• 22.03.2014 14:55

  • von Maria Reyer & Roman Wittemeier

Biermaier: Die Formel E wird ein Erfolgsprojekt

Abt-Sportdirektor Thomas Biermaier spricht exklusiv über das Projekt Formel E - Die Show müsse stimmen, der Sound sei "spacig"

(Motorsport-Total.com) - Das Team Abt kennt man normalerweise aus der DTM. Dort feierte man mit Audi schon mehrere Titel. Nun will man sich in ganz neuen Gefilden probieren - in der Formel E. Die neue Rennserie, in der mit rein elektrisch betriebenen Boliden gefahren wird und die am 13. September in Peking startet, soll das neue Erfolgsprojekt werden.

Titel-Bild zur News: Abt-Bolide für die Formel E

Der Formel-E-Bolide von Abt wird ab September um den Titel kämpfen Zoom

Abt-Sportdirektor Thomas Biermaier erklärt in einem exklusiven Gespräch, was der momentane Stand der Dinge ist: "Wir sind mit unserer Sponsorensuche noch nicht fertig. Wir haben das ganze noch nicht abgeschlossen. Wir wollten Genf (gemeint ist der Genfer Auto-Salon; Anm. d. Red.) jetzt bloß nutzen, um auch unsere beiden Fahrer zu präsentieren. Und um das ganze Thema Formel E auf den Markt zu bringen."

Die beiden Fahrer sind Daniel Abt und Lucas di Grassi, der schon als Entwicklungsfahrer für die Formel E tätig war. Ob dies ein Vorteil für den Brasilianer ist? "Ja, aber Lukas ist nie mit dem hundertprozentigen Auto gefahren", so Biermaier.

Der Fahrer als entscheidende Komponente

"Als er die Entwicklungsfahrten gemacht hat, waren die Batteriekapazitäten bei 25 Prozent. Er hat nie das komplette Einsatzfahrzeug getestet und jetzt darf er auch nicht mehr testen", erklärt Biermaier und fügt hinzu, dass es sicherlich von Vorteil sei, die Ideen der Leute, die Konzepte und die Abläufe zu kennen.

Im Allgemeinen glaubt Biermaier, dass die Fahrer eine entscheidende Komponente seien: "Da kommt dem Fahrer eine wichtige Rolle zu. Weil er entscheidet, wann er aufs Gas geht, wann er bremst, wie schnell er aufs Gas geht, das er die Batterie ein bisschen schont."

Grundsätzlich glaubt der 35-Jährige, dass man auf dem richtigen Weg sei: "Wo die Leute sind, wo die Familien sind. Es wird ein richtig schönes Rahmenprogramm geben. Sie möchten große Konzerte mit internationalen Stars veranstalten. Straßenkurse sind immer interessant, weil auch immer etwas passiert. Ich glaube, dass das der richtige Weg ist."

Der neue Zeitgeist: Alternativ und modern

Auch die alternative Herangehensweise und die Promotion gefallen Biermaier: "Sie gehen sehr stark auf Social Media, möchten dort weltweit Werbung betreiben, weil es ja doch eine internationale Serie ist. Die Konzepte sind momentan gut."

Das Grundkonzept sei dem Zeitgeist entsprechend, denn "das Verhältnis vom Menschen zum Automobil hat sich verändert. Ich glaube, wenn man heutzutage die Jugendlichen sieht - wie viel verbindet ein Jugendlicher noch mit einem Auto?"

"Man muss keines mehr besitzen. Car-Sharing, alles gibt's. Man kann mit der U-Bahn fahren. Und daher ist das vielleicht schon so, dass die Leute sagen: 'Du, das erste rein elektrisch betriebene Rennen, das schauen wir uns an.' Aber da muss auch die Show stimmen, dass die Leute wiederkommen."

