• 22.09.2005 19:24

Barrichello: "Es wird ein sehr spezielles Rennen"

Vor seinem letzten Heim-Grand-Prix auf Ferrari spricht Rubens Barrichello über seinen Traum vom Sieg und die Zukunft bei BAR-Honda

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, du bist gerade zum zweiten Mal Vater geworden. Gratuliere! Was kannst du uns dazu erzählen?"
Rubens Barrichello: "Ich habe Spa um ungefähr 20:00 Uhr abends verlassen und kam dann gegen 06:00 Uhr morgens hier an. Wir sind zum Doktor gegangen, der gesagt hat, dass es noch an jenem Tag passieren würde. Die Geburt wurde nicht eingeleitet, sondern ist dann in derselben Nacht passiert. Ich war also dort und bin sehr froh, dass der kleine Fernando auf mich gewartet hat!"

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Möchte unbedingt einen Heimsieg auf Ferrari feiern: Rubens Barrichello

Frage: "Fernando ist ein interessanter Name, wenn man die WM-Situation bedenkt. Hat es damit irgendetwas zu tun?"
Barrichello: "Nein, überhaupt nicht! Wir wollten etwas, was zu Eduardo passt, denn es klingt irgendwie lustig, wenn die Kinder Eduardo und zum Beispiel Luca heißen würden. Fernando ist einfach ähnlicher. Sie sehen sich auch ziemlich ähnlich, also passt das gut!"#w1#

Die Jung-Barrichellos sind noch zu klein für die Formel 1

Frage: "Werden wir den kleinen Fernando dieses Wochenende zu Gesicht bekommen?"
Barrichello: "Definitiv nicht."

Frage: "Und Eduardo?"
Barrichello: "Vielleicht."

Frage: "Seit gestern ist bekannt, dass Jenson Button dein Teamkollege bei BAR-Honda wird. Wie stehst du dazu?"
Barrichello: "Ich bin sehr glücklich, denn ich denke, dass das Team nun eine echte Chance auf den WM-Titel hat. Wir haben zwei Topfahrer, die Unterstützung von Honda und natürlich BAR. Das sollte zusammen eine schlagkräftige Kombination ergeben. Ich bin wirklich happy, dass Jenson bleibt, denn jetzt kann er im November und Dezember testen, und ich übernehme dann die Arbeit im Januar."

Frage: "Du hast also zwei Monate Urlaub, er nur einen..."
Barrichello: "Ich darf ja die beiden Monate aus vertraglichen Gründen noch nicht fahren, daher werde ich die Zeit nutzen, um mich meinem Sohn vorzustellen. Er soll mich ja nicht nur als Name auf irgendeinem Papier kennen! Nach drei Monaten könnte er mich schon erkennen, daher ist die Pause ganz okay."

Interlagos und der große Schatten des Ayrton Senna

Frage: "Du hast hier in Interlagos schon geführt, du warst auf Pole Position - aber ein Sieg fehlt dir noch. Erzähle ein bisschen über dieses Rennen, was es dir bedeutet, und schildere deine Höhe- und Tiefpunkte beim Grand Prix von Brasilien!"
Barrichello: "Am Anfang, also 1993 und 1994, war es für mich ziemlich locker, denn der gesamte Druck lastete nur auf Ayrton (Senna; Anm. d. Red.), während ich um die Ecke noch mit dem Kart fahren konnte. 1995 und 1996 fiel es mir ziemlich schwer, denn ich ließ mir den ganzen Druck von außen aufzwängen, ehe ich mich weiterentwickelte und das alles hinter mir ließ. Wenn ich das Gefühl habe, dass das Wochenende nicht vergeht, heißt das, dass ich mich wohl fühle. Dieses Jahr komme ich zum ersten Mal in meiner Ferrari-Zeit nicht als einer der Favoriten hierher, und das ist ein ganz anderes Gefühl, ohne Druck. Ich nehme das Wochenende, wie es kommt, weil ich Spaß haben will."

