• 24.05.2008 09:53

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

World Council will Mosleys Rücktritt

Das World Council für Motorisierung und Tourismus fordert den Rücktritt von Max Mosley, wie ein Brief des japanischen Verbandspräsidenten beweist

(Motorsport-Total.com) - Die Max-Mosley-Saga nimmt kein Ende: Laut Informationen, die 'Motorsport-Total.com' bereits seit einigen Tagen vorliegen und nun auch unter Rücksichtnahme auf unsere Quellen veröffentlicht werden können, fordert nämlich das World Council für Motorisierung und Tourismus (WMTC) den Rücktritt des FIA-Präsidenten.

Titel-Bild zur News: Schreiben von JAF-Präsident Setsuo Tanaka

Der Brief von JAF-Chef Setsuo Tanaka an die Chefs der FIA-Region-2-Klubs

Beim WMTC handelt es sich um das von der Ebene her gleichgestellte Gegenstück zum World Council für Motorsport (WMSC), das zum Beispiel im Vorjahr die Spionagestrafe für McLaren-Mercedes beschlossen hat. Mitglied des WMTC ist unter anderem auch der Präsident des japanischen Automobilklubs JAF, Setsuo Tanaka. Dessen Schreiben an die Präsidentenkollegen der Automobilklubs der Region 2 der FIA liegt uns seit einigen Tagen vor.#w1#

World Council gegen Abstimmung

Tanaka berichtet darin von einem Treffen des WMTC am 23. April in Antwerpen, bei dem der Fall Mosley diskutiert wurde. Tanakas Schlussfolgerung: "Das World Council hat einstimmig beschlossen, dass wir bei der Generalversammlung am 3. Juni keine Abstimmung durchführen sollten, denn wenn Präsident Mosley nicht das Vertrauen ausgesprochen bekommt, wäre das für ihn eine Katastrophe, und wenn er das Vertrauen ausgesprochen bekommt, wäre es für die FIA eine Katastrophe."

Der JAF-Boss schreibt weiter, dass das WMTC ohne Gegenstimme beschlossen hat, dass der stellvertretende FIA-Präsident Franco Lucchesi (Italien) und Region-1-Präsident Werner Kraus (Österreich) Mosley dazu überreden sollen, bereits vor der FIA-Generalversammlung am 3. Juni zurückzutreten. Lucchesi und Kraus haben Mosley dann laut unseren Informationen in Monaco einen Brief übergeben, in dem er aufgefordert wird, das Amt niederzulegen.

Unter den Automobilklubs, die sich der Initiative angeschlossen haben - beim Meeting in Antwerpen waren 17 der 25 WMTC-Mitglieder entweder persönlich oder über Telefon anwesend -, sind auch einige sehr einflussreiche Verbände: Der deutsche ADAC soll genauso mit von der Partie sein wie die AAA (USA), die CAA (Kanada), der RAC (Großbritannien) und natürlich die Klubs von Tanaka (Japan), Lucchesi (Italien) und Kraus (Österreich), wie 'Motorsport-Total.com' erfahren hat.

Tanaka wünscht explizit Mosleys Rücktritt

Und Tanaka schreibt seinen Kollegen außerdem: "Ich möchte Sie gerne informieren, dass ich Präsident Mosley am 11. April 2008 einen Brief geschrieben habe, in dem ich ihm den Rücktritt empfehle." Dass gerade aus Japan eine starke Gegenbewegung zu Mosley kommt, ist kein Wunder, denn die Japaner gelten in moralischen Fragen als besonders stolzes Volk. Zuvor hatten sich ja auch die Automobilhersteller Honda und Toyota schon kritisch geäußert.

Indes geht hinter den Kulissen - ähnlich wie bei den US-Präsidentschaftsvorwahlen der Demokraten zwischen Barack Obama und Hilary Clinton - das Hochrechnen los, wie die Abstimmung der FIA-Generalversammlung, bei der Mosley 222 FIA-Mitgliedern die Vertrauensfrage stellen wird, ausgehen könnte. Angeblich rechnet Mosley derzeit sogar damit, dass eine Mehrheit für eine Weiterführung seiner Präsidentschaft stimmen wird.