• 25.04.2002 10:25

  • von Reinhart Linke

Willis: "Richards ist ein sehr energischer Typ"

Technikdirektor Geoff Willis spricht im Interview über seine Arbeit bei BAR-Honda, Teamchef David Richards und den F2002

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Geoff Willis stieß Anfang des Jahres zum BAR-Honda-Team, wo er nun als Technischer Direktor tätig ist. Zuvor betrat der Brite Anfang der 1990er-Jahre erstmals die Formel-1-Bühne, als er beim Williams-Team unterkam und dort jahrelang an der Seite von Adrian Newey und Egbahl Hamidy tätig war. Als Adrian Newey das Team von Sir Frank Williams 1997 verließ, arbeitete Geoff Willis zusammen mit Chefdesigner Gavin Fisher und war damit maßgeblich an der Entwicklung der Formel-1-Autos des britischen Teams beteiligt.

Titel-Bild zur News: Geoff Willis

Geoff Willis kommt in diesem Jahr nur zu einigen Rennen des BAR-Honda-Teams

Nun arbeitet Geoff Willis seit Anfang des Jahres für das BAR-Honda-Team. Dort soll der 42-Jährige den BAR004 auf Vordermann bringen, der in den ersten vier Saisonrennen nicht sehr stark abschnitt. Von 2.459 möglichen Kilometern in den ersten vier Saisonläufen überstand der BAR004 mit Jacques Villeneuve und Olivier Panis nur 1.417 Kilometer, womit das Teams in der Zuverlässigkeitswertung auf Platz neun nur vor Arrows-Cosworth und Jordan-Honda liegt. Außerdem fehlt dem Auto Speed.

Leichte Fortschritte gelangen der Mannschaft allerdings beim San-Marino-Grand-Prix. Olivier Panis schied zwar erneut mit einem Gaspedaldefekt aus, dafür kam Jacques Villeneuve mit einer Runde Rückstand immerhin als Siebter ins Ziel und verpasste so nur knapp die ersten Saisonpunkte für das Team aus Brackley.

Willis: "Ich komme nur zu wenigen Rennen"

Frage: "Platz sieben für Jacques in Imola ist normalerweise kein unglaublich gutes Ergebnis, aber unter den Umständen ist es nicht schlecht. Sind sie mit den Fortschritten zufrieden?"
Geoff Willis: "Der Rennbetrieb und die -strategie haben sehr gut funktioniert. Die gute Leistung im Warm Up wurde mit einer angemessenen Menge an Kraftstoff erzielt und beide Autos liefen sehr gut. Jacques sagte, dass das Auto sehr stark sei, obwohl beide im mittleren Sektor etwas langsamer waren. Wir sagten ihm, auf das Auto zu achten und er fuhr sehr sicher."

Frage: "Sie verfolgten das Rennen statt vom Kommandostand von der Box aus. Ist das für einen Technischen Direktor nicht etwas ungewöhnlich?"
Willis: "Ich bin nicht Teil des Rennteams und ich brauche es auch nicht zu sein. Ich beobachte das Auto beim Boxenstopp, falls wir irgendwelche Probleme bekommen. Ich bin wirklich nur hier um zu verstehen, wie das gesamte Team arbeitet und wo wir Schwachstellen haben. Grundsätzlich ist meine Aufgabe im Augenblick das Design, die Leistung und die Zuverlässigkeit. Ich denke, dass es vermutlich notwendig ist, dass ich zu vier oder fünf Rennen pro Jahr komme, möglicherweise zu jedem dritten oder vierten Grand Prix, um nicht zu engen Kontakt zu bekommen."

Willis: "Richards und ich haben die selben Standpunkte"

Frage: "Sie haben also mehr eine Rolle wie Rory Byrne (Ferrari-Chefdesigner; d. Red.), der von zu Hause aus arbeitet und nur gelegentlich zu den Rennen kommt?"
Willis: "Ja, zweifellos, das ist richtig. Dies ist offensichtlich das Problem des Jobtitels. Adrian (Newey, Technischer Direktor von McLaren-Mercedes; d. Red.) hat ein sehr großes renntechnisches Hintergrundwissen, also ist er die ganze Zeit hier, während Ross Brawn (Ferrari-Technikdirektor; d. Red.) zwischen dem Teamdirektor und Technikdirektor wechselt. Mein Job besteht darin, dass ich alle Verantwortungen über die technischen Angelegenheiten des Teams habe, weshalb ich wissen muss, was an der Rennstrecke vorgeht. Natürlich bin ich aber nicht Tag ein, Tag aus dort, wo das Auto fährt und es wäre Unsinn, wenn ich verlangen würde, immer dort zu sein."

Frage: "Sie wurden von Craig Pollock verpflichtet, aber bevor sie anfingen, hatte BAR-Honda einen neuen Teamchef. War dies ein wenig merkwürdig?"
Willis: "Die Änderungen wurden vorgenommen, während ich noch im Garten arbeitete und Urlaub hatte. Ich kam Anfang Januar zum Team und sah David Richards. Ich denke, dass wir feststellten, dass wir in Bezug auf Probleme, in die wir mit einbezogen werden, die selben Standpunkte und das selbe Verständnis in haben."

Auch Geoff Willis schaute sich den F2002 genau an

Frage: "Hilft es, dass sie beide gleichzeitig mit neuen Ideen ins Team gekommen sind?"
Willis: "Ich denke schon. Er ist zweifellos eine energische Person. Obwohl seine Erfahrungen in der Formel 1 nicht so groß sind ? abgesehen von einer kurzen Zeit bei Benetton ?, Prodrive ist ein ernster Spieler im WRC und in anderen Bereichen der Automobiltechnik. Ich denke, dass er die richtige Denkweise für dieses Geschäft hat. Er versteht, was erforderlich ist. Er denke, er hat als Manager einen sehr energischen Stil, er hat eine gute Motivation und er ist sehr enthusiastisch. Ich bin darüber erfreut und ich denke, dass wir wirklich sehr gut zusammen arbeiten können."

Frage: "Sie haben sich den neuen Ferrari in der Startaufstellung in Imola genau angesehen. Können sie von dem Auto etwas lernen?"
Willis: "Über die letzten drei oder vier Jahre hat man gesehen, dass Ferrari mehr und mehr an einem einzelnen Konzept fürs Auto arbeitet und dieses Konzept wird jedes Jahr mehr integriert. Man muss zweifellos annehmen, dass es derzeit das schnellste Auto ist, also schaut man es sich immer genau an!"