Abts zweite Chance: "Habe mich schnell wohlgefühlt"

Beim Test in Abu Dhabi hat Daniel Abt gemerkt, dass er mit dem Hilmer-Team gut zurechtkommt und sich schnell im Auto wohlfühlt - Topergebnisse im Visier

(Motorsport-Total.com) - Schon sehr früh hat Daniel Abt die enttäuschende Saison 2013 abgehakt und die Weichen für das kommende Jahr gestellt. Als einer von bislang nur zwei Fahrern steht der 20-Jährige bereits für die neue GP2-Saison 2014 unter Vertrag: Beim deutschen Hilmer-Team hofft der Kemptener, dass er die Zeit bei ART schnell vergessen machen kann. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht der Allgäuer über seine ersten Eindrücke bei seinem neuen Team und warum er für 2014 so positiv gestimmt ist.

Titel-Bild zur News: Daniel Abt

Fans von Daniel Abt müssen sich im nächsten Jahr an neue Farben gewöhnen Zoom

Frage: "Im nächsten Jahr gibt es zwischen dir und Hilmer eine deutsch-deutsche Verbindung. Wie kam der Kontakt zwischen dir und dem Team zustande?"
Daniel Abt: "Franz (Hilmer, Teamchef; Anm. d. Red.) ist natürlich immer an der Rennstrecke vor Ort. Im letzten Saisondrittel war natürlich klar, dass ich mir schon einmal eine Alternative suchen muss, weil die Saison natürlich nicht so gelaufen ist, wie wir uns das erhofft haben - und eine Verbesserung war nicht wirklich in Sicht. Somit haben wir mit verschiedenen Teams gesprochen, und Hilmer war natürlich auch mit auf der Liste. Sie haben gute Ergebnisse gezeigt und Sprachhindernisse gibt es auch keine. So kam das dann zustande."

Frage: "Beim Abschlusstest in Abu Dhabi warst du bereits alle drei Tage für Hilmer unterwegs und hast für kein anderes Team getestet: Stand schon vorher fest, dass du nach Niederwinkling gehst?"
Abt: "Nein, es stand nicht fest - aber es war der Wunsch. Wir haben uns das natürlich überlegt und haben vor dem Test gesagt, dass dies das Wunschteam wäre. Aber wenn der Test schlecht gewesen wäre oder man gesehen hätte, dass man doch nicht miteinander auskommt, dann hätte man vielleicht doch noch einmal nach Alternativen schauen müssen. Das war aber nicht der Fall. Wir haben uns sehr gut verstanden und haben sehr gut harmoniert - und die Zeiten waren auch gut. Somit war ich eigentlich froh, dass das so gut geklappt hat."


Fotos: Daniel Abt, GP2-Serie in Abu Dhabi


Frage: "In der vergangenen Saison hat sich das Fahrerkarussell bei Hilmer ziemlich schnell gedreht, insgesamt fünf Fahrer kamen zum Einsatz: Ist deine Saison komplett gesichert?"
Abt: "Ja, natürlich! Man sollte nie in so eine GP2-Saison gehen und dann Rennen für Rennen schauen, dass es klappt. Bei den Fahrern, die sie hatten, war es leider so. Und sie mussten natürlich auch schauen, dass sie irgendwelche Fahrer ins Auto bekommen. Mein Plan ist aber, die ganze Saison durchzufahren."

Hilmer: Stimmung gut, Auto gut

Frage: "Bei den Testfahrten in Abu Dhabi hast du ja schon einen Einblick in das Team bekommen dürfen: Wie schätzt du die Arbeit mit dem Team ein?"
Abt: "Die ist wirklich sehr positiv! Die Ingenieure dort sind sehr erfahren. Der Ingenieur, mit dem ich zusammengearbeitet habe, war wirklich sehr, sehr gut. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass er weiß, was er tut. Auch sonst ist eine sehr positive Stimmung im Team."

"Ich glaube, das Positive ist auch einfach, dass der Franz mit Herzblut dahinter ist und dass er einfach von morgens bis abends dasteht und schaut, dass alles läuft und dass alle zufrieden sind - und das merkt man auch! Natürlich waren alle auch ein bisschen von der langen Saison und dem langen Wochenende angeschlagen, aber insgesamt war es sehr positiv."

