• 12.04.2013 15:32

Wolff kritisiert Vettel: "Schunkeln für die Medien"

Bei Mercedes bekennt man sich dazu, Team- über Fahrerinteressen zu stellen: "Wir haben eine Verantwortung für 300.000 Mitarbeiter weltweit", sagt Toto Wolff

(Motorsport-Total.com/SID) - Mercedes-Sportchef Toto Wolff attackiert nach dem offiziellen Verbot der Stallorder bei Red Bull das Weltmeisterteam von Sebastian Vettel: "Ich halte so etwas für Augenwischerei", so der Österreicher im Gespräch mit der Tageszeitung 'Die Welt' (Samstagsausgabe). "Hier den Sportler zu mimen, das ist Schunkeln für die Medien. Irgendwann kommt die Situation, in der einer der beiden Fahrer die Chance auf den WM-Titel hat und der andere nicht mehr. Und dann freue ich mich auf die Fernsehbilder."

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Toto Wolff findet, dass ein Konzern wie Mercedes Interessen zu verfolgen hat Zoom

Zum Wohl des Teams hält es Wolff für unumgänglich, den Fahrern klare Handlungsanweisungen zu geben: "Im Vorfeld festzulegen, wer wann ins Ziel fährt", habe zwar nichts mehr mit "Entertainment zu tun. Aber wir haben auch eine Verantwortung für rund 300.000 Konzern-Mitarbeiter weltweit. Wenn zwei Mercedes-Fahrer sich gegenseitig von der Strecke schießen, passt das nicht zum Image unseres Konzerns." Der daraus resultierende Schaden wäre zu groß.

Mercedes hatte zuletzt in Malaysia Nico Rosberg befohlen, seinen vor ihm liegenden Teamkollegen Lewis Hamilton nicht zu attackieren - obwohl der Wiesbadener offensichtlich schneller war. Trotzdem seien beide Piloten "absolut gleichberechtigt". Wären die Rollen in Malaysia umgekehrt verteilt gewesen, hätte auch Hamilton diesen Befehl erhalten. Erst dann, wenn einer der beiden Fahrer eine konkrete Chance auf den WM-Sieg habe und der andere nicht mehr, wolle man sich zugunsten des dann besser platzierten Piloten entscheiden.

Nach dem umstrittenen Sieg von Weltmeister Vettel in Malaysia hatte sich Red Bull entschlossen, zukünftig auf eine Stallorder zu verzichten. "Stallorder wird es bei uns keine mehr geben", hatte Motorsport-Berater Helmut Marko gesagt.


Fotos: Mercedes, Großer Preis von China, Freitag


Wolffs Kollege als Anteilseigner des Mercedes-Teams, Niki Lauda, nimmt Red Bull die Darstellung, wonach die Kontroverse von Malaysia für keine außergewöhnlichen Diskussionen gesorgt habe, ebenfalls nicht ab: "Ich kenne Didi Mateschitz gut, und da war für mich logisch, dass ihm das, was in Malaysia passiert ist, nicht gefallen konnte. Red Bull war immer das Team, das dafür gestanden ist, die Autorennen rein sportlich zu fahren", erklärt er im Interview mit der Tageszeitung 'Österreich'.

Bei Mercedes habe man sich nach Malaysia zusammengesetzt. "Wir waren uns sofort einig: Ab sofort dürfen die Piloten ihr Rennen gegeneinander fahren. Am Ende des Jahres, wenn es um die WM geht, macht so was Sinn. Man will verhindern, dass ein Dritter gewinnt, und anstatt den Fans was vorzulügen, macht man mit Stallordern alles transparent", so Lauda, der sich selbst "nur als Hubschrauber" sieht: "Ich schaue mir das Ganze von oben an, und danach setzen wir uns zusammen und diskutieren alles in Ruhe aus. Jeder - Toto, Ross und ich - konzentriert sich auf seine Aufgabe. Das funktioniert."