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  • 01.02.2010 22:22

  • von Ziegler, Nimmervoll & Rencken

Williams stellt Cosworth-Motor auf die Probe

Als bislang einziges Team setzte sich Williams in Valencia mit dem Cosworth-Aggregat auseinander - Rubens Barrichello topmotiviert und fröhlich

(Motorsport-Total.com) - Das britische Williams-Team startete mit einem ausgiebigen Testtag in die neue Rennsaison: Gemeinsam mit Neuzugang Rubens Barrichello und dem neuen FW32 gelang es der Mannschaft um Teamchef Frank Williams, fast eine komplette Renndistanz zurückzulegen, ohne dabei auf größere Schwierigkeiten zu stoßen. Vor allem der Motor stand bei Williams am Montag hoch im Kurs.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello absolvierte in Valencia die Jungfernfahrt im FW32 von Williams

Das neue Cosworth-Triebwerk basiert auf der Version von 2006, hinterließ bei Barrichello aber einen guten Eindruck: "Für den ersten Tag war er sehr gut", findet der Brasilianer. "Wir sind noch nicht am Limit gefahren, denn es war der erste Test auf der Strecke. Da liegt noch viel drin. Wir können aus dem Auto und aus dem Motor noch viel herausholen", meint Barrichello und gibt sich zuversichtlich.#w1#

Kleinere Probleme am ersten Testtag

Vollkommen problemlos verlief das Williams-Debüt des früheren Brawn-Piloten allerdings nicht, denn einmal machte sich das Gaspedal selbstständig: "Dadurch starb der Motor ab", so Barrichello, ansonsten habe der Cosworth-Motor im Heck des FW32 sehr gut funktioniert. Damit brachte es der 37-Jährige auf insgesamt 75 Runden, auf eine Topzeit von 1:14.499 Minuten und den sechsten Platz.

"Für einen ersten Tag war es gut", lautet Barrichellos Bilanz. "Wenn du auf die Zeiten schaust, sagst du: 'Wow, der Ferrari ist zwei Sekunden schneller!' Klar wären wir diese Zeit auch gerne gefahren, aber ehrlich gesagt kann man heutzutage nicht mehr viel herauslesen, denn wenn du Benzin rausnimmst, bringt dir das vier Sekunden", erläutert der dienstälteste aller Formel-1-Piloten.

"Für einen ersten Tag war es gut." Rubens Barrichello

Der Spaß steht bei Barrichello aber noch immer im Vordergrund: "Es ist witzig", so Barrichello. "Meine Söhne besuchen seit heute eine neue Schule. Für mich war es genauso: 'Hi, wie heißt du?' Das Gefühl ist das gleiche. Es war klasse, wieder mit Sam (Michael; Anm. d. Red.) zu arbeiten. Er war Telemetrie-Ingenieur in meiner Jordan-Zeit und ich war mir damals schon sicher, dass er eine große Karriere hinlegen würde."

Barrichellos Erfahrung ist ein Vorteil für Williams

Nach über einem Jahrzehnt kreuzen sich die Wege der beiden wieder - und Barrichello strotzt noch immer vor Elan: "Ich bin so enthusiastisch und motiviert, dass es mir manchmal selbst Angst macht! Ich bin 75 Runden ohne körperliche Beschwerden gefahren. Ich hoffe, dass wir unsere Probleme in den Griff bekommen, aber vor Bahrain wissen wir sowieso nicht, wie schnell wir wirklich sind."

Nicht nur das Gaspedal hatte Williams kurzzeitig eingebremst, auch die Reifen waren ein kleines Hindernis für das Traditionsteam. Barrichello: "Wir haben ein Balanceproblem mit den neuen Vorderreifen, da untersteuert das Auto. Alles in allem war es aber ein guter erster Tag mit vielen Neuerungen", so der ehemalige Ferrari-Fahrer. Sam Michael, Technischer Direktor bei Williams, war ebenfalls zufrieden.

"Wir haben ein Balanceproblem mit neuen Vorderreifen, da untersteuert das Auto." Rubens Barrichello

Vor allem mit seinem neuen Stammfahrer Barrichello: "Er hat viel Erfahrung und ist sehr gut darin, das Setup schnell zu finden und sich auf das Auto zu konzentrieren. Das brauchen wir im Moment, denn die Vorderreifen sind anders als im Vorjahr", so Michael. "Wir haben viel am Setup umgestellt, um zu sehen, wie das Auto funktioniert. Da ist es immer gut, einen erfahrenen Piloten im Cockpit zu haben."


Fotos: Testfahrten in Valencia


Der Motor als Sorgenkind?

"Normalerweise konzentriert man sich am ersten Tag auf das Bodywork, aber bei uns ging es vor allem um den Motor. Es war kein schlechter Tag", erklärt der australische Ingenieur. "Die Cosworth-Elektronik spricht mit der Williams-Elektronik. Das passt also. Am Ende hatten wir einen kleinen Defekt, aber das war nichts Tragisches. Wir müssen nun eben mehr Checks durchführen als sonst."

Dies sei aufgrund der neuen Ausgangslage in Bezug auf das Cosworth-Aggregat unbedingt erforderlich. "Es ist noch genau der gleiche Motor wie 2006", sagt Michael. "Daher wussten wir auch genau, auf was wir uns einlassen." Auch auf die Vibrationen, die Williams schon 2006 schwer zu schaffen machten. Michael gesteht: "Der Motor ist noch gleich, damit auch die Vibrationen."

"Wir wussten genau, auf was wir uns einlassen." Sam Michael

"Wir wissen aber, wie sich diese Vibrationen auswirken. Ich möchte klarstellen, dass wir 2006 wegen der Vibrationen keine Defekte hatten, sondern wegen des Packagings, denn wir ließen rund um den Motor zu wenig Platz für Auspuff, Wasserleitungen, Hydraulik und so weiter", meint der Technische Direktor des Williams-Teams rückblickend. "Da erwarten wir jetzt keine Probleme mehr", so Michael.