• 05.07.2012 22:58

  • von Sven Haidinger & Dieter Rencken

Williams verteidigt Maldonado: "Machen keine IQ-Tests"

Frank Williams wehrt sich gegen die Kritik an seinen Piloten, Pastor Maldonado findet trotz der verschenkten Punkte nicht, dass er seine Herangehensweise ändern sollte

(Motorsport-Total.com) - Williams steht beim Heimrennen in Silverstone unter Zugzwang. Seit dem Sensationssieg in Spanien holte die britische Truppe nur noch zwei WM-Punkte - Triumphator Pastor Maldonado fiel durch zahlreiche überaggressive Manöver und Fehler auf - seine starke Fahrt in Valencia endete nach einer Kollision mit dem Drittplatzierten Lewis Hamilton in einer 20-Sekunden-Strafe, die ihn sogar um den letzten verbleibenden WM-Punkt brachte.

Titel-Bild zur News: Frank Williams (Teamchef), Pastor Maldonado

Frank Williams glaubt an seinen Spanien-Sieger Pastor Maldonado

Dazu kommt, dass er sich nicht wirklich lernfähig präsentiert. Im Vorfeld des Grand Prix von Großbritannien wich er der Frage, ob er aus dem Wochenende in Valencia etwas gelernt hätte, aus.
Später meinte er, dass die Kollision in Valencia nicht mit dem Abflug in Melbourne zu vergleichen sei, obwohl er in beiden Fällen kurz vor Rennende wichtige WM-Punkte wegwarf: "In Melbourne habe ich so hart gepusht, und es war mein Fehler. Jetzt war es eine Kollision. Es war nicht nur mein Fehler, denke ich."

Trotz der ständigen Konflikte mit der Rennleitung fühle er sich nicht wie ein schlimmer Junge, der von den Lehrern gemaßregelt wird: "Ich hatte Pech. Das waren harte Entscheidungen gegen mich, aber es ist wie beim Fußball, und man muss das akzeptieren. Man muss natürlich die Regeln respektieren. Wenn man sie nicht berücksichtig, dann erhält man eine Strafe. So einfach ist das." Dennoch wird er an seiner Herangehensweise nichts ändern: "Du musst pushen, vor allem jetzt, wo die Abstände so gering sind."

Williams verteidigt Fahrerentscheidung

Seit dem Sieg in Spanien hört man im Fahrerlager immer wieder Stimmen, die meinen, dass Williams regelmäßig gewinnen würde, wenn man einen Piloten von Kaliber eines Fernando Alonso im Auto sitzen hätte. Während Maldonado zahlreiche Chancen ausließ, blieb Teamkollege Bruno Senna bisher meist blass. Dennoch ist Teamchef Frank Williams nicht der Meinung, dass sein Rennstall ein massives Fahrerproblem hat.

"Wir haben keinen Vettel oder Schumacher im Auto." Frank Williams

"Was unser größtes Defizit ist?", fragt er gegenüber 'Autosport'. "Nun ja, wir haben noch kein regelmäßiges Siegerauto, also könnte man sagen, dass es wahrscheinlich an der Aerodynamik liegt. Man könnte sagen, dass PS fehlen, die Reifen sind es sicher nicht. Wir haben keinen Vettel oder Schumacher im Auto, also könnte es hier ein kleines Defizit geben. Wir haben aber keine zehn Millionen Pfund, um dieses Defizit auszugleichen."

Damit spielt er darauf an, dass Maldonados Sponsor PDVSA jährlich über 30 Millionen Euro in die Williams-Kriegskasse einzahlt, auch Teamkollege Senna bringt Geld mit. Ein Toppilot würde dem Team hingegen Geld kosten. "Ein junger Kerl wie Pastor hat schnell einen Ruf, viel Geld zu haben und etwas wild zu sein - eine Art Eintagsfliege -, aber ich hoffe, dass das nicht der Fall ist", verteidigt Williams seinen Schützling, dem er zuletzt sogar zutraute, der nächste Alan Jones zu sein.

Wann endet die Punkteflaute?

Der Brite zeigt sich von den Qualitäten Maldonados angetan: "Man beginnt zu erkennen, dass er sehr talentiert ist." Kritiker werfen dem Venezolaner mangelnde Rennintelligenz vor. "Wie klug er ist, weiß ich nicht, da wir keine IQ-Tests machen", will Williams dies nicht kommentieren. Für ihn steht aber fest: "Er ist unglaublich schnell. Es würde mich zwar überraschen, wenn er den britischen Grand Prix gewinnen würde, aber wir müssen es probieren."

"Wie klug er ist, weiß ich nicht, da wir keine IQ-Tests machen." Frank Williams

Maldonado selbst will einen Podestplatz nicht ausschließen, gibt aber auch zu, dass der Druck enorm ist: "Das ist ein sehr wichtiges Rennen für mich, denn es ist das Heimrennen des Teams. Es wäre also gut, wenn wir hier stark sind." Er sieht sich als wichtigen Faktor für den Aufwärtstrend des Teams: Ich verbringe sehr viel Zeit mit den Ingenieuren, um ihnen bei der Entwicklung des Autos zu helfen. Ich bin sicher, dass das den Unterschied macht, vor allem in diesem Jahr."

Bei Williams fühlt er sich hervorragend aufgehoben: "Das Team kennt mich inzwischen sehr gut, und jedes Mal, wenn ich nach einer Änderung beim Auto frage, weiß das Team, was es zu tun hat." Auch Teamkollege Senna ist bewusst, dass er für Williams in Silverstone um viel geht: "Es ist das Heimrennen des Teams. Wir wollen gut abschneiden. Es wäre klasse, mit beiden Autos in die Punkte zu fahren." Von zusätzlichem Druck will er aber nichts wissen: "Als Rennfahrer stehst du immer unter Druck. Jedes einzelne Mal, wenn du im Auto sitzt."