• 25.09.2007 11:10

  • von Harry Miltner

Chandhok: "Die GP2 ist nur ein Zwischenstopp"

Karun Chandhok ist nach seinem GP2-Sieg in Spa-Francorchamps endgültig aus dem Schatten seines Landmannes Narain Karthikeyan herausgetreten

(Motorsport-Total.com) - "In Runde 14 täuschte ich ein Manöver an, drückte das Pedal voll durch und ging dann auf der anderen Seite an Andy Soucek vorbei. Danach zog ich davon und wusste, ich würde gewinnen", strahlte Karun Chandhok, der Sieger des GP2-Sprintrennens in Spa. Der Durango-Pilot verhalf dem Mittelständler-Team nicht nur zu erstem Ruhm, sondern holte sich damit auch den größten Motorsporterfolg in der Geschichte Indiens.

Titel-Bild zur News: Karun Chandhok

Ein überglücklicher Karun Chandhok auf dem Siegerpodest von Spa

"Es ist natürlich ein Klassetag. Ich bin überwältigt von diesem Sieg, auch wenn ich eigentlich schon in Istanbul gewinnen hätte können oder müssen", bewies Chandhok auch im Moment des Triumphes, dass er beide Beine am Boden der Realität hat. In der Türkei startete er bereits von der Pole ins Sprintrennen, lag in Führung, aber der Zweitplatzierte Kazuki Nakajima schubste ihn von der Piste. "Das war sehr unglücklich, denn eigentlich hätten wir dort bereits feiern sollen.#w1#

Der 23-Jährige aus Madras ist die große Formel-1-Hoffnung des Subkontinents und der neue Liebling von F1-Zampano Bernie Ecclestone. Der Brite will 2010 einen Grand Prix in Indien und der indische Geschäftsmann Vijay Mallya, der gerade das Formel-1-Team von Spyker übernommen hat, möchte Chandhok ein Cockpit anbieten. "Spa ist ein wichtiges Wochenende und der Druck ist enorm. Umso besser ist es, genau hier zu gewinnen", weiß der Durango-Pilot.#w1#

Die Leistungsexplosion des Inders ist enorm. Nachdem er an den ersten sieben Rennwochenenden ohne Punkte blieb, holte er in den vergangenen drei Stationen nicht weniger als 14 Zähler. "Das ist natürlich toll, aber sicher ein Verdienst des ganzen Teams. Wir arbeiten hart und ich finde mich in dieser Serie immer besser zurecht."

Gute Vorbereitung ist alles

Karun Chandhok

Gegen Karun Chandhok war im Sprintrennen kein Kraut gewachsen Zoom

Nach seinem Titel in der Formel Asia 2001 zog es Chandhok nach Großbritannien, wo er Erfahrung in der Formel 3 sammelte, ehe er in der A1GP-Serie für sein Land an den Start ging und 2006 erneut Formel Asia Meister wurde. Durch sein GP2-Engagement ist Chandhok in seiner Heimat aus dem Schatten von Narain Karthikeyan getreten und "will natürlich in die Formel 1. Aber solche Dinge brauchen Zeit. Ich muss zuerst hier erfolgreich sein und mich empfehlen."

Chandhok ist ein Fahrer der neuen Generation - sehr gut vorbereitet, in jungen Jahren schon abgeklärt und perfekt organisiert. Nach dem Interview überreichte er sogar seine Visitkarte und verweist auf seine Website für weitere Information.

Eine derartige Einstellung beeindruckt nicht nur Journalisten, sondern auch Mäzene wie Mallya: "Ein indisches Team mit einem indischen Fahrer wäre die ideale Kombination und Karun ist sicher eine Option. Er wird sich in seinem zweiten Jahr in der GP2 wahrscheinlich enorm verbessern."

Eine gute Vorbereitung ist für den smarten Youngster das Ein und Alles. Und sein guter Start in Monza, als er acht Wagen überholte, war übrigens kein Zufall: "Vor dem Wochenende schaute ich mir DVDs von Formel-1-, GP2- und Formel-3-Starts hier an. Beim Anbremsen der Schikane zogen alle nach außen, während ich innen einen Haufen Platz hatte."

Ebenso klar war ihm daher, dass wenn "Souceck zu Beginn des Sprintrennens so pusht, würden seinen Reifen nicht halten. Ich blieb also dran, wartete ab, schonte mein Material. Und als die Zeit reif war, fuhr ich vorbei, zog davon und gewann." Worte aus dem Mund eines Siegers. So einfach kann Motorsport sein...