• 18.09.2004 12:02

Zonta: "Das ist schon ein großer Schritt"

Der Toyota-Pilot über seine Beförderung zum Einsatzpiloten, den neuen TF104B und seine Lieblingsstrecken in der Formel 1

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie hat sich die Rolle des Testfahrers seit ihrer Zeit 1998 bei McLaren und ihrem Wechsel zu Toyota verändert?"
Ricardo Zonta: "Sie hat sich enorm gewandelt. Selbst in dieser relativ kurzen Zeit, seit Olivier Panis 2000 dort Testfahrer war, hat sich einiges verändert. Ein Testfahrer muss heute unglaublich auf das ganze Team fokussiert und auch integriert sein, um das Bestmögliche zum Gesamterfolg beisteuern zu können. Ich war in der Lage, dieses Jahr jede Menge Kilometer im Toyota zu absolvieren, bevor ich jetzt das Renncockpit bekommen habe. Ich habe fast alle großen Tests gefahren und war auch freitags immer im Einsatz. Man muss genauso viel über die Strecke, die Reifen, die Aerodynamik usw. wissen wie die beiden normalen Rennfahrer, wenn man ein Testfahrer sein möchte, der einen wirklichen Beitrag leistet."

Titel-Bild zur News: Ricardo Zonta

Ricardo Zonta fühlt sich bei Toyota pudelwohl

Frage: "Wird jetzt mehr getestet als damals, als sie zum ersten Mal in die Formel 1 kamen?"
Zonta: "Ja, definitiv. Es gibt im Moment einfach keine Grenze. Wenn ich beim Freien Training am Freitag fuhr, habe ich die meisten Wochen schon vier Tage getestet. Ich war wirklich gut beschäftigt. Normalerweise fuhr ich so an die 120 Runden pro Tag während unserer intensiven Testprogramme. Wir hatten bei all diesen Sessions zwei Autos am Laufen. Mit den zwei Grand-Prix-Fahrern, die sich in dem einen abwechselten, aber der Testfahrer fuhr das andere während des gesamten Programms. Und dieser andere Fahrer war für gewöhnlich ich."#w1#

Frage: "Wie denken sie, haben sie sich als Fahrer über die letzten sechs Jahre entwickelt?"
Zonta: "Ich denke, ich habe mich enorm entwickelt - insbesondere in den letzten zwei, drei Jahren. Ich habe mein technisches Verständnis insgesamt verbessert und meine Fähigkeit, am Setup des Autos zu arbeiten. Und das liegt vor allem an den vielen Kilometern, die ich im Toyota zurückgelegt habe. Auch die Entwicklung der Motoren ist interessant, wobei das vor allem auch eine Sache des Gefühls ist. Du merkst es mit der Zeit einfach, wenn du mit einem modifizierten Motor unterwegs bist."

Frage: "Jetzt sind sie Grand-Prix-Pilot für Toyota. Haben sich ihre persönlichen Ambitionen dadurch verändert?"
Zonta: "Zunächst einmal stehe ich jetzt wieder in der Startaufstellung, und das ist schon ein großer Schritt. Ich will mein Bestes tun und mich bei den Leuten wieder in Erinnerung bringen, die mich vielleicht vergessen haben. Ich will natürlich das Optimum aus dieser Chance machen, was so viel heißt wie, versuchen konsequent dabei zu sein und hoffentlich bis zum Saisonende ein paar Punkte zu holen. Das ist mein Ziel, aber ein Podium wäre für das Team und für mich etwas Fantastisches. Für so ein Resultat bedarf es aber sicherlich einer Menge Arbeit und ein bisschen Glück."

Frage: "Wie groß ist nach ihrem Eindruck der technische Fortschritt, den Toyota mit dem TF104B gemacht hat?"
Zonta: "Beim Grand Prix von Ungarn konnte ich das erste Mal das erneuerte Auto fahren. Mein erster Eindruck war sehr gut, aber die meiste Zeit des Wochenendes verbrachte ich damit, die Details für das Setup des neuen Chassis' zu verstehen. Das neue Aero-Paket produziert linear weniger Luftwiderstand als das vorherige, aber es vollständig zu erfassen, war angesichts des teilweise rutschigen und staubigen Untergrunds am Hungaroring schwer."

Frage: "Wie kommen sie mit den anderen Team-Mitgliedern aus?"
Zonta: "Wir haben eine sehr gute Beziehung. Ich fühle mich sehr wohl dort und schätze ihre Unterstützung."

Frage: "Und Olivier Panis?"
Zonta: "Er ist ein großartiger Typ und ein ausgezeichneter Fahrer. Zum Teil absolvieren wir ja gemeinsam Trainingsprogramme und das macht immer eine Menge Spaß. Er ist wirklich ein sehr netter Kollege, der immer gerne seine Erfahrung mit weniger erfahrenen Kollegen teilt."

Frage: " Wo rechnen sie sich bei den verbliebenen Rennen in diesem Jahr die größten Chancen aus?"
Zonta: "Ich mag Strecken mit mittleren bis schnellen Kurven. Es macht nicht wirklich Spaß, ein Formel-1-Auto auf Strecken zu fahren, wo es überwiegend langsame Kurven gibt. Deshalb mag ich Kurse wie Monza und Suzuka und natürlich Interlagos, was mein Heim-Grand-Prix ist. Es ist fantastisch für mich, dort die Saison zu beenden. So lange wie ich mich erinnern kann, war Sao Paulo immer sehr früh in der Saison, weshalb es für die Fans sicher eine neue Erfahrung sein wird."

Frage: "Was ist mit ihren persönlichen Erinnerungen an Interlagos? Sie hatten dort vor fünf Jahren einen schweren Unfall im BAR..."
Zonta: "Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich liebe es, in Sao Paulo zu fahren. Ich habe mich als Achter qualifiziert, als ich für BAR fuhr, so dass ich für dieses Jahr optimistisch bin."