• 07.10.2008 15:08

Wurz: "In Fuji musst du sanft mit dem Wagen umgehen"

Honda-Testfahrer Alexander Wurz kennt den Fuji Speedway aus erster Hand und beschreibt einen Umlauf auf der japanischen Rennstrecke

(Motorsport-Total.com) - Im Vorjahr kehrte die Formel 1 dem Klassiker in Suzuka den Rücken und ging erstmals seit langem wieder in Fuji an den Start. Davor war die japanische Piste am Fuße des gleichnamigen Berges schon zweimal Austragungsort eines Grand Prix' und sollte auch bei der Neuauflage für spektakuläre Wetterszenen sorgen: Bei der Premiere 2007 war an einen geordneten Fahrbetrieb fast nicht zu denken und die Wagen wurden beinahe von der Piste gespült. Lewis Hamilton schwamm in Fuji zum Sieg und trotze den Wassermassen.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alex Wurz kennt die besonderen Herausforderungen der Piste in Fuji

"Der Fuji Speedway ist eine große Herausforderung für einen Fahrer", sagte Alex Wurz. "Es ist vielleicht noch eine Spur kniffliger, dort eine gute Rundenzeit zu erzielen, als in Suzuka. Letztere ist eher eine Hochgeschwindigkeitsstrecke und verlangt einiges an Mut. In Fuji musst du sanft mit dem Wagen umgehen, denn schon ein kleiner Fehler im kurvigen Schlusssektor kann dich leicht eine halbe Sekunde kosten."#w1#

Harte Bremszone nach der langen Zielgerade

"Der Grund, weshalb Ausrutscher in Fuji derart hart bestraft werden, ist das geringe Abtriebsniveau der Autos. Die Strecke ist kurvig, dennoch kann man dort keine Monaco-Abstimmung fahren, weil man sonst auf der 1,5 Kilometer langen Gerade viel zu langsam wäre. Bezieht man dann noch den rutschigen Asphalt in das Gesamtbild mit ein, dann hat man eine durchaus schwierige Rennstrecke vor sich."

Und genau dieser widmete sich Wurz bei seiner Vorschau en Detail: "Du kommst mit etwa 310 Sachen bei Kurve eins an, wobei sich der Bremspunkt kurz vor dem 100-Meter-Schild befindet. Dabei schält man vom siebten in den ersten Gang herunter. Die Kurve weist ein leichtes Gefälle auf, sodass du leicht ein stehendes Rad bekommst und den Scheitelpunkt verpasst. Nach der Kurve drückst du das Gaspedal voll durch und kommst nach einem leichten Knick zu Kurve drei, die eine ziemlich knifflige Linkspassage ist."

"Die Kurve wird blind gefahren und man muss den Wagen richtig über die Kerbs auf der Innenseite prügeln, um dort schnell zu sein. Verpasst man den Scheitelpunkt nur um einige Zentimeter, findet man sich am Kurvenausgang auf dem Gras wieder", erläuterte der Österreicher. "Dann folgt die beste Kurve der ganzen Strecke: der lange Rechtsbogen zwischen Turn vier und Turn fünf. Dieser beinhaltet zwei Scheitelpunkte und geht im fünften Gang voll."

Viel Highspeed im Mittelsektor

"Wenn man das Pedal in der Kurvenmitte etwas lupft, kann das dem linken Vorderreifen helfen und das Auto gleichzeitig auf der Innenseite halten, was einem wiederum für die folgende Kurve eine bessere Linie verschafft. Was auch immer man dort anstellt, es passiert bei Vollgas und unter hohen Fliehkräften. Das macht viel Spaß! Kurve sechs ist ein Linksknick im dritten Gang und wird noch dazu über eine leichte Kuppe angefahren."

"Hast du in Kurve fünf etwas gelupft und fährst diese Passage auf der rechten Seite an, dann kannst du hier etwas schneller sein. Einige kleinere Richtungsänderungen folgen, bevor man für die Schikane in Kurve zehn hart bremsen muss. Das Gripniveau ist auf der Innenseite deutlich besser, also wird man eine möglichst enge Linie fahren. Ein kleiner Gasstoß folgt, dann biegst du schon wieder links ab, wobei der Ausgang dieser Kurve unheimlich rutschig ist."

"Da empfiehlt es sich durchaus, den zweiten Gang zu benutzen, um beim Beschleunigen nicht zuviel durchdrehende Räder zu haben", meinte der ehemalige Stammfahrer von Williams. "Ein weiterer Knick folgt, der ohne Traktionskontrolle in diesem Jahr schon zu einem Problem werden könnte. Jetzt befinden wir uns im Schlusssektor, wo vier Kurven eine Einheit bilden. Machst du in der ersten einen Fehler, dann nimmst du dieses Defizit an Geschwindigkeit bis in die letzte Kurve mit."

Enge Kurvenkombinationen zum Schluss

"Es ist also sehr wichtig, dass man sich strikt an die Linie hält. Turn 13 ist die erste Kurve in dieser Reihe und wird über einen Hügel angefahren. Dort wird das Heck sehr leicht und obwohl es eine dritte-Gang-Passage ist, muss man dort sehr vorsichtig zu Werke gehen. Dann geht es nach Links, bevor man nach einer kleinen Hügelsprint zur letzten Kurve gelangt. Dort braucht es einen guten Rhythmus, um am Ausgang genug Speed für die lange Zielgerade mitzunehmen."

"Das Wetter kann das Rennwochenende in Fuji sehr beeinflussen. Im vergangenen Jahr hat es die ganze Zeit geregnet und das wird auch 2008 sicher wieder irgendwann der Fall sein", schätzte Wurz abschließend die Wetterlage ein. "Hoffentlich ist es nicht zu bedeckt, denn ich liebe die Berge und der Fuji ist immer ein erstaunlicher Anblick."

"Ich habe den Berg in der Vergangenheit einige Male gesehen und er ist einer der großartigsten Erscheinungen unseres Planeten. Da wacht man jeden Morgen auf und kann kaum erwarten, die Vorhänge zu öffnen und zu schauen, ob sich der Berg hinter den Wolken versteckt oder gut sichtbar ist."