• 07.06.2009 11:25

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Williams: "Motorsport ist unser Geschäft"

Frank Williams erklärt, warum sein Team für 2010 eingeschrieben hat, und betont, dass es deswegen keinen Streit mit Toyota gibt

(Motorsport-Total.com) - Williams war das erste bestehende Formel-1-Team, das sich eigenständig und nicht über die FOTA-Sammelnennung für die Weltmeisterschaft 2010 eingeschrieben hat. Dies hatte einen vorübergehenden Ausschluss aus der Teamvereinigung zur Folge. Dabei steht Williams wohl irgendwo zwischen den Fronten, wenn es um die tatsächlichen Standpunkte geht.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Frank Williams: "Ich gehe dorthin, wo ich am meisten Geld bekomme!"

Denn als unabhängiges Team sind gedeckelte Ausgaben grundsätzlich nichts, wogegen Williams protestieren würde: "Mit der Budgetobergrenze wäre es für uns einfacher, Gewinn zu erwirtschaften", sagt der "Rollstuhlgeneral", der sich gezwungen sah, aus der FOTA auszubrechen, um auf der sicheren Seite zu sein. Denn im Gegensatz zu den Herstellern gilt für den Traditionsrennstall: "Motorsport ist unser einziges Geschäft."#w1#

Großzügige Prämien von Ecclestone

Für die Einschreibung verantwortlich war das am 15. Oktober 2005 unterschriebene Concorde-Agreement - damals ein eigenständiger Deal mit Bernie Ecclestone. Als dann im Mai 2006 alle Teams einen Vorvertrag unterschrieben, war Williams wieder dabei. Dafür gab es gleich zwei Prämien, die offenbar "sehr großzügig" waren. Nicht zuletzt deswegen sieht sich Williams dazu verpflichtet, sich an die Vereinbarungen zu halten und nicht mit einer Alternativserie zu drohen.

"Wenn kein Kompromiss gefunden wird, kann es gut sein, dass die Gruppe der Hersteller ihre eigene Meisterschaft gründen wird." Frank Williams

Dass diese Drohung der Hersteller echt ist, daran hat der 67-Jährige jedoch keinen Zweifel: "Es ist kein Krieg. Es stehen sich zwei Positionen gegenüber. Wenn kein Kompromiss gefunden wird, kann es gut sein, dass die Gruppe der Hersteller ihre eigene Meisterschaft gründen wird. Dann ist eine Schlüsselfrage die, wer für uns Motoren anliefern soll", so Williams, der klarstellt: "Meine bevorzugte Wahl wäre die FIA-Weltmeisterschaft."

"Sollte es allerdings zu einem Nuklearschlag in Paris kommen und Bernie etwas anderes auf die Beine stellen, dann würden wir natürlich lieber dort fahren", erklärt der Brite, der Ecclestone interessanterweise nicht auf Mosleys Seite sieht, sondern dem Lager der Teams zuordnet. Aber dass Ecclestone die Alternativserie selbst gründen würde, kann er sich nicht vorstellen: "Ich glaube nicht, dass Bernie noch die Energie dafür hat."

"Max will keinen Krieg und Bernie braucht keinen", stellt Williams philosophisch in den Raum und ergänzt: "Mein Verhältnis zu Max ist völlig offen und geradlinig. Das gilt auch für Bernie. Es gab in der Vergangenheit immer wieder Meinungsverschiedenheiten mit Max. Manchmal hatte er Recht, manchmal ich. Ihm geht es primär darum, dass die kleinen Teams, die sich die Formel 1 nicht mehr leisten können, überleben."

Mit der Gelassenheit des Alters

"Niemand wird daran sterben." Frank Williams

Mit den vom FIA-Weltrat beschlossenen Regeländerungen für 2010 ist Williams nicht restlos glücklich, ein Geschrei wie von Ferrari und Toyota veranstaltet hält er aber für übertrieben: "Niemand wird daran sterben. In den nächsten sechs Monaten wird sich zeigen, wie viel Schaden angerichtet wurde." Außerdem habe es solche Diskussionen "immer schon gegeben". Selbst ein Parallelreglement wäre nicht neu, sagt er mit Blick auf die Turbo/Sauber-Ära der 1980er-Jahre.

Die große Frage für Williams ist nun, ob er dauerhaft auf Mosleys Seite bleiben wird oder es sich doch noch einmal überlegt, sollte es neue Entwicklungen geben. Immerhin wurde von Seiten der FOTA signalisiert, dass man keine Teams verlieren möchte, die separate Einschreibung von Williams aber irgendwie bestrafen musste. Auch Williams' Motorenpartner Toyota war kurz sauer: "Aber nur für zehn Minuten. Dann war das Thema erledigt", so Williams, der für 2010 einen Toyota-Vertrag hat.

Eine Rückkehr in die FOTA sei zumindest derzeit kein Thema: "Wenn du von der Schule geschmissen wirst, gehst du nicht mehr dorthin zurück." Aber: "Wenn deine Eltern zu einem Gespräch eingeladen werden und es ein Angebot gibt, dann könnte sich das ändern." Dass er es noch bereuen könnte, sich von der FOTA getrennt zu haben, will Williams gar nicht ausschließen: "Jeder hat sich doch schon einmal gedacht: Hätte ich damals doch nur das andere Mädchen geheiratet!"