• 29.08.2009 09:47

Vanthoor-Interview: Große Hilfe für die Zukunft

Laurens Vanthoor über seinen Titelgewinn im Formel-3-Cup und den nächsten Schritt in seiner Karriere, der eigentlich nur Euroserie heißen kann

(Motorsport-Total.com) - Laurens Vanthoor hat es geschafft! Der Belgier aus dem Team Van Amerfoort ist mit seinen 18 Jahren nicht nur der jüngste Champion in der Geschichte des Formel-3-Cups, er holte diese Auszeichnung sogar vier Rennen vor dem Saisonende vorzeitig.

Titel-Bild zur News: Laurens Vanthoor

Laurens Vanthoor möchte 2010 den Schritt in die Formel-3-Euroserie machen

Frage: "Laurens, wie ist das Gefühl, der neue Meister des Formel-3-Cups zu sein?"
Laurens Vanthoor: "Es ist wirklich toll. Das Team, ich und alle um mich herum haben so hart dafür gearbeitet. Es war eine tolle Saison und es ist schön, dass sich unsere Bemühungen so ausgezahlt haben. Jeder hat sein Bestes gegeben und ich bin sehr glücklich. Schließlich wird man nicht jeden Tag Meister im deutschen Formel-3-Cup."#w1#

Frage: "Du hast bisher neun Siege eingefahren - viele von ihnen souverän. War es so leicht, wie es aussah?"
Vanthoor: "Nein, es ist nie einfach zu gewinnen. Manchmal sahen die Rennen einfach aus, da wir weit an der Spitze gefahren sind. Aber man darf die Arbeit im Hintergrund nicht vergessen, die wird oft übersehen. Das Rennen selbst bildet nur den Abschluss der Arbeit, die man im Team am gesamten Rennwochenende und auch bei den Tests leistet."

In einer Reihe mit Schumacher und Kristensen

Frage: "Du hast für Volkswagen den ersten Titel seit deren Rückkehr in den Formel-3-Sport geholt. Ist das etwas Besonderes für dich?"
Vanthoor: "Ja, auf jeden Fall. Aber um ehrlich zu sein, hatte ich daran zuvor gar nicht gedacht. Nach 17 Jahren gibt es wieder einen VW-Champion in einer bedeutenden Formel-3-Serie. Es ist eine Ehre für mich, in einer Reihe mit Michael Schumacher oder auch Tom Kristensen zu stehen. Volkswagen hat mich stark unterstützt und ich denke, der Titelgewinn war der beste Weg, es vor allem Motorsportdirektor Kris Nissen zu danken."

Frage: "Du warst schon in deiner ersten Saison im Formel-3-Cup, 2008, recht erfolgreich. Lastete dieses Jahr ein großer Druck auf dir?"
Vanthoor: "Ja und nein. Schließlich war es wie gesagt mein zweites Jahr im Cup und ich profitierte von der Erfahrung. Ich musste den Titel holen, um meine Karriere auf einem guten Weg weiterführen zu können. Dann musste ich aufpassen, nicht von meinem Rookie-Teamkollegen geschlagen zu werden. Aber ich will auch zugeben, dass ich immer einen gewissen Druck brauche. Wenn ich zu entspannt bin, mache ich Fehler."

Frage: "Wie du eben gesagt hast, hattest du in Stef Dusseldorp einen sehr starken Teamkollegen. War das gut oder eher schlecht für dich?"
Vanthoor: "Es war gut für mich. Bei einem starken Teamkollegen versuchst du, stärker und schneller zu sein als er. Schließlich ist es das oberste Ziel, erst einmal ihn zu schlagen. Das gibt einen Extraschub an Motivation - für beide Piloten. Auf der anderen Seite konnten wir sehr gut zusammenarbeiten, um uns gegenseitig schneller zu machen. Ich denke, dass unser Team auch deswegen so stark war, da wir uns gegenseitig geholfen haben. So konnten wir unterschiedliche Einstellungen ausprobieren und schneller ans Ziel kommen."

Frage: "Vergangene Saison hast du erst auf dem Sachsenring deinen ersten Formel-3-Sieg geholt. Wie schwer war die Zeit davor?"
Vanthoor: "Das war nicht so einfach. Ich habe so lange auf diesen Sieg gewartet, denn ich wusste immer, dass ich schnell bin, aber ich habe noch zu viele Fehler gemacht. Daraus habe ich viel gelernt. Diese Zeit hat mir auch dabei geholfen, jetzt so erfolgreich zu sein. 2008 war mein Lehrjahr."

Entscheidung in letzter Minute

Frage: "Du hast nach deiner ersten Saison trotzdem mit dem Gedanken gespielt, in die Formel-3-Euroserie zu wechseln. War die zweite Saison im Formel-3-Cup die richtige Entscheidung?"
Vanthoor: "Um ehrlich zu sein, hatten wir uns fast den ganzen Winter auf die Euroserie vorbereitet. Dann kam das Angebot von Volkswagen für den Cup. Selbst kurz vor dem ersten Rennen war ich mir noch nicht sicher. Das hat sich aber schnell geändert. Es war genau die richtige Entscheidung und ich kann nur jedem jungen Fahrer raten, den Aufstieg nicht zu früh zu wagen. Ich habe durch den Formel-3-Cup große Aufmerksamkeit in Belgien und auch in Europa bekommen - sogar bei Firmen und Sponsoren. Der Titelgewinn im Formel-3-Cup wird mir sicher eine große Hilfe für die Zukunft sein."

Frage: "Denkst du, es ist etwas anderes, wenn man als Meister in eine höhere Serie wechselt?"
Vanthoor: "Auf jeden Fall. Vergangenes Jahr kannten mich wenige. Das hat sich jetzt geändert. Das heißt natürlich nicht, dass mich jeder im Motorsport kennt, aber viele können mit meinem Namen jetzt schon etwas anfangen."

Frage: "Welche Herausforderungen kommen jetzt auf dich zu?"
Vanthoor: "Wenn alles gut läuft, starte ich nächste Saison in der Formel-3-Euroserie. Der Wettbewerb wird dort bestimmt härter. Aber was mich so wirklich erwartet, weiß ich noch nicht. Ich versuche alles, um mich so gut wie möglich vorzubereiten. Wenn ich fahre, will ich in einem guten Team starten und auch Rennen gewinnen. Es wird vieles neu für mich sein. Auch auf einigen Strecken bin ich bisher noch nicht gefahren. Die kommende Saison wird eine neue Herausforderung. Sollte ich wieder so erfolgreich sein, umso besser."

Frage: "Gibt es für dich eigentlich ein Leben neben dem Motorsport?"
Vanthoor: "Nicht wirklich, um ehrlich zu sein. Ich habe die Schule beendet, aber zu wenig Zeit, um zu arbeiten. Dafür bin ich im Motorsport zu stark eingespannt. Im Moment bin ich unglaublich viele Kilometer am Tag unterwegs, um mit Sponsoren und Unterstützern zu sprechen. Dazu mache ich viel Sport und auch die Medien wollen immer etwas von mir. Das ist schön, aber auch zeitaufwändig. Ich bin jetzt seit sechs Jahren im Motorsport und ich lebe gerade meinen Traum. Ich hätte nie gedacht, dass ich es so weit schaffe und ich genieße es. Trotzdem bin ich sicher, dass man nur mit harter Arbeit Erfolg hat."