Zwei Autos in einem Rennen

Die Ziele der Formel E sind ebenfalls klar. Man möchte familienfreundlich und umweltbewusst auftreten. Laut Biermaier wolle man so ein ganz neues Publikum ansprechen. Und die Technologie der Zukunft entwickeln.

"Das Ziel der Formel E in drei, vier Jahren ist, dass man auf den Autotausch verzichtet. Das muss das Ziel sein, dass man mit einem Auto eine Stunde lang Rennen fahren kann. Darauf liegt das Hauptaugenmerk, auf dem Batterie-Management. Kleinere Batterien, längere Power."

Denn noch ist es nicht möglich, mit einem Auto alleine ein Rennen zu bestreiten. Biermaier erklärt den Ablauf so: "Es ist so, dass man in die Startaufstellung rollt und dann einen Knopf drücken muss. Dann sehen die Leute - ah, das ist mein Sprintauto oder das ist mein Langstreckenauto."

Maximal zwölf Mitarbeiter erlaubt

Es sei, wie in der DTM mit den Standard- und Optionsreifen. "Es kann dann sein, dass du ein Sprint- und ein Langstreckenauto hast und das Ziel wird sein, so lange wie möglich mit dem Sprintauto auf der Strecke bleiben zu können." Denn das Sprintauto wird voraussichtlich mit mehr Power über eine kürzere Distanz ausgestattet sein.

Auch bei den Mitarbeitern an der Rennstrecke gibt es strenge Regeln. Laut Biermaier darf ein Team nicht mehr als zwölf Arbeiter an der Strecke haben. "Es ist limitiert. Man darf maximal zwölf Leute, die sogenannten "Operators" am Auto dabeihaben. Das ist eine gute Idee, um die Kosten niedriger zu halten. Wir werden zwischen zehn und zwölf Leute an die Strecke schicken."

Abt wird sich dabei aber nicht an den Ressourcen der DTM bedienen: "Wir werden ein komplett neues Team aufbauen. Wir werden nicht die Leute aus der DTM einsetzen, weil DTM für uns weiterhin Priorität hat. Das ist das wichtige Projekt."

Team Abt vorerst mit Dreijahresvertrag

"Wir bauen jetzt gerade ein neues Team auf. Werden die Leute ab Mitte Mai nach Donington schicken, weil die Fahrzeuge zentral alle dort eingesetzt werden. Und dann werden die bis Ende September gemeinsam die Autos aufbauen, betreuen, zu den Testfahrten einsetzten und verladen und dann geht's los."

Von Anfang September über den Winter bis Ende Juni wird auf verschiedenen Stadtkursen gefahren werden. Wie sich die Serie entwickeln wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch niemand abschätzen. Biermaier erklärt, dass das Abt-Team einen Dreijahresvertrag mit der Rennserie unterzeichnet hat.

"Die kurzfristige Planung ist definitiv auf drei Jahre. Wobei wirklich keiner weiß, was nach dem ersten Jahr passiert. Wir hoffen, dass es ein sehr erfolgreiches Projekt wird. Der nächste Schritt wäre dann ein Vertrag über fünf Jahre. Wir glauben, dass das ein Projekt der Zukunft sein wird."

Ist die Formel E laut genug?

Das Thema Sound ist zurzeit nicht nur in der Formel 1 präsent. Auch in der Formel E wird über den Klang diskutiert. Wie hört sich denn so ein Formel-E-Wagen an? "Wie ein Flugzeug beim Start. Wie eine Turbine", schildert Biermaier. "Es gibt die Diskussion, ob man da noch etwas macht."

"Ich sage ganz ehrlich, wenn man mit Elektroautos fährt, dann muss man auch mit dem Sound leben. Weil man keinen unrealistischen Sound machen kann. Wenn, dann muss man dazu stehen. Das ist nicht der typische Sound, wie in der Formel 1 oder DTM, aber es ist schon laut genug, um das Quietschen der Reifen zu überbieten. Es ist 'spacig'."


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