Windkanal-Verbot: Force India unterstützt Red-Bull-Idee

Force India befürwortet den Vorschlag von Red Bull, Windkanäle aus der Formel 1 zu verbannen - Robert Fernley rechnet mit Einsparungen in Millionenhöhe

(Motorsport-Total.com) - Windkanäle abschaffen und bei der Entwicklung der Aerodynamik der Formel 1 vollständig auf die Computersimulation CFD setzen: Mit diesem radikalen Vorschlag zur Kosteneinsparung sorgte Red-Bull-Teamchef Christian Horner in dieser Woche für Aufsehen. Während einige Kollegen wie Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff über diese Idee nur müde lächeln können, erhält Horner von Force India uneingeschränkte Unterstützung bei seinem Vorstoß.

Titel-Bild zur News: Robert Fernley

Robert Fernley freut sich über den Red-Bull-Vorstoß Zoom

"Force India hat das der Strategiegruppe schon zweimal vorgeschlagen. Es wurde aber beide Male abgelehnt, auch von Red Bull", kann sich der stellvertretende Teamchef Robert Fernley im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' einen Seitenhieb nicht verkneifen. "Aber nun sehe ich bei diesem Problem, das gelöst werden muss, ein Licht am Ende des Tunnels."

Dass ausgerechnet Force India in diese Richtung vorprescht, ist kaum verwunderlich. Der firmeneigene Windkanal in der Fabrik in Silverstone ist hoffnungslos veraltet, weshalb das Team mittlerweile vollständig auf den Windkanal von Toyota in Köln ausgewichen ist, wo allerdings teuere Mieten fällig werden.

CFD deutlich billiger als Windkanäle

Unabhängig davon hält Fernley den Vorschlag Horners aber für "sehr realistisch", zumal die Nutzung von CFD anstelle von Windkanälen auch gut ins Konzept der Formel 1 passen würde. "Die Formel 1 sollte der Gipfel des Motorsports sein. Wir sollten die Limits der Technologie bestimmen. Mit den Hybrid-Antrieben ist uns das bereits gelungen", sagt Fernley. "Unsere Aerodynamik-Abteilungen verwenden aber ein veraltetes Werkzeug, das darüber hinaus in Anschaffung und Betrieb unglaublich teuer ist."

Hierzu liefert Fernley konkrete Zahlen. Bei der Anschaffung sein ein 60-Prozent-Windkanal, wie er derzeit in der Formel 1 Standard ist, rund 40 Mal teurer als ein CFD-System. "Wir haben uns das vor zwei Jahren genau angesehen. Damals sprachen wir von rund 40 Millionen US-Dollar (derzeit rund 38 Millionen Euro; Anm. d. Red.)", beziffert Fernley die Baukosten. "Wenn wir (beim CFD-System; Anm. d. Red.) von der aktuell vom Reglement erlaubten Kapazität von 30 Teraflops ausgehen und uns auf einen Standardchip einigen können, sprechen wir von einer Investitionssumme von rund einer Million US-Dollar."


Großer Preis von Australien

Auch beim laufenden Betrieb sei der Unterschied eklatant. Während beim CFD-System nur vergleichsweise geringe Kosten für die Energie der Großrechner und Wartungsarbeiten anfallen, kostet der Betrieb eines Windkanals laut Fernley "je nach Team zwischen 15 und 20 Millionen US-Dollar pro Jahr. Er benötigt auch jede Menge Energie und ist daher auch mit Blick auf die Umwelt eine Katastrophe."

CFD ist die Zukunft

Fernley fragt sich daher: "Warum setzen wir nicht auf CFD? Simulation ist die Zukunft. Sie ist kosteneffizient." Mit der Verbannung der Windkanäle würde man seiner Ansicht nach gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. "Zum einen würde die Formel 1 damit für alle Teams nachhaltiger, vor allem für die unabhängigen. Außerdem wäre dadurch die Hürde für den Einstieg neuer Teams niedriger", so Fernley.

"Sowohl die FIA als auch der Inhaber der kommerziellen Rechte sind daran sehr interessiert, die Kosten in der Formel 1 unter Kontrolle zu bringen. Und wenn dieser Vorschlag von Red Bull und Force India in der Strategiegruppe unterstützt wird, wird es an die Formel-1-Kommission weitergereicht", erwartet Fernley. Die Befürchtung, dass die Windkanäle der Teams dann zu teueren Industrieruinen verkommen, teilt der stellvertretende Force India Teamchef nicht: "Man muss andere Nutzungsmöglichkeiten finden, zum Beispiel für die Automobilindustrie."