomas Couyotopoulo, der sportliche Direktor, analysiert, was es braucht, um in der Einheitsserie erfolgreich zu sein.

Titel-Bild zur News: Christian Vietoris

Christian Vietoris will in die Fußstapfen von Rosberg, Hamilton und Co. treten

Frage: "Christian Vietoris kam für diese Saison ins Team und hat bereits bei den Testfahrten überzeugt. Wie ist seine Charakteristik als Fahrer und wo werden wir ihn am Ende der Saison in der Meisterschaft finden?"
Thomas Couyotopoulo: "Vom ersten Test weg war Christian ruhig, konzentriert, höflich und vor allem ein schneller Fahrer. Er hat sehr viel Naturtalent und ein gutes technisches Verständnis aus der Formel 3 Euroserie. Er muss jetzt einige Strecken lernen und seinen Weg in der GP2 machen. Nach den ausgezeichneten Testresultaten können wir das Podium und eventuell den Kampf um den Sieg erwarten."#w1#

"Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Christian ein Neuling ist und immer noch viel zu lernen hat. Sehr gute Piloten wie Nico Rosberg und Nico Hülkenberg hatten es in der ersten Saisonhälfte schwer, bevor sie ihre Siege holten. Christian braucht jetzt einfach genug Zeit im Auto."

Frage: "Haben Sie bei den Testfahrten das geplante Programm durchziehen können? Sind Sie mit den Ergebnissen zufrieden?"
Couyotopoulo: "Die technischen und sportlichen Resultate während der sechs Tage waren durchwegs positiv. Beide Fahrer kamen auf gute Zeiten und das Team hat an den geplanten technischen Aspekten gearbeitet und Verbesserungen erzielt. Einzig die niedrigen Temperaturen in Paul Ricard und Barcelona haben uns etwas eingeschränkt. Die einzigen warmen Bedingungen fanden wir am letzten Nachmittag in Barcelona vor. Aber das liegt natürlich nicht in unserem Einflussbereich. Wir können nur unser bestes geben und uns darauf einstellen."

Frage: "Das erste Rennen findet in Barcelona statt. Die Wetterbedingungen werden im Vergleich zu den Tests unterschiedlich sein. Welche Aspekte der Abstimmung werden davon am meisten betroffen sein?"
Couyotopoulo: "Das Hauptaugenmerk der Abstimmung liegt bei der Top-Leistung im Qualifying und der Reifenabnutzung während des Rennens. Wir haben Erfahrungswerte aus den vergangenen Jahren, aber die Reifenmischung ist für diese Saison anders. Ein weiterer Faktor in Bezug auf das Fahrverhalten und den Reifenabbau während einer Renndistanz liegt beim Fahrer. Speziell wenn er im Verkehr kämpfen muss."

"Wenn man einem Konkurrenten folgt, ist das oft negativ für den Verschleiß der Pneus. Überholen ist deswegen nicht immer leicht. Aber darum geht's doch im Rennsport, oder nicht? Das ist natürlich einer der Parameter, die man bei den Testfahrten schwer reproduzieren kann. Die Aggressivität eines Fahrers und spezielle Manöver, wie das Ausbremsen eines Gegners, Defensivverhalten im Zweikampf und aerodynamische Balanceänderungen, während man einem anderen Auto folgt, sind Aspekte, die man zwar bedenken, aber nicht testen kann. Alle anderen technischen Bereiche wurden überprüft und wir sollten in der Lage sein, um die Spitze zu kämpfen."


Fotos: GP2-Testfahrten in Barcelona


Frage: "Da in der GP2 alle Teams mit dem gleichen Dallara Chassis, Renault-Motor und Einheitsreifen von Bridgestone fahren, was macht den Unterschied aus? Wie ist es möglich die beste Lösung für die unterschiedlichen Strecken zu finden?"
Couyotopoulo: "Es ist wichtig ein gutes Basissetup zu finden. Dann arbeitet man daran und passt es je nach Strecke, Fahrer und Bedingungen an. Heutzutage hat man technische Hilfsmittel in der Werkstatt, die uns erlauben, theoretische Abstimmungsrichtungen vorzugeben. Aber man braucht auch die richtigen Leute, die diese Vorgaben gut umsetzen können."

"In der GP2 ist die Zuverlässigkeit ein sehr wichtiges Thema. Ein Ausfall im Samstagrennen macht es sehr schwierig, am Sonntag in die Punkte zu fahren. Das Gleiche gilt natürlich für die Fahrer, deshalb sieht man im Hauptrennen mehr strategische Entscheidungen und im Sprint dann mehr Risikobereitschaft. Das Piloten-Feedback ist unser zweites 'Datenanalysesystem' und muss richtig, präzise und rasch an unsere Ingenieure übermittelt werden. Wenn man all diese Dinge gemeinsam zum Arbeiten bringt, wird es den Unterschied ausmachen."

"Man sieht im Hauptrennen mehr strategische Entscheidungen und im Sprint dann mehr Risikobereitschaft. " Thomas Couyotopoulo

Frage: "2010 wird das zweite Jahr von Dani Clos bei Racing Engineering. Vom sportlichen und technischen Standpunkt her, wie würden Sie Dani beschreiben und was kann man von ihm dieses Jahr erwarten?"
Couyotopoulo: "Sein Vorteil ist, dass er bereits eine Saison bei uns verbracht hat und weiß, was er erwarten kann. Die GP2 wird manchmal von jungen Fahrern, die einmal bei den Wintertests schnell waren, unterschätzt. Über die Saison hinweg erfolgreich zu sein ist nicht leicht! Dani hat bei den Tests ein gutes Tempo gezeigt, das er nun während den Rennwochenenden bestätigen muss. Es ist normal, dass er mit der Zeit reifer wird. Er kann regelmässig punkten und aufs Podium fahren, aber unser Ziel ist es, zu gewinnen."

Frage: "Welche Rennstrecke wird am besten zum Racing-Engineering-Packet passen?"
Couyotopoulo: "Das ist schwer zu sagen. Wir waren in den letzten Jahren auf allen Strecken erfolgreich. Nur Monaco war nie positiv für uns. Aber ich würde sagen, dass man Monaco nicht mit einer normalen Rennstrecke vergleichen kann."

Frage: "Zwei Wochen vor dem Saisonstart befinden sich die Autos zurück in der Garage. Was muss noch getan werden?'
Couyotopoulo: "Die Testfahrten verliefen positiv, was auch bedeutet, dass die Autos viele Kilometer abgespult haben. Um es anders auszudrücken, wir haben mehr Kilometer abgespult, als im ersten Drittel der regulären Saison. Viele Teile müssen deshalb überprüft, zum Service, oder getauscht werden. Die Ingenieure gehen durch die ganzen Daten, während das Team sich technisch und logistisch auf die ersten Rennen vorbereitet."