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  • 05.09.2014 16:42

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Williams mit Verlusten: Investitionen für die Zukunft

Williams schreibt in der ersten Hälfte des Jahres Verluste - Verantwortliche geben sich gelassen: Erfolgreiche Investitionen, früh verbuchte Einnahmen

(Motorsport-Total.com) - Die börsennotierte Williams Grand Prix Holdings (WGPH) hat in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres einen Verlust von 17 Millionen Pfund (umgerechnet rund 21,4 Millionen Euro) hinnehmen müssen. Das gab Geschäftsführer Mike O'Driscoll am Rande des Grand-Prix-Wochenendes in Monza bekannt. Die negativen Zahlen kommen für die Verantwortlichen nicht unerwartet. Mehrere Faktoren haben offenbar zu den Verlusten geführt.

Titel-Bild zur News: Williams-Logo

Investitionen zahlen sich aus: Williams ist sportlich wieder auf Kurs Zoom

Im Vergleichszeitraum des Vorjahres hatte Williams drei Millionen Pfund an Verlust gemacht, am Ende des Jahres aber überraschend einen Gewinn von satten 12 Millionen Pfund (rund 15 Millionen Euro) ausgewiesen. "Ende 2013 haben wir eine einmalige Zahlung von einem Sponsor bekommen, die eigentlich zur Unterstützung unserer Rennaktivitäten 2014 gedacht war. Dies spielt in den Büchern 2014 keine Rolle, weil es bereits im Jahr 2013 verbucht wurde", erklärt Williams-Geschäftsführer O'Driscoll.

Bei dem Sponsor handelte es sich um den venezolanischen Ölgiganten PDVSA, der sich samt Ex-Pilot Pastor Maldonado vorzeitig von Williams verabschiedete und bei Lotus andockte. Die umfangreiche Zahlung von PDVSA ließ die letztjährige Bilanz von Williams glänzen, die diesjährige leidet darunter. Neben einer Verringerung der Einnahmen sind die Kosten bei Williams erheblich angestiegen. "Die Kostensteigerungen liegen vor allem im höheren Preis der Formel-1-Antriebe begründet", erklärt O'Driscoll.

Teure Antriebe schlagen zu Buche

Die Kosten für die Power im Heck der Fahrzeuge seien mit Einführung der neuen V8-Turbo-Hybrid-Antriebe im Vergleich zu den alten V8-Saugmotoren um 100 Prozent gestiegen, berichtet der Brite. "Alle Privatteams werden ähnliche Steigerungen bei den Kosten für Antriebe haben. Damit gehen auch erhöhte Kosten für beispielsweise Benzin und Personal einher", so O'Driscoll. Für die neuen Antriebe - Williams wechselte von Renault zu Mercedes - ist pro Jahr eine zweistellige Millionensumme fällig.

"Wenn man das erste Halbjahr dieses Jahres mit den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres vergleicht, dann erkennt man einen Rückgang des Umsatzes und eine Erhöhung der Kosten. Das ist nie eine gute Kombination", sagt O'Driscoll. Warum ist man bei Williams dennoch gelassen? Weil es sportlich gut läuft, das Interesse von Sponsoren wächst und bessere Einnahmen in Aussicht stehen. Man habe Williams auf einen gesunden Weg gebracht, heißt es.

"Im vergangenen Jahr standen wir vor einer wichtigen Entscheidung: Entweder sparen und dabei womöglich sterben, oder mutig investieren", so O'Driscoll. "Als wir im vergangenen Jahr entschieden haben, wirklich mal den Resetknopf zu drücken, da war uns vollkommen bewusst, dass so etwas mit Investitionen verbunden ist. Diese Investitionen in Personal, Technologie und Marketing schlagen sich jetzt schon in besseren Rennergebnissen nieder." Williams war im Vorjahr auf Rang neun der WM, liegt derzeit auf Platz vier. Sollte man auf dieser Position bleiben, winken 2015 zusätzliche Einnahmen in Höhe von rund 15 Millionen Euro.


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Mit sportlichen Erfolgen will man mittelfristig finanziell gesund dastehen. Nicht nur die Einnahmen aus dem Vermarktungstopf werden ansteigen, sondern nach Aussage von Williams gibt es Interesse weiterer Sponsoren. Andere Unternehmen der Gruppe, wie die noch recht junge Williams Advanced Engineering (WAE), arbeiten mittlerweile profitabel und schwächen den Gesamtverlust der Unternehmensgruppe ab. Außerdem konnten die Einnahmen aus dem Verkauf der Williams Hybrid Power (WHP) ein noch schlechteres Betriebsergebnis in den ersten sechs Monaten dieses Jahres verhindern.