Daniil Kwjat

Russland

Porträt

(Stand: 27. Februar 2020) Er war mal weg, sitzt aber jetzt wieder fest im Sattel: Daniil Kwjat hat bei seinem Comeback für Toro Rosso in der Saison 2019 überzeugt und damit das Ticket für seine Fortbeschäftigung im Red-Bull-Universum gelöst. Auch 2020 startet er für das inzwischen in AlphaTauri umbenannte Toro-Rosso-Team, für das er im Vorjahr einen Podestplatz erzielte.

Der in Ufa geborene und in Moskau aufgewachsene Kwjat kam mehr oder weniger zufällig zum Motorsport. Nach dem Mittagessen verschlug es ihn mit Freunden auf die Kartbahn nebenan und alles nahm seinen Lauf. Über die Formel BMW und diverse Formel-Renault-Championate, wo er gegenüber den Toptalenten Robin Frijns, Carlos Sainz jun. und Stoffel Vandoorne allerdings den Kürzeren zog, ging es zum Team Christian Horners und Mark Webbers in die GP3. Mit Arden gelang der Durchbruch: drei Laufsiege und der Meistertitel in der Saison 2013.

Es war eine faustdicke Überraschung, als Toro Rosso die Vergabe des zweiten Cockpits für die Saison 2014 an Daniil Kwjat bekanntgab und ihn damit seinem ehemaligen Mitbewohner und guten Freund Antonio Felix da Costa vorzog. Nichtsdestotrotz war der junge Russe gewillt, die Gunst der Stunde zu nutzen und sich beim Red-Bull-Juniorteam in der Formel 1 zu etablieren. Mit vier Punktresultaten und Gesamtrang 15 war es auf dem Papier nicht der große Durchbruch, starke Einzelrunden und sein technisches Feedback hinterließen jedoch Eindruck.

Die Belohnung war die Beförderung in das A-Team: Bei Red Bull lastete auf Kwjat viel Druck, jedoch erhielt er nach dem Abschied Sebastian Vettels die Chance seines Lebens. Nach Anlaufschwierigkeiten und Kritik seines Förderers Helmut Marko machte er mit seinem ersten Podestplatz beim Ungarn-Grand-Prix auf sich aufmerksam und legte mit einer Trainingsbestzeit in Singapur nach.

Am Ende stand Kwjat als Gesamtsiebter einen Rang vor Teamkollege Daniel Ricciardo, konnte mit einem schwächelnden Red Bull aber nicht beweisen, dass er auch in der Formel 1 die Nerven für den Kampf um Siege hat. Obwohl er 2016 in China gleich wieder auf dem Podest stand, sorgten selbstverschuldete Unfälle und die Tatsache, dass er im Vergleich mit Ricciardo zunehmend schlechter aussah, zu seiner Degradierung zu Toro Rosso. Kwjat nahm es cool, besann sich auf seine Stärken und sicherte sich mit drei Punktresultaten den Verbleib im Red-Bull-Programm. Nach einer enttäuschenden Saison 2017 war die Geduld der Verantwortlichen am Ende. Er wurde abgesägt und hielt sich als Entwicklungsfahrer bei Ferrari fit.

Dann, fast aus dem nichts, kam die nächste Chance: Vor der Saison 2019 waren Nachwuchspiloten im Red-Bull-Kader Mangelware, sodass Marko kurzerhand den gereiften Kwjat wieder zu Toro Rosso holte. Das Comeback glückte: Kwjat fuhr gleich im ersten Rennen an alter Wirkungsstätte wieder in die Punkte und erzielte beim turbulenten Deutschland-Grand-Prix in Hockenheim mit Platz drei den ersten Toro-Rosso-Podestplatz seit dem Vettel-Sieg 2008 in Monza! Am Ende gab's WM-Rang 13 mit 37 Punkten aus 21 Rennen.

Für den Traum von der Formel 1 wurde Kwjat früh flügge. Mit zwölf Jahren zog der kleine Daniil alleine nach Italien, um sich voll und ganz dem Motorsport zu widmen. Erst später kam die Familie nach. Lange erhielt er nur Besuch von seiner Mutter, weil der Vater in Russland arbeiten musste. Kwjat meint rückblickend, dass es nicht das richtige Alter gewesen sei, um alleine zu leben. Zwischenzeitlich war er zu Red Bull nach Milton Keynes gezogen. Kwjat spricht neben seiner Muttersprache Russisch auch fließend Englisch, Spanisch und Italienisch.

Seit 2016 ist Kelly Piquet, die Tochter des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters Nelson Piquet, die Lebensgefährtin Kwjats. Das Paar hat 2019 Nachwuchs bekommen: Im Sommer wurden sie Eltern einer Tochter.