"Felipe (Massa; Anm. d. Red.) ist ja schon eine ganze Weile dabei, aber es ist schön, dass diesmal auch Antonio (Pizzonia; Anm. d. Red.) mitfährt, denn das stärkt unsere brasilianische Schlagkraft! Ich hoffe, dass Antonio auch in Japan und China dabei sein wird, denn es wäre wirklich dumm, ihn nicht fahren zu lassen, weil er das Auto ja kennt und so weiter. Für mich ist es hier besonders angenehm, weil ich nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu meinem Sohn fahren und ihm die Strampelanzüge wechseln kann. Das ist fantastisch."

Barrichello verspürt extreme Heimatverbundenheit

Frage: "Was bedeutet dir deine Heimatstadt São Paulo?"
Barrichello: "São Paulo ist mein Leben. Ich habe 21 Jahre in Interlagos gelebt und meine ganze Kindheit hier verbracht. Ich bin mit dem Rad gefahren und so weiter. Ich kenne sogar manche Leute, die auf den Tribünen sitzen, und das ist schon ein lustiges Gefühl. Ich finde nicht, dass São Paulo gefährlicher ist als andere Städte, in die wir kommen - Italien zum Beispiel oder London. Manchmal haben wir Angst vor bestimmten Plätzen. São Paulo ist eine nette Stadt. Man muss natürlich wissen, wohin man geht, aber die Stadt ist mein Leben. Ich möchte eines Tages hierher zurückkehren."

Frage: "Zum ersten Mal könnte eine Weltmeisterschaft hier in Brasilien entschieden werden. Was denkst du darüber und wie stehst du zu Fernando Alonso?"
Barrichello: "Irgendwie ist das großartig für Brasilien. Wenn Fernando die Weltmeisterschaft hier gewinnen sollte, wäre das ein Plus für die Brasilianer. Er wird sowieso Weltmeister, also kann es auch schon hier passieren, denn die Leute würden eine gute Stimmung machen. Außerdem wären wir dann bestimmt alle zu seiner Party eingeladen!"

Wehmut vor dem letzten Brasilien-Grand-Prix auf Ferrari

Frage: "Für dich ist es das letzte Heimrennen auf Ferrari. Ferrari ist überall auf der Welt etwas Besonderes. Was ist es für ein Gefühl, zum letzten Mal vor eigenem Publikum einen Ferrari zu fahren, und freust du dich schon auf Shanghai, wo du vergangenes Jahr einen der wichtigsten Grands Prix aller Zeiten gewonnen hast?"
Barrichello: "Das ist doch offensichtlich. Natürlich ist ein Gefühl dahinter, wenn ich zum letzten Mal hier für Ferrari fahre, denn ich mag die rote Farbe! Ich fahre für Ferrari, weil das Team konkurrenzfähig war und mir ermöglicht hat, Rennen zu gewinnen. Andererseits verlässt man die alten Freunde mit einem weinenden Auge, während ich mich gleichzeitig auf mein neues Team freue. Freunde hat man für immer, und ich habe auch von anderen Teams - Jordan und Stewart - noch Freunde."

"Dass ich gehe, bedeutet ja nicht, dass ich die Tür zuschlage und ich die Ferrari-Leute nie wieder sehen werde. Wir hatten sechs Jahre lang eine fantastische Beziehung, und ich hatte ein absolutes Traumauto. Ich denke, wir sind als Team gewachsen. Es wird hier natürlich ein spezielles Rennen. Schade, dass wir diesmal kein so konkurrenzfähiges Auto haben, um die letzten drei Rennen zu gewinnen, aber auch wenn die Pole Position sehr schwer zu erreichen sein wird, sind wir nicht ohne jede Siegchance. Es gibt schon Chancen, und wenn ich sie hier in Brasilien, wo ich schon zweimal auf Pole war und wo das Publikum hinter mir steht, nutze, dann wäre das ein Traum. Ich werde jedenfalls alles geben, denn es würde mir sehr viel bedeuten, meinen Heim-Grand-Prix auf Ferrari zu gewinnen!"