BMW Sauber F1 Team

Deutschland

Porträt

(Stand: 31. Januar 2010) Ein Freund überredete ihn dazu, seinen VW Käfer tunen zu lassen. Damit fuhr Peter Sauber 1967 ein paar Clubrennen, aber vor allem weckte das seine Lust am Basteln - und zwar so stark, dass sich der gelernte Elektromonteur 1970 dazu entschloss, sich mit dem Bau von offenen, zweisitzigen Rennsportwagen als selbstständiger Unternehmer zu etablieren. Im Keller des Elternhauses entwarf er den Sauber C1. Als Typenbezeichnung wählte Sauber den ersten Buchstaben des Vornamens seiner Ehefrau Christiane. Mit dem C1 gewann er im gleichen Jahr den Schweizer Meistertitel, beließ es dann aber bald bei vereinzelten Auftritten als Rennfahrer. Als Sauber den Helm 1973 zum letzten Mal überstülpte, hatte er seine Aktivitäten schon ganz aufs Konstruieren verlegt. Das "C" als Markenzeichen wurde beibehalten.

Die ersten großen Erfolge stellten sich Ende der 1980er-Jahre ein, nachdem es Sauber gelungen war, Mercedes zur Rückkehr in den internationalen Motorsport zu bewegen. Glanzlichter der Partnerschaft mit dem Hersteller aus Stuttgart bildeten der Doppelerfolg im 24-Stunden-Rennen in Le Mans (1989) sowie der zweimalige Gewinn des Team- und des Fahrertitels in der damaligen Sportwagen-WM (1989 und 1990). Zu den Fahrern, die sich 1990 und 1991 unter Sauber ihre rennsportlichen Sporen verdienten, gehörten drei spätere Formel-1-Cracks: Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger.

Saubers Formel-1-Vorbereitungen begannen 1991. Als die damaligen Partner Mercedes-Benz und PP Sauber AG im Zuge des sich abzeichnenden Niedergangs der Sportwagen-WM zu Beginn der 1990er-Jahre ihre motorsportliche Zukunft erörterten, wurde die Formel 1 im Laufe des Sommers 1991 zum gemeinsamen Projekt erhoben. In Stuttgart und Hinwil kamen die Vorbereitungsarbeiten gut voran, und so schien zunächst nichts gegen den Aufbruch zu neuen Ufern zu sprechen. Umso schwerer traf Sauber die im November 1991 vom Mercedes-Vorstand gefällte Entscheidung, sich einstweilen nicht in der Formel 1 zu engagieren.

Was sollte nun aus dem eben erst fertig gestellten Hinwiler Hightech-Werk, dem umfangreichen Rennsport-Know-how und dem im Hinblick auf die Formel 1 bereits engagierten Personal werden? Sauber entschloss sich im Januar 1992 zum Alleingang - zwar mit finanzieller und technologischer Unterstützung von Mercedes, aber auch hohem eigenen Risiko.

Trotzdem standen am 14. März 1993 in Kyalami wie geplant zwei Sauber C12 am Start zum Grand Prix von Südafrika. Knapp 70 Mitarbeiter zählte das Unternehmen damals. Mit dem fünften Rang von J.J. Lehto wurde die Premiere ein gefeierter Erfolg. Verträge mit Red Bull und Petronas bildeten ab 1995 ein solides Fundament und erlaubten dem Schweizer Team, sich als feste Größe in der Formel 1 zu etablieren.

Der Durchbruch ließ allerdings noch auf sich warten. Dann aber folgten 2001 drei Höhepunkte in der Teamgeschichte quasi Schlag auf Schlag: die Partnerschaft mit der Schweizer Großbank Credit Suisse, der Mitte Oktober feststehende vierte Rang in der Konstrukteurs-WM und wenige Tage später der erste Spatenstich zum eigenen Windkanal.

Im Jahr 2005, mittlerweile über 60 Jahre alt, suchte Sauber nach einem Weg, sein Lebenswerk in starke Hände zu geben. Ein Angebot von BMW schien die Lösung. Der Automobilhersteller, der seit der Saison 2000 mit Williams am Start war, wollte ein eigenes Werksteam. Am 22. Juni 2005 verkündete BMW die Übernahme des Schweizer Teams.

Das dritte Jahr des BMW Sauber F1 Teams, die Saison 2008, wurde der nächste Höhepunkt der Teamgeschichte. Mittlerweile war der Ausbau in Hinwil abgeschlossen, der Personalstand betrug nun über 400 Mitarbeiter. Für 2008 hatte man sich den ersten Sieg vorgenommen. Es wurde ein Doppelsieg: Robert Kubica gewann in Kanada vor Nick Heidfeld. Insgesamt schaffte das BMW Sauber F1 Team 2008 elf Podestplätze. In Bahrain holte Kubica die erste Poleposition, Heidfeld steuerte die ersten beiden schnellsten Rennrunden zur Statistik bei. Das Team wurde das zuverlässigste von allen, kam ohne Defekt durch alle 18 Grands Prix, absolvierte die schnellsten Boxenstopps und wurde am Ende mit 135 Punkten WM-Dritter.

Die Erwartungen für die Saison 2009 waren hoch, die Wintertests vielversprechend verlaufen. Doch das Bild zum Saisonbeginn war ein anderes. Die Konkurrenz setzte die Legalisierung eines Doppeldiffusors durch. Bis auch der F1.09 umfangreich nachgerüstet war, verstrich kostbare Zeit. Ein anderer Aspekt, der Konkurrenzfähigkeit kostete, war das für 2009 eingeführte Energierückgewinnungssystem KERS, das nicht wie gewünscht funktionierte und außerdem die Aerodynamik beeinträchtigte. Mit Können und Glück holte Heidfeld zwar im Regen von Malaysia im zweiten WM-Lauf einen zweiten Platz, doch danach sollte es lange keine Punkte mehr für das Team geben. Erst zwei Zähler für Kubica in der Türkei boten eine bescheidene Unterbrechung der Durststrecke.

Am 29. Juli verkündete BMW mit einer Pressekonferenz in München den Ausstieg aus der Formel 1 zum Saisonende. Nach der Sommerpause fuhr die Mannschaft noch sieben gemeinsame Rennen lang einer ungewissen Zukunft entgegen - und kämpfte unverdrossen. Sportliche Höhepunkte wurden der Lauf in Belgien mit den Plätzen vier und fünf für Kubica und Heidfeld sowie ein zweiter Platz für den Polen in Brasilien. Auch im letzten gemeinsamen Rennen in Abu Dhabi holte das BMW Sauber F1 Team noch Punkte: Heidfeld kam als Fünfter ins Ziel. Mit Platz sechs in der Weltmeisterschaft (36 Punkte) verabschiedete sich BMW aus der Formel 1.

Von 1993 bis einschließlich 2009 startete das Hinwiler Team bei 286 Grands Prix. 20 Fahrer waren am Start. Sie holten eine Poleposition, zwei schnellste Rennrunden, zwölf dritte und zehn zweite Plätze sowie einen Sieg.

Am 27. November fand die nächste Pressekonferenz statt, diesmal in Hinwil. Sauber hatte sich mit BMW geeinigt und sein Lebenswerk wieder zurückgekauft. Die Freude war getrübt, denn BMW hatte zuvor bereits entschieden, Personal abzubauen. Von damals 388 Mitarbeitern wurde auf 260 reduziert. Mit diesem Personalstand und einem mit ungebremster Kraft entwickelten Fahrzeug nimmt das Team Kurs auf die Weltmeisterschaft 2010.