Wurz hat eine perfekte Visitenkarte abgegeben

Das perfekte Comeback des Alexander Wurz: Gegenüber 'F1Total.com' analysierte er das Imola-Wochenende - 2006 wieder Stammpilot?

(Motorsport-Total.com) - Alexander Wurz war am vergangenen Wochenende in Imola zwar vom Speed her nicht ganz auf dem Level von McLaren-Mercedes-Stammfahrer Kimi Räikkönen, doch mit einer tadellosen Leistung sicherte er sich dennoch den vierten Platz. Für seine abgeklärte Performance erntete der Österreicher von allen Seiten viel Lob, dennoch droht nun der Wechsel zurück auf die Ersatzbank.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Wurz hofft, dass in Imola Teamchefs auf ihn aufmerksam geworden sind

"Das liegt leider nicht an mir, sondern an der Erholungsphase von Juan-Pablo, dem ich wirklich gute Besserung wünsche", konnte Wurz gegenüber dem 'ORF' am Sonntagabend noch nicht sagen, wie seine Chancen auf einen Einsatz in Spanien stehen. Aber: "Wenn er fit ist, wird er fahren, keine Frage. Ich weiß über seine Genesung aber nicht Bescheid." Selbst wenn Montoya fehlen sollte, würde ein zweiter Einsatz von Pedro de la Rosa bei dessen Heimrennen Sinn machen.#w1#

Vertrag ist klar: Wurz dritter Fahrer bei McLaren-Mercedes

Prinzipiell ist der Stand der Dinge aber folgender: Wurz hat einen klar definierten Vertrag als dritter Fahrer von McLaren-Mercedes - und damit das Vorrecht auf einen Grand-Prix-Start, falls einer der Stammpiloten einmal ausfallen sollte. Indes schreibt die heutige 'Kronen Zeitung', dass sich Montoya noch diese Woche einer Untersuchung unterziehen muss. Angeblich ist beim Kolumbianer das Schulterblatt gebrochen, darüber hinaus ein Nerv stark gereizt.

Was Imola angeht, zeigte sich Wurz rundum zufrieden: "Es war ein taktisches Rennen, denn ich hatte sehr viel Sprit an Bord", erklärte er gegenüber 'F1Total.com'. "Man musste zur rechten Zeit voll attackieren. Das habe ich gut umgesetzt und dadurch bin ich an Trulli, Sato und Webber beim Boxenstopp vorbeigekommen. Dann habe ich versucht, sogar noch zu Button aufzuschließen, aber der war einfach zu weit weg, denn Trulli hat zu Beginn diesen ganzen Zug an Autos aufgehalten. Dabei haben wir zu viel Zeit verloren."

Zwischendurch vom Podium geträumt? "Sicherlich wäre noch mehr drin gewesen", entgegnete er, "aber man hat das Problem, dass man im ersten Qualifying als Erster auf die Strecke gehen muss, wenn man als Fahrer eingewechselt wird. Zu Beginn der Session ist es einfach rutschiger und da konnte ich nicht wesentlich mehr machen. Wir haben uns trotzdem Chancen auf das Podium ausgerechnet, aber Schumacher war einfach brutal schnell, was für uns ein bisschen überraschend gekommen ist."

Mit cleverer Taktik an Trulli, Webber und Sato vorbei

"Ich habe mich sofort wohl gefühlt, hatte überhaupt keine Einstellungsprobleme. Dann steckte ich aber hinter diesen Autos fest und habe mich deshalb dazu entschlossen, Benzin zu sparen. Dadurch konnte ich dann eine Runde länger fahren und die Konkurrenten vor mir überholen", fuhr der 31-Jährige fort. "Ich habe keinen einzigen Fehler gemacht, habe genau das getan, was das Team von mir verlangt hat. Meine Zeiten waren immer konkurrenzfähig."

Im Fahrerlager verschaffte sich Wurz mit seiner Vorstellung ebenfalls Respekt. 'F1Total.com'-Experte Marc Surer lobte seine Performance als "tadellos", während Niki Lauda im 'ORF' von einer "perfekten Visitenkarte" sprach: "Eine perfekte Leistung vom Alex, der wirklich gezeigt hat, was er kann. Wenn man so lange keine Rennen fährt und nur testet, dann so zurückzukommen - beeindruckend. Für die anderen Teams war das ein wichtiges Rennen, denn jetzt können sie beurteilen, wie gut er wirklich ist", sagte er.

Aufgrund einiger Turbulenzen hinter den Kulissen könnte der McLaren-Mercedes-Testfahrer nachträglich übrigens sogar noch zu seinem zweiten Podium nach Silverstone 1997 kommen, denn das Auto des drittplatzierten Jenson Button war angeblich zu leicht. Sollte der BAR-Honda-Pilot vom Berufungsgericht der FIA am 4. Mai tatsächlich disqualifiziert werden, würde Wurz in Imola als Dritter gewertet - und für sein starkes Rennen mit einem Pokal belohnt...

"Keine Schande, als Testfahrer in Pension zu gehen"

Aber wie geht es jetzt mit der Karriere des Österreichers weiter? "Es wäre keine Schande, als McLaren-Mercedes-Testfahrer in Pension zu gehen", gab er zu Protokoll. Dennoch träumt Wurz natürlich von einem Comeback im Grand-Prix-Sport: "Die Kritiker haben nicht diese Langzeitvision und den Ehrgeiz, den ich habe, denn aufgegeben wird nur ein Brief. Ich habe immer hart gearbeitet und bin jetzt mit diesem Rennen und dem vierten Platz ein bisschen belohnt worden."

Eine realistische Möglichkeit für den Wahl-Monegassen wäre beispielsweise ein Engagement beim neuen Dubai-Team, welches angeblich 2006 in der Formel 1 antreten will, von dem aber noch nicht mehr als eine Pressemitteilung existiert. Die Köpfe hinter dem Projekt sollen jedoch Know-how und Equipment von McLaren und Mercedes beziehen, was ein Engagement des ausgewiesen guten Entwicklungsfahrers Wurz natürlich logisch erscheinen ließe.