Das große Meisterinterview mit Romain Grosjean
Der GP2-Asia-Champion im ausführlichen Titelinterview - Roman Grosjean gewährt auch einen ersten Ausblick auf die anstehende GP2-Saison 2008
(Motorsport-Total.com) - Romain Grosjean hat sich mit seinem Gesamtsieg in der ersten Ausgabe der neuen GP2-Asia-Serie einen Platz in den Geschichtsbüchern des Motorsports gesichert. Der gebürtige Schweizer mit französischer Lizenz gewann 2007 bereits die Formel-3-Euroserie und gab nach dem Bahrain-Wochenende ein ausführliches Titelinterview.

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Romain Grosjean bejubelt seine Meisterschaft in der GP2-Asia-Serie
Frage: "Romain, wie fühlt man sich als der erste Champion der GP2-Asia-Serie?"
Roman Grosjean: "Gut, aber auch etwas verrückt, denn wir haben den Titel in einer etwas seltsamen Art und Weise gewonnen. Ich wurde Meister, obwohl ich im Sprintrennen ausgefallen bin. Man bevorzugt es immer, wenn man eine Meisterschaft mit einem Sieg holt."#w1#
"Aber das lässt unsere Motivation und unsere Zuversicht für die GP2-Serie, die in ein paar Wochen beginnt, noch einmal steigen. Und die GP2-Asia ist auch noch nicht ganz vorbei. Wir wollen diese Woche in Dubai noch einmal gewinnen und uns dann für die nächste Meisterschaft vorbereiten."
Frage: "War es wichtig, die Meisterschaft vor den versammelten Formel-1-Leuten zu gewinnen?"
Grosjean: "Natürlich ist die Formel 1 mein Traum und auch mein Ziel. Es war wichtig, zu zeigen, dass ich konkurrenzfähig bin. Ich habe bewiesen, dass ich schnell bin und in allen Umständen kämpfen kann. Unser nächster Schritt ist es, das neue GP2-Auto zu entwickeln, um damit genau so gute Resultate, wie mit dem alten Auto zu holen."
Frage: "Was genau ist im Sprintrennen geschehen?"
Grosjean: "Ich habe nach einer Runde die Führung übernommen und konnte davon ziehen. Dann habe ich meine hinteren Bremsen verloren. Plötzlich blockierten die Räder. Ich wollte noch so lange wie möglich auf der Strecke bleiben, aber dann wurde es zu gefährlich und ich musste aufgeben. Schade, denn ich hatte fast ein perfektes Wochenende und hätte beinahe 20 Punkte geholt."

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Romain Grosjean hatte nicht nur in Bahrain oft die Nase ganz vorne Zoom
Frage: "Wie würdest du deine Saison zusammenfassen?"
Grosjean: "Ich kam ja als Rookie an. Ich habe immer gesagt, dass die GP2-Asia die beste Möglichkeit zum Lernen und zum Erfahrungsammeln ist. Ich war glücklich, dass ich in einem Team fuhr, dass ich aus der Formel-3-Euroserie gut kannte. Ich wusste, wie sie arbeiten und das hat mir vom ersten Rennen an geholfen."
"Nach vier Testtagen in Dubai holte ich meine erste Pole. Ich Rennen musste ich dann zum ersten Mal einen Boxenstopp hinlegen, aber alles lief glatt. Ich wusste, dass ich ein Siegerauto hatte, aber der Erfolg im Sprintrennen war dann doch eine Überraschung. 19 Punkte gleich am ersten Wochenende bedeuteten eine komfortable Führung, das gab mir viel Selbstvertrauen."
"In Sentul hatten wir mehr Probleme. Ich habe zunächst einen Fehler im Qualifying gemacht. Im Hauptrennen hätten wir dann um den Sieg kämpfen können, doch da gab es ein Problem beim Stopp. Zu allem Überfluss hatten wir auch noch mechanische Probleme. Von Indonesien habe ich mir mehr erhofft."
"Deshalb fuhren wir mit großer Zuversicht nach Malaysia und es sah erst so aus, als würden sich die Dubai-Ereignisse wiederholen können. Doch dann habe ich das Auto in der Startaufstellung abgewürgt. Das war wohl ein Teil meines Lernprozesses. Nach der Roten Flagge war ich Letzter und ohne die Berührung hätte ich fast noch gewonnen. Platz neun hat mich sehr enttäuscht."
"Am Tag danach wurde ich Zweiter. Das war wichtig, denn ich konnte beweisen, dass ich sauber Überholen kann. Und noch wichtiger: Dieser zweite Platz brachte mir den Titel."

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Romain Grosjean hat bald nur noch die GP2-Serie fest im Visier Zoom
Frage: "Hast du wirklich erwartet, auf diesem Level performen zu können?"
Grosjean: "Ganz ehrlich: Ja. Ich weiß, dass das viele Leute überrascht hat, aber meiner Meinung nach ist das Auto für mich perfekt. Mein Ingenieur und ich arbeiten eng zusammen und wir verstehen einander. Ich wusste, dass ich immer am Steuer eines perfekt ausbalancierten Autos saß und konnte mich voll auf das Fahren konzentrieren. Wenn ich ein gutes Gefühl mit dem Auto habe, fühle ich mich stark und gehe Risiken ein."
Frage: "Die Leute werden dich fragen, ob du diese tolle Leistung auch in der GP2-Serie wiederholen kannst..."
Grosjean: "... und ich werde ihnen vorsichtig antworten, dass das nicht der Fall sein wird. Unsere erste Aufgabe ist es, das Auto zu entwickeln. Das ist zu Saisonbeginn unsere Hauptaufgabe. Außerdem gibt es dort extrem schnelle und erfahrene Piloten, die noch über Leuten wie Senna, Valles, Petrov oder Chandhok stehen. Viele von ihnen können den Titel gewinnen, das ist eine ganz andere Umgebung. Ich werde ein Rookie sein, der eine Menge lernen muss - angefangen bei den Strecken. Die GP2-Asia hat mir wertvolle Erfahrung gebracht, aber ich lerne noch immer."
Frage: "Du bist also nicht der Mann, den es zu schlagen gilt?"
Grosjean: "Ich fühle mich als Außenseiter. Zuber, Maldonado, mein Teamkollege Filippi oder auch Pantano - das sind die Leute, die man schlagen muss. Sie haben die Erfahrung und meine Aufgabe ist es, ihnen das Leben ein wenig schwerer zu machen."

