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  • 23.11.2012 17:39

Wurz, der Diplomat: "Beide haben es verdient"

Der Österreicher ist beeindruckt davon, wie Sebastian Vettel und Fernando Alonso es geschafft haben, ihre Boliden im Saisonverlauf konkurrenzfähig zu machen

(Motorsport-Total.com/Sky) - Immer öfter ist der Pilot in der modernen Formel 1 ein zusätzlicher Ingenieur in der Box. Diese Fähigkeiten waren noch nie so wertvoll, glaubt man Alexander Wurz. Der Williams-Fahrercoach gönnt es sowohl Sebastian Vettel als auch Fernando Alonso, am Sonntag in Sao Paulo den dritten WM-Titel der Karriere zu holen. Im Interview erklärt er, wieso sich der Deutsche und der Spanier im Saisonverlauf durchgesetzt haben und wie es ihnen gelungen ist, aus schwächelnden Autos wieder Raketen zu machen.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz' Sympathien sind am Wochenende identisch verteilt Zoom

Frage: "Alex, wie siehst du die Ausgangslage vor dem großen Finale?"
Wurz: "Der Vorteil liegt natürlich bei Sebastian Vettel. 13 Punkte sind es, die Spannung ist entsprechend hoch. Red Bull und Sebastian Vettel hätten das schon gerne beim vergangenen Grand Prix erledigt. Brasilien ist immer so eine Sache, eine sehr eigene Strecke. Die Wahrscheinlichkeit für ein Safety-Car ist hier sehr, sehr hoch bei einem trockenen Rennen. Der Wetterbericht sagt wechselhafte Bedingungen oder Regen für den Sonntag voraus. Da liegt noch viel Spannung in der Luft. A gmahde Wies'n - also ein einfaches Spiel - ist es nicht."

Frage: "Sebastian Vettel hat eine Aufholjagd im Herbst gestartet. Was Fernando Alonso aus dem Ferrari herausholt, ist unglaublich. Was findest du?"
Wurz: "Ich ziehe mich da sehr politisch aus der Affäre und würde es 50:50 aufteilen - aus mehreren Gründen. Beide hätten es sich zu 100 Prozent verdient, Weltmeister zu werden, beide haben enormen Kampfgeist gezeigt. Sebastian Vettel am Anfang der Saison mit einem Auto, das aerodynamisch nicht ganz zum Fahrstil gepasst hat."

"Er hat nicht locker gelassen, Adrian Newey überzeugt, alles umzubauen und das Auto umzutrimmen. Auf einmal, ab Mitte der Saison, hat man gesehen: dann funktioniert das Ding auf einmal wieder und er geht in seine altbewährte Überform über. Er hat die vergangenen Rennen dominiert oder immer den Ton angegeben. Sehr imposant, wie er es geschafft hat, das Team, die Technik umzutrimmen."

"Das Gleiche gilt aber auch für Alonso. Im Winter - wir erinnern uns zurück - war das Auto katastrophal, die waren ja wirklich weit weg. Er hat nicht aufgegeben, bei ein paar Rennen auch Glück gehabt. Das Glück des Tüchtigen. Und er hat es geschafft, das Auto dann noch halbwegs hinzutrimmen, dass er in der WM einen Vorsprung herausfahren konnte, der jetzt dahinschmilzt. Für mich ist klar: Beide verdienen es, Weltmeister zu werden."


Fotos: Großer Preis von Brasilien, Freitag