Titelkampf wird eng: Piquet siegt vor Meisterschaftsrivalen
Nelson Piquet jun. hat den Formel-E-Lauf in Moskau gewonnen, dahinter folgen aber die anderen Favoriten - Peinlicher Boxenfauxpas beim Team von Sebastien Buemi
(Motorsport-Total.com) - Mit dem Sieg beim ePrix von Moskau hat Nelson Piquet jun. einen wichtigen Schritt in Richtung Titelgewinn in der Formel E gemacht. Der Brasilianer holte beim neunten Saisonlauf in Russland seinen zweiten Sieg und baute seine Führung in der Gesamtwertung aus. Allerdings lässt die Konkurrenz nicht locker: Lucas di Grassi (Abt) bleibt dem China-Piloten mit Rang zwei auf den Fersen.

© FIA Formula E
Nelson Piquet jun. holt sich in Moskau seinen zweiten Saisonsieg Zoom
Auch Sebastien Buemi ist vor dem Finale in London weiter im Rennen, der e.dams-Pilot holte sich in der letzten Runde Rang drei, nachdem er sich in einem beinharten Manöver an Jean-Eric Vergne (Andretti) vorbeiquetschen konnte, bei dem auch Nick Heidfeld (Venturi) noch profitieren und sich mit Rang vier sein bestes Ergebnis sichern konnte.
Mann des Rennens war aber eindeutig Nelson Piquet jun., der die Führung bereits am Start von Pole-Mann Vergne übernahm und sie - mit Ausnahme des Boxenstopps - bis zum Fallen der Zielflagge nicht mehr abgab. Der Brasilianer schoss bereits vor der ersten Kurve am Franzosen vorbei und fuhr in Folge eine schnellste Runde nach der anderen, was allerdings auch einen höheren Energieverbrauch zur Folge hatte.
"Das Qualifying war wirklich wichtig", erklärt der Brasilianer nach seinem Sieg. "Hätte ich mich nicht gut qualifiziert (Rang zwei; Anm. d. Red.), dann wäre der Sieg nahezu unmöglich gewesen. Wir hatten einen guten Start, und im Rückspiegel war dann nicht mehr allzu viel Action bei mir", so Piquet, der davon spricht, dass sein Team "die Hausaufgaben gemacht" hätte. "Ich denke, wir hatten alles unter Kontrolle."
Peinliches Missgeschick bei e.dams
Denn hinter Blitzstarter Piquet hielt Vergne die beiden Titelrivalen di Grassi und Buemi auf, und dahinter sorgte Daniel Abt (Abt) für einen weiteren Verfolgerzug. Weil er mit seiner Pace so viel Energie verbraucht hatte, ging Piquet bereits nach Ablauf der 17. von 35 Rennrunden zu seinem Autowechsel in die Box, eine Runde später folgte das große Feld inklusive Vergne und di Grassi. Der Brasilianer wurde von seiner Mannschaft allerdings schneller abgefertigt und überholte dabei den Franzosen und lag fortan auf zwei.

© FIA Formula E
Sebastien Buemi konnte mit Rang drei noch Schadensbegrenzung betreiben Zoom
Gute Karten hatte zu diesem Zeitpunkt Sebastien Buemi. Der Schweizer hatte noch mehr Energie gespart und konnte eine weitere Runde anhängen - und hatte vor allem so im Schlussspurt noch ein Ass im Ärmel. Doch genau in jenem entscheidenden Moment patzte die sonst so professionelle e.dams-Truppe. Weil das Team von einer Mindeststoppzeit von 68 Sekunden ausgegangen war (statt der eigentlichen 58 Sekunden), verloren Buemi und Teamkollege Prost zehn Sekunden in der Box!
Dennoch kam der ehemalige Formel-1-Pilot auf Rang vier aus der Garage und ging auf die Jagd von Vergne, während Piquet an der Spitze fünf Sekunden Vorsprung auf di Grassi hatte, die aber langsam schmolzen. Doch der Vorteil hielt bis ins Ziel, der Abt-Pilot hatte keine Chance, den Führenden zu attackieren und kam letztlich mit zwei Sekunden Rückstand auf Rang zwei. Mit weiteren neun Sekunden Rückstand folgte Buemi, der Vergne eben mit einem harten Manöver in der letzten Runde noch abfangen konnte.
Gute Punkte für Heidfeld und Abt
Polesetter Vergne musste sich hinter Nick Heidfeld, der ebenfalls durchschlüpfte, mit Rang fünf zufriedengeben, dahinter erlebte Daniel Abt mit Rang sechs dieses Mal einen reibungslosen ePrix. Salvador Duran (Aguri) konnte mit Platz sieben vor Teamkollege Antonio Felix da Costa ebenfalls ein gutes Ergebnis mitnehmen, dahinter landeten der vom Boxenstopp gehandicapte Nicolas Prost (e.dams) sowie Debütant Justin Wilson (Andretti).
Der Brite machte bei seiner Formel-E-Premiere eine gute Figur und lieferte sich heiße Duelle mit den Konkurrenten. In den letzten Runden versuchte er an Jarno Trulli (Trulli) für den letzten Punkt vorbeizugehen, doch in seinem Nacken lauerte bereits Loic Duval (Dragon). Doch als Duval in der Spitzkehre an beiden vorbeiwollte, rauschte er in das Heck des Italieners, und der Weg war frei für Wilson, der den letzten Punkt mitnahm.
Trulli musste daraufhin das Rennen wieder einmal vorzeitig beenden und blieb ohne Punkte, wie auch das bis dato zweitplatzierte Dragon-Team, die mit Duval und Berlin-Sieger Jerome D'Ambrosio nur die Plätze elf und zwölf einfuhren. Auch für Bruno Senna war Moskau keine Reise wert, der Brasilianer in Mahindra-Diensten drehte sich in der Anfangsphase und zerstörte sich den Heckflügel. Neben Trulli die einzigen Ausfälle waren technisch bedingt Sam Bird (Virgin) und Antonio Garcia (China).
In der Gesamtwertung bedeutet das Ergebnis vor dem Saisonfinale in London in drei Wochen, dass Nelson Piquet jun. mit nun 128 Punkten weiterhin führt. Sebastien Buemi (116) und Lucas di Grassi (111) haben im Battersea Park viel Arbeit vor sich. Nicolas Prost (80) und Jerome D'Ambrosio (77) sind realistisch bereits aus dem Titelrennen raus.

