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Yasukawa: So sieht Bridgestones Sparkurs aus
Bridgestone-Sportchef Hiroshi Yasukawa im Interview über bereits erzielte und noch geplante Spaßmaßnahmen des Reifenmonopolisten in der Formel 1
(Motorsport-Total.com) - Seit dem Ausstieg von Michelin am Ende der Saison 2006 ist Bridgestone alleiniger Reifenausrüster der zehn Formel-1-Teams. Angesichts der aktuellen Wirtschaftslage und der Budgetdiskussion zwischen FIA und FOTA nahm sich Sportchef Hiroshi Yasukawa in Barcelona Zeit, um mit 'Motorsport-Total.com' darüber zu sprechen, was der aktuelle Sparkurs für sein Unternehmen bedeutet.

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Hiroshi Yasukawa hält es für möglich, auch nur einen Reifentypen anzubieten
Frage: "Yasukawa-san, ich möchte mich heute mit Ihnen über Kostensenkung in der Formel 1 unterhalten. Was hat Bridgestone in der Vergangenheit getan und was plant Bridgestone in Zukunft, was Sparmaßnahmen angeht?"
Hiroshi Yasukawa: "Als Michelin ausgestiegen ist und wir nur noch alleine in der Formel 1 vertreten waren, konnten wir in diese Richtung etwas unternehmen. Zum Beispiel wurden die Testkilometer gekürzt. Davor waren es 60.000 oder 70.000 Kilometer pro Team und Jahr. Dafür waren natürlich viele Reifen erforderlich. Alleine für unsere damaligen fünf Teams waren es ungefähr 16.000 Reifen nur für Testfahrten."#w1#
Nur noch 150 Testreifensätze pro Team
"Dann bekam jedes Team nur noch 300 Reifensätze zur Verfügung gestellt. Das waren 1.200 Reifen. Diese Testbeschränkung bedeutet nicht nur für uns, sondern auch für die Teams eine Kostenersparnis, denn die Testkilometer wurden zunächst auf 30.000 und jetzt in einem zweiten Schritt auf 15.000 Kilometer pro Jahr begrenzt. Dafür bekommen die Teams auch nur noch 150 Reifensätze. Das durchschnittliche Reifenleben dauert 100 bis 150 Kilometer, denn eine Renndistanz liegt bei 300 Kilometern, aber meistens werden zwei Boxenstopps gemacht. So kommt man auf 100 Kilometer."
Frage: "Sie haben auch die Anzahl der angebotenen Gummimischungen reduziert, richtig?"
Yasukawa: "Ja. Wir produzieren jetzt nur noch vier Trockenmischungen. Bei den Regenreifen hat sich nichts geändert."

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Bridgestone ist seit Ende 2006 der einzige Reifenhersteller in der Formel 1 Zoom
Frage: "Konnten Sie durch diese Sparmaßnahmen auch im operativen Bereich die Kosten reduzieren?"
Yasukawa: "Das ist ein bisschen schwieriger, denn früher mussten wir nur zehn Autos ausstatten, während es heute 20 sind. Das ist logistisch schwieriger."
Frage: "Die FIA möchte drei neue Teams in die Formel 1 holen. Kann man in Prozent ausdrücken, welche Kostensteigerung damit für Bridgestone verbunden wäre?"
Yasukawa: "Derzeit bringen wir 1.800 Reifen zu jedem Rennen. Rechnet man drei neue Teams dazu, dann müssen wir mindestens um 500 Reifen mehr produzieren. Das bedeutet natürlich höhere Logistikkosten, weil wir zum Beispiel zusätzliche LKW-Fahrer brauchen."
Frage: "Im von FIA-Präsident Max Mosley unterbreiteten Reglement für 2010 heißt es, dass die budgetgedeckelten Teams unbegrenzt testen dürfen. Wie steht Bridgestone dazu?"
Yasukawa: "Durch die Budgetobergrenze können diese Teams automatisch nicht unbegrenzt testen, weil sie auf die Kosten achten müssen. Ich glaube daher, dass sich nicht viel ändern würde."
Frage: "Wie steht Bridgestone dazu, dass es nächstes Jahr effektiv zwei unterschiedliche Reglements geben soll?"
Yasukawa: "Das ist nicht unser Problem. Wir richten uns nach den FIA-Regeln."
Frage: "Glauben Sie nicht, dass das unter den Fans Verwirrung stiften könnte?"
Yasukawa: "Ich weiß nicht. Das ist nicht unser Thema."
Theoretisch nur ein Reifentyp möglich
Frage: "Sehen Sie für die Zukunft weitere Einsparmöglichkeiten für Bridgestone?"
Yasukawa: "Wir könnten nur noch zwei Reifenspezifikationen anbieten. Als wir in die Formel 1 eingestiegen sind, waren es acht, später dann mit Goodyear noch sieben. Jede Reduktion der Reifen bedeutet für uns eine Ersparnis."

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Mehr Teams bedeuten für Bridgestone auch höhere Personalkosten Zoom
Frage: "Sie wollen also künftig statt vier nur noch zwei Reifentypen für die ganze Saison anbieten?"
Yasukawa: "Nicht unbedingt. Wenn man uns fragt, dann wäre eine einzige Spezifikation natürlich am billigsten. Das wäre theoretisch möglich. Aber ich glaube, dass die Zuschauer die Regel begrüßen, wonach zwei Spezifikationen im Rennen eingesetzt werden müssen, denn das wertet den taktischen Einfluss auf."
Frage: "Nächstes Jahr werden Tankstopps nicht mehr erlaubt sein. Könnte da nicht theoretisch ein Fahrer planen, ein Rennen ganz ohne Boxenstopp und damit auch ohne Reifenwechsel durchzufahren?"
Yasukawa: "Laut Marktforschungsergebnissen wollen die Zuschauer einen Reifenwechsel sehen. Daher wird die FIA an dieser Regel festhalten. Das ist nicht unsere Entscheidung, sondern die der FIA."
Frage: "Aber könnten Sie theoretisch einen Reifen zur Verfügung stellen, der eine ganze Renndistanz übersteht?"
Yasukawa: "Ich glaube schon."
Frage: "Auf diese Weise könnte man doch in Zukunft noch mehr Geld sparen..."
Yasukawa: "Aber die Reifenwechselstopps werten die Formel 1 auf und machen sie aufregend."
Frage: "Können Sie in Prozenten ausdrücken, wie viel Geld Bridgestone in den vergangenen zwei bis drei Jahren eingespart hat?"
Yasukawa: "Das ist schwierig zu beantworten. Wir strengen uns an, was das angeht, aber es ist schwierig. Manche Bereiche sind sogar gewachsen, zum Beispiel Logistik und Personal. Sparen können wir zum Beispiel durch die Beschränkung der Testfahrten. Ich sollte eigentlich mehr als 30 Prozent einsparen (lacht; Anm. d. Red.), aber das ist schwierig..."

