• 05.07.2012 15:42

  • von Dominik Sharaf

Williams verdiente Geld mit Gruselleistungen

Wie Investor Toto Wolff half, das Team schrittweise neu auszurichten und warum die technische Abteilung in Grove komplett umgekrempelt wurde

(Motorsport-Total.com) - Es gibt Finanzinvestoren, die freuen sich über den schnöden Mammon und scheren sich sonst nicht um die Belange ihrer Mitarbeiter. Und es gibt Toto Wolff. Der Williams-Mitbesitzer ist Feuer und Flamme für das Unternehmen, an dem er im Herbst 2009 einen Minderheitsanteil erwarb. "Es war sehr schwierig, denn einerseits war die Firma wirtschaftlich gesund, aber andererseits gab es da diese fürchterlichen Wochenenden", erinnert sich der Österreicher im Gespräch mit 'Autosport' an die sportlichen Misserfolge vergangener Jahre.

Titel-Bild zur News: Bruno Senna, Toto Wolff

Toto Wolff (rechts), hier mit Bruno Senna, versteht die Formel 1 besser als zuvor

"Für einen Investor machte es puristisch betrachtet Sinn, sich zu engagieren", so Wolff weiter. Hinterherfahren und Geld verdienen war trotzdem nicht seine Sache. "Es war entsetzlich, die Rennen anzusehen, aber ich wusste, dass sich das Team nicht von einem Jahr auf das andere auf links drehen lassen würde." Der 40-Jährige weiß: "Einmal in der Abwärtsspirale angelangt ist es schwierig, herauszukommen, weil du Sponsoren brauchst - um erfolgreich zu sein und um dich zu entwickeln."

Dennoch unternahm Wolff den Versuch mit einem klaren Konzept, konnte aber nicht immer auf der Höhe des Geschehens sein: "Ich hatte wegen HWA ziemlich viel Erfahrung in einem kommerziellen Motorsport-Umfeld. Aber ich hatte keine Ahnung von der Formel 1", erzählt Wolff, dem auch nach fast drei Jahren noch manches Fragezeichen im Gesicht steht: "Sogar heute denke ich manchmal im Meeting noch: 'Bin ich dumm oder verstehe ich einfach das Konzept dahinter nicht?'"

Deshalb entwickelte Wolff einen Plan: "Aus sportlicher Sicht sind wir im Aufwind. Von Beginn an habe ich gesagt, dass ich eine Vorstellung von den kommenden fünf Jahren habe: Zuhören im ersten Jahr, Verstehen im zweiten Jahr, Eingreifen im dritten Jahr. Und ziemlich genau da sind wir jetzt angekommen." Sein erstes Betätigungsfeld fand Wolff in der technischen Abteilung.

Mike Coughlan ersetze Sam Michael als Technischer Direktor, dazu wurden Jason Somerville als Aerodynamik-Chef von Renault geholt und Mark Gillan als Chefingenieur verpflichtet. "Wir hatten verstanden, dass wir dort beginnen mussten. Wir tauschten alle Führungskräfte", resümiert Wolff. "Darunter hatten wir viele Neuzugänge von verschiedenen Teams und aus verschiedenen Geschäftsfeldern. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon eine aktivere Rolle inne."