Chandhok: "Die ersten Sekunden waren ziemlich unheimlich"

Karun Chandhok berichtet von seinen ersten Erfahrungen in einem Formel-E-Auto und verrät, was seine Ziele und Hoffnungen für die erste Saison in der neuen Serie sind

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1-Pilot Karun Chandhok hatte bei den ersten vier Testtagen der Formel E bisher eine Menge Pech. Am ersten Tag gab es Problem mit seiner Batterie, an den folgenden Tagen wurde er zunächst von einer defekten Aufhängung und dann von einem Unfall eingebremst. Trotzdem bleibt der Inder zuversichtlich und hofft, dass sein Mahindra-Team in der Meisterschaft gut abschneiden wird.

Titel-Bild zur News: Karun Chandhok

Für Karun Chandhok war seine erste Fahrt in einem Formel-E-Auto ziemlich merkwürdig Zoom

"Zu diesem Zeitpunkt habe ich das Gefühl, dass mir noch ungefähr eine halbe Sekunde fehlt. An drei der vier Testtagen habe ich eine Menge Zeit verloren", erklärt Chandhok gegenüber 'autocarindia.com' und ergänzt: "Wir haben nur noch einen weiteren Tag vor dem ersten Rennen. In der ersten Saison wird es Probleme mit der Zuverlässigkeit geben, also ist es schwierig, Vorhersagen zu treffen. Aber ich wäre enttäuscht, wenn wir es als Team nicht unter die ersten Drei schaffen würden."

Laut eigener Aussage verliert der 30-Jährige die Zeit vor allem beim Bremsen, an das er sich bisher noch nicht richtig gewöhnen konnte. Allerdings bleibt abzuwarten, ob seine Prognose von einer halben Sekunde Rückstand überhaupt zutreffend ist, denn durchschnittlich fehlte dem Inder bei den bisherigen Tests deutlich mehr, am vierten und bis heute letzten Testtag waren es beispielsweise fast zwei Sekunden auf die Bestzeit von Sebastien Buemi.

"Die ersten 30 Sekunden in einem Formel-E-Auto sind ehrlich gesagt ziemlich unheimlich. Durch den fehlenden Sound des Autos macht nur der Wind Geräusche und das ist ziemlich merkwürdig", berichtet Chandhok und ergänzt: "Es ist so, als würde man in einem stummgeschalteten Simulator fahren. Das Drehmoment des Motors im Qualifyingmodus ist wirklich beeindruckend und das Auto beschleunigt sehr schnell. Das wirklich Knifflige ist das Bremsen und die ganze Energierückgewinnung."

"Im Gegensatz zu Formel-1- oder LMP1-Autos haben wir nicht die Elektronik, die uns mit der Rückgewinnung von den Hinterreifen oder bei der Bremsbalance hilft. Auf der Strecke musst du dich selbst um diese Sachen kümmern und sie konstant anpassen. Außerdem ist es eine neue Erfahrung, nicht auf Slicks zu fahren. Man kann fühlen, wie das Auto auf dem Profil der Reifen rutscht. Ich denke, das wird für die Fans an der Strecke und am TV gut aussehen."


Formel-E-Test in Donington

Darauf angesprochen, dass die Formel-E-Autos bei den Tests in Donington ungefähr neun bis zehn Sekunden langsamer waren als Formel-3-Autos an gleicher Stelle, antwortet Chandhok: "Dadurch, dass wir nicht auf Slicks fahren, beträgt der Unterschied in der Realität nur vier oder fünf Sekunden." Der Inder erklärt: "Die Ansprüche an den Fahrer kommen nicht von der Geschwindigkeit, sondern daher, die beste Performance auf die effizienteste Art aus dem Auto herauszuholen."

"Ehrlich gesagt ist diese mentale Herausforderung, eine Strategie für die Energieverwendung auszuarbeiten, ziemlich groß." Karun Chandhok

"Ehrlich gesagt ist diese mentale Herausforderung, eine Strategie für die Energieverwendung auszuarbeiten, ziemlich groß, denn wir dürfen nicht vergessen, dass wir keine Live-Telemetrie haben. Also können wir uns nicht auf die Informationen des Teams verlassen, wie es in der Formel 1 der Fall ist", so der Mahindra-Pilot.

Abschließend gibt der ehemalige Formel-1-Pilot dann doch noch eine kleine Prognose ab: "Ich denke, die Teams und Fahrer, die die besten Simulatoren haben, werden diejenigen sein, die in der ersten Saison vorne sein werden. Ich meine damit nicht die Simulatoren, in die sich die Fahrer setzen, sondern die Software, die dazu entwickelt wurde, die optimale Energie-Strategie auf einer Runde und im Rennen zu errechnen."