Willis: "Stillstand ist in der Formel 1 Rückschritt"
BAR-Hondas Geoff Willis über die Perspektive des Teams in Bezug auf Technik und Fahrer sowie den V8, Toyota und McLaren-Mercedes
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Geoff, dieses Jahr war die Zuverlässigkeit sehr beeindruckend, obwohl die Motoren jetzt schon zwei Wochenende am Stück überstehen müssen. Wie schwierig war es, die Motoren so haltbar zu machen?"
Geoff Willis: "Das Maß an Kompetenz und Professionalität in diesem Sport wird einfach immer höher. Vergleich mit vor zwei oder drei Jahren verwenden wir jetzt leichtere Motoren, die gleichzeitig leistungsstärker sind und fünfmal so lange halten. Bei den Autos ist auch alles standfester geworden. Der Wettbewerb ist so umkämpft, dass die Ingenieure genau an die Grenzen der Performance gehen. Es hängt mit den Methoden und Prozeduren zusammen, die die Ingenieure anwenden, um einerseits die Zuverlässigkeit zu verbessern, andererseits aber auch die Leistung. Die Zuverlässigkeit war schon immer in jeder Motorsportart wichtig - und so wird das auch immer bleiben."

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Geoff Willis blickt der neuen Saison mit neuen Regeln gespannt entgegen
Frage: "Wir alle erwarten euch in den letzten drei Saisonrennen eigentlich stärker als in den letzten Monaten..."
Willis: "Wir wollen auch stärker werden, haben bei diesem Rennen einige neue Teile dabei und werden auch für die letzten beiden Rennen noch einmal etwas bringen. Es ist wirklich schwierig, denn die beiden Topautos werden extrem schnell weiterentwickelt."#w1#
Weiterentwicklung in der Formel 1 wird immer rasanter
"Stillstand ist in der Formel 1 Rückschritt, aber selbst wenn man nur auf demselben Level mit der Konkurrenz bleiben will, muss man schon ganz schön rasant weiterentwickeln. Wir verstehen immer noch nicht ganz, warum wir dieses Jahr nicht konkurrenzfähiger waren. Einige Teile des Autos - zum Beispiel der Motor - sind sehr stark, aber es gibt auch weniger gute Bereiche. Jedenfalls wollen wir uns noch dieses Jahr weiterentwickeln, damit wir für nächste Saison in einer guten Ausgangsposition sind."
Frage: "Ihr habt Jenson Button und Rubens Barrichello für 2006 unter Vertrag. Wie geht es jetzt mit Takuma Sato weiter?"
Willis: "Bisher steht nur unsere Rennfahrerpaarung mit Rubens und Jenson fest. Die Diskussionen zwischen Takuma und Honda und dem Team bezüglich der Vergabe der Testfahrerplätze gehen weiter. Vielleicht werden wir ja auch einen dritten Fahrer benötigen."
Frage: "Wurde bezüglich der Freitagstesterregel schon eine Entscheidung getroffen?"
Willis: "Ich habe gehört, dass es Diskussionen gibt, aber ich kann dazu nicht wirklich etwas sagen. Im Moment halte ich es für am wahrscheinlichsten, dass die Regel so bleiben wird wie dieses Jahr."
Barrichello stößt am 1. Januar 2006 zu BAR-Honda
Frage: "Was erwartest du dir eigentlich vom ersten Test mit Rubens Barrichello? Werdet ihr ihn ins Auto setzen und euch erst einmal anhören, was er zu sagen hat, oder werdet ihr ihm gleich ein Testprogramm auf die Nase binden?"
Willis: "Zunächst einmal möchte ich betonen, dass Rubens - so, wie ich den Vertrag verstanden habe - erst ab 1. Januar für uns testen darf. Natürlich werden wir uns seine Meinung über das Auto anhören. Von allem, was ich bisher gehört habe, denke ich, dass er ein gutes Verständnis von einem Rennauto hat - und genau weiß, was er von seinem Auto will. Ich freue mich sehr darauf, mit ihm zu arbeiten, und das Team ist schon wahnsinnig motiviert für kommende Saison."
Frage: "Toyota hat in diesem Jahr sehr beeindruckende Fortschritte gemacht. Wie bewertest du ihre Leistung und was traust du ihnen kommende Saison zu?"
Willis: "Man kann ohne Umschweife festhalten, dass sie einen besseren Job gemacht haben als letztes Jahr. Wenn man ein Team in der Formel 1 konkurrenzfähig machen will, ist es am wichtigsten, dass man versteht, warum etwas funktioniert oder warum etwas eben nicht funktioniert. Jedes einzelne Jahr ist in diesem Entwicklungsprozess wichtig, daher traue ich ihnen schon zu, dass sie auch in Zukunft ein ernstzunehmendes Team sein werden - genau wie wir. Sie müssen nach dieser Saison analysieren, was sie alles gut gemacht haben, damit sie auf diese Stärken aufbauen können. Dann ist eine weitere Steigerung möglich."
Frage: "Ihr habt schon relativ viel mit dem neuen V8-Motor getestet. Sind euch dabei irgendwelche Abweichungen aufgefallen oder sonstige ungewöhnliche Dinge? Und könnten dadurch auch die Autos anders aussehen?"
Willis: "Die richtige Antwort ist wahrscheinlich, dass wir zumindest keine Abweichungen planen! Wir haben schon einen V8 getestet, allerdings war das noch eher ein Prototyp. Seitdem hat Honda verschiedene Prototypen auf der Strecke ausprobiert, auf den Prüfständen. Wir werden dieses Testprogramm nach Saisonende wieder aufnehmen. Ich persönlich habe keine Erfahrung mit V8-Motoren in der Formel 1, aber Honda ist auf diesem Gebiet sehr routiniert, daher denke ich, dass wir gut vorbereitet sein werden."
Völlig neues Kräfteverhältnis durch die V8-Motoren?
"Das Interessante an der Regeländerung ist, dass niemand weiß, wo die Messlatte liegt. Bei den ersten gemeinsamen Tests werden alle feststellen, ob sie es hinbekommen haben oder nicht. Es wird beim V8 aber nicht nur die Kapazität reduziert, sondern auch andere Faktoren. Es sind manche Materialien aus Kostengründen verboten. Auch das Drehmoment wird sich verändern, was einen Einfluss beispielsweise auf den Start hat. Erst bei den ersten Tests werden wir feststellen, wie sich das alles auswirken könnte."
Frage: "McLaren-Mercedes hat sich dieses Jahr einen enormen Wettbewerbsvorsprung erarbeitet. Glaubst du, dass sie diese Dominanz auch in die nächsten Jahre mitnehmen können?"
Willis: "Ich denke, dass McLaren im Moment zwar das stärkste Auto hat, aber offensichtlich können sie das nicht in optimale Resultate umsetzen, denn sie liegen in der Fahrer-WM nicht in Führung. Das letzte Jahr hat doch bewiesen, dass die Performance in einem Jahr nicht automatisch das Kräfteverhältnis für die Zukunft vorgeben muss. Wir hoffen sehr darauf, dass sich das Kräfteverhältnis bewegen wird, denn wir wollen natürlich aufholen. McLaren hat einen wunderbaren Job gemacht, aber Renault auch - und die Punkte sprechen für Renault."

