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Wurz: Wird Massa zum "Störenfried" für Webber?
Formel-1-Experte Alexander Wurz über die Qualifikation von Abu Dhabi: Fernando Alonso ist der Favorit und Lewis Hamilton könnte bestraft werden
(Motorsport-Total.com/Sky) - Der ehemalige Formel-1-Fahrer Alexander Wurz hat die Qualifikation von Abu Dhabi mit großem Interesse verfolgt, schließlich stritten sich bei hereinbrechender Nacht gleich vier Titelkandidaten um die besten Ausgangspositionen. Fernando Alonso (Ferrari) sicherte sich mit Platz drei einen guten Platz, musste sich aber hinter Sebastian Vettel (Red Bull) und Lewis Hamilton (McLaren) anstellen. Letzterem könnte eine Strafe drohen, wie Wurz im Interview nach dem Zeittraining verrät.

© xpb.cc
Alexander Wurz freut sich nach der tollen Qualifikation auf ein spannendes Rennen
Frage: "Alex, du bist selbst Rennfahrer und warst auch schon als Steward an der Strecke tätig. Wie siehst du die Qualifikation von Abu Dhabi? Wie lautet deine Bilanz?"
Alexander Wurz: "Eigentlich muss man schon Hollywood-Regisseur sein, um eine solche Startaufstellung hervorzuzaubern. Die Spannung ist enorm."
"Das Duell bei Red Bull, das uns bereits in den vergangenen Saisonrennen verfolgt hat, hat sich nun gewissermaßen umgedreht. Jetzt müsste Webber da sein, um Vettel zum WM-Titel zu verhelfen - und nicht wie von allen anderen geglaubt, umgekehrt. Aber weißt du was: Beim Start am Sonntag dreht sich die Situation sowieso wieder fünfmal um."
Frage: "Mark Webber hat eine schwierige Aufgabe vor sich, wenn er an Fernando Alonso vorbeikommen will..."
Wurz: "Ja. Für Alonso ist es eigentlich eine perfekte Ausgangsposition. Warum? Er kann jetzt seinen unmittelbaren Konkurrenten, Webber, kontrollieren. Er hat ihn hinter sich und das ist ein Vorteil bei der Strategie."
"Ferrari wird darüber hinaus alles daran setzen, dass Massa zum Störenfried für Red Bull und Webber wird. Da kann sich so viel tun. Es ist viel Druck da und in diesem Fall fahren sich die Leute schneller mal in die Kiste. Es ist wirklich eine faszinierende Ausgangslage mit einem Sieger - und das sind die Zuschauer zuhause."¿pbvin|512|3271|dhabi|0|1pb¿
Massa als Zünglein an der Titelwaage?
Frage: "Du hast eben Felipe Massa angesprochen. Er hatte in der Qualifikation einen Zwischenfall mit Lewis Hamilton, wobei letzterer einen Poller abräumte. Kannst du uns diese Situation aus deiner Sicht schildern?"
Wurz: "Die Sache ist klar: Massa ist auf einer schnellen Runde oder viel schneller und Hamilton macht offensichtlich Platz. In der letzten Sekunde entscheidet er sich aber dazu, doch keinen Platz zu machen. Sie kollidieren beinahe und Hamilton trifft ganz genau die Kamera, die im Poller installiert ist."
"Das war natürlich spektakulär, aber katastrophal für ihn. Hamilton ist jetzt nämlich exponiert und den Stewards um Charlie Whiting ausgeliefert. Für diese Situation könnte er eigentlich bestraft werden. Es obliegt nun Charlie Whiting, ob er es den Stewards meldet. Diese müssten sich in diesem Fall damit auseinander setzen, ob Hamilton Massa behindert hat oder nicht."
Frage: "Wenn du Ferrari wärst: Würdest du dann nicht dafür plädieren, dass in jedem Fall etwas an die Stewards gemeldet wird?"
Wurz: "Schau, ich bin ein alter Politiker und 13 Jahre in der Formel 1. Ich würde erst einmal zu McLaren gehen und ein Gentlemen Agreement ausmachen und sagen: 'Okay, wir protestieren nicht und ihr behaltet diese Position. Ihr müsst uns allerdings im Rennen helfen.'"
"Kommt man so nicht weiter, würde ich mich umdrehen und zur FIA gehen und klagen. Sollte ich mein Gentlemen Agreement mit McLaren hinkriegen, hätte ich sogar noch einen Joker extra im Ärmel."
Muss Hamilton eine Strafe fürchten?
Frage: "Du warst auch lange bei McLaren. Hätte Hamilton nicht vom Team darüber informiert werden müssen, dass Massa auf seiner schnellen Runde ist?"
Wurz: "Das haben sie ihm vermutlich gesagt. Das sind genau diese Dinge, die du dir als Steward dann anschauen und anhören musst."
"Die FIA kann in diesem Fall auf alles zurückgreifen, also auf die Funkübertragungen und dergleichen. Das werden sie auch machen. Der FIA-Steward braucht aber erst die Polizei, die etwas zur Anzeige bringt. Das muss Charlie Whiting machen. Er ist der Renndirektor und er muss das melden."
Frage: "Sollte die Politik scheitern: Was wäre eine Strafe, mit der Hamilton zu rechnen hätte? Kannst du das sagen, ohne einen Blick in das viele Seiten starke Regelwerk der Formel 1 zu werfen?"
Wurz: "Es reduziert sich dann auf Paragraph 16 oder was auch immer. Die FIA kann ihn um drei, fünf oder zehn Positionen zurückversetzen."
"Es gibt ein Strafregister mit Beispielen, wie man solche Fälle in der Vergangenheit bestraft hat. Daran erinnere ich mich jetzt leider nicht. Da schaut man dann aber nach und spricht schließlich eine Strafe aus, die angesichts der Erfahrungswerte angemessen erscheint. Diese kann aber nur ausgesprochen werden, wenn es in irgendeiner Form einen Protest durch ein Team oder durch Charlie Whiting gibt."
Frage: "Könntest du dir vorstellen, in einer solchen Situation in der WM einzugreifen und Hamilton zu bestrafen? Damit würde ja alles durcheinander gebracht werden..."
Wurz: "Ja, das kann ich mir vorstellen. Als Steward musst du schließlich komplett neutral sein. Es muss dir vollkommen egal sein, ob es hier um die WM geht oder um was auch immer. Du musst hier ganz neutral dem Reglement entsprechend ein Urteil fällen. Ich bin mir sicher: Die machen das auch so."

