Windschattenspiele in Spa: Was bringt es wirklich?

Ferrari und McLaren machten sich im Qualifying in Spa-Francorchamps den Windschatten zunutze - Alonso findet's gut, Verstappen bleibt skeptisch

(Motorsport-Total.com) - Auch im Motorsport des 21. Jahrhunderts kommt trotz aller Hightech noch immer das älteste legale Hilfsmittel zum Einsatz: Der gute alte Windschatten wurde im Qualifying zum Großen Preis von Belgien 2017 von McLaren und Ferrari genutzt, um Boden gutzumachen. Kimi Räikkönen und Stoffel Vandoorne opferten sich, um ihre Teamkollegen Sebastian Vettel und Fernando Alonso zu ziehen. Bei McLaren war die Maßnahme geplant, bei Ferrari kam sie spontan, weil der Finne seine Runde zuvor versaut hatte.

Titel-Bild zur News: Stoffel Vandoorne, Fernando Alonso

Stoffel Vandoorne zieht Fernando Alonso: Der Windschatten ist trotzdem umstritten Zoom

Doch hilft der Windschatten wirklich? Im Falle Alonsos dürfte es mit einem klaren ja zu beantworten sein. Der spanische Doppelweltmeister ließ sich in Sektor 1 auf eine Zeit von 30,549 Sekunden ziehen - eine halbe Sekunde schneller als die beste Sektorzeit seines Teamkollegen Vandoorne im Bergaufstück nach Les Combes. "Das funktioniert einfach immer", findet der 36-Jährige.

Alonso findet sich nicht zum ersten Mal in einer Windschattensituation wieder. Bei Ferrari hatte er die Übung mit Felipe Massa öfters im Autodromo Nazionale Monza vorgeführt. "Das hat damals auch schon geklappt. Genauso wie einst mit (Giancarlo) Fisichella (bei Renault; Anm. d. Red.)." Und er gibt noch eine Breitseite in unbekannte Richtung ab: "Meine Teams arbeiten immer harmonisch zusammen, nicht wie andere Teams."

Bei Ferrari entschloss man sich spontan, Sebastian Vettel auf Position zwei zu ziehen. Kimi Räikkönen hatte gerade auf seiner Runde im letzten Anlauf in Sektor 2 einen Fehler gemacht. So nutzte Ferrari ihn, um Sebastian Vettel im dritten Sektor zu ziehen. Dieser markierte damit die Bestzeit im dritten Sektor. "Da hatte er das Glück des Tüchtigen", frotzelt Toto Wolff. Vettel verhinderte so erfolgreich, dass Mercedes mit beiden Fahrzeugen die erste Startreihe besetzt.


Fotos: Großer Preis von Belgien, Samstag


Doch es gibt auch kritische Stimmen. Max Verstappen etwa bezweifelt, dass es überhaupt etwas bringt, im Windschatten des Vordermanns zu fahren: "Es ist ziemlich schwierig, weil es auch die Runde zerstören kann. Ich bin nicht gerade ein Fan davon." Sinn macht die Maßnahme nämlich nur, wenn die Zugmaschine vor dem Bremspunkt auf die Seite fährt. Sonst gibt es in den Kurven die gefürchtete "Dirty Air".

"Ich bin nicht gerade ein Fan davon." Max Verstappen

Doch mit den Formel-1-Fahrzeugen der aktuellen Generation gehen Kurven wie Eau Rouge und Blanchimont so problemlos voll, dass der Nachteil zumindest in diesen Passagen nicht mehr gegeben ist. Wenn man allerdings versucht, sich bei einem Nicht-Teamkollegen in den Windschatten zu setzen, braucht man nicht mit Hilfe zu rechnen. So erging es etwa Sergio Perez, dessen Plan, sich einen Windschatten von Räikkönen zu holen, nach hinten losging, weil dieser die Runde abbrach, um Vettel zu ziehen.