Daniel Abt

Der Allgäuer wird 2014 für das deutsche Hilmer-Team ins Lenkrad greifen Zoom

Frage: "Hast du beim Testen irgendwelche Unterschiede zu deinem alten ART-Boliden gespürt?"
Abt: "Ja, große Unterschiede. Es hat ja nicht lange gedauert, bis ich meine schnellste Zeit vom Wochenende geknackt habe - ich bin, glaube ich, in der zweiten oder dritten Runde schon schneller gefahren. Es hat sich sehr gut angefühlt und das Auto hat sehr gut funktioniert. Vor allem habe ich mich relativ schnell wohlgefühlt - das ist immer das Wichtigste."

"Es war natürlich wichtig für mich, dass ich gesehen habe: 'Okay, es geht ja doch!' Wenn ich jetzt beim Test wieder 20. gewesen wäre, dann hätte ich ein Problem gehabt. Aber so war es echt positiv. Es war nur ein Test und natürlich muss man jetzt weiter arbeiten und darf sich nicht darauf ausruhen, aber es war auf jeden Fall gut."

Ziel: Endlich Topergebnisse

Frage: "Abu Dhabi scheint ein gutes Pflaster für dich zu sein, denn auch im Rennen konntest du endlich gute Punkte einstreichen. War das ein versöhnlicher Abschluss für deine Saison?"
Abt: "Ja, auf jeden Fall! Das Wochenende hat ja mit dem verlorenen Rad (im Qualifying; Anm. d. Red.) wieder sehr bescheiden angefangen. Da dachte ich eigentlich: 'Okay, das Wochenende ist jetzt auch wieder gelaufen'. Das hat ja eigentlich so ein bisschen zu dem ganzen Jahr gepasst, dass ausgerechnet mir wieder sowas passiert. Im ersten Rennen war ich eigentlich auf die Distanz gesehen das schnellste Auto im Feld."

"Es war superpositiv, es war echt gut und es hat endlich mal Spaß gemacht, Rennen zu fahren. Aus diesem Grund war es eigentlich schon wichtig, einfach noch einmal am Ende ein kleines Highlight zu setzen, weil es einfach die Leute um mich herum für das nächste Jahr motiviert und man den Partnern auch noch einmal zeigen kann, dass es doch klappen könnte. Das war schon wichtig."

Daniel Abt

Beim Test in Abu Dhabi wusste Abt mit schnellen Zeiten zu überzeugen Zoom

Frage: "Du bist im nächsten Jahr kein Rookie mehr und weißt, was dich in der GP2 erwartet: Mit welchen Zielen gehst du an die neue Aufgabe?"
Abt: "Ich habe schon hohe Erwartungen, aber ich möchte jetzt nicht irgendein großes Ziel an die Wand malen. Das ist auch schwer, wenn man von Position 22 in der Meisterschaft kommt und sagt, man will im nächsten Jahr Meister werden. Aber ich glaube schon, dass der Anspruch sein muss, dass man regelmäßig vorne Topergebnisse erzielt. Ich schätze mal, es wird sich auch nach den ersten paar Rennen herausstellen, wo man steht. Dann wird man konkreter sagen können, was realistische Ziele sind."

Die Formel 1 macht in Gedanken Pause

Frage: "Apropos realistische Ziele: Siehst du die Formel 1 nach deinem schwierigen GP2-Jahr weiter in die Ferne gerückt oder konntest du durch Kontakte beispielsweise näher heranrücken?"
Abt: "Ich sage mal so: Das Jahr hat mir auf jeden Fall nicht geholfen, was das angeht. Das ist ganz klar. Mit dem 22. Platz kann man sich nicht für die Formel 1 empfehlen. Aber so schnell, wie es von dem GP3-Vizetitel, wo alles ein bisschen auf dem Höhepunkt war, absacken kann, genauso schnell kann es auch wieder nach oben gehen, wenn die Ergebnisse im nächsten Jahr stimmen. Ich glaube, das Wichtigste ist, jetzt einfach nicht zu viel in Richtung Formel 1 zu denken, sondern volle Konzentration auf die GP2-Saison zu legen. Die wird sehr, sehr wichtig. Wenn da die Ergebnisse stimmen, dann kann man auch den Schritt weiter denken."

Frage: "Klammerst du die Formel 1 damit komplett aus - oder fasst du kleinere Dinge wie den Young-Driver-Test ins Auge?"
Abt: "Im Moment ist nichts geplant. Wichtig ist erst einmal, dass man Ergebnisse hat, die man vorzeigen kann. Ich bin kein Fan davon, irgendwo Geld hinzulegen und zu sagen, jetzt bin ich mal Formel-1-Auto gefahren. Oberste Priorität ist jetzt erst einmal, das schlechte Jahr wieder gutzumachen, dann wird alles andere von alleine kommen."