• 15.03.2009 13:40

  • von Kay Siecken

Williams: Alter Glanz mit neuem Auto?

Williams hofft von den Regeländerungen zu profitieren und mit dem FW31 ein Auto auf den Asphalt zu bringen, welches das Potenzial für Podiumsplätze hat

(Motorsport-Total.com) - Ob Williams seinen Glanz früherer Tage wiederfinden und an die vergangenen Triumphe in der Weltmeisterschaft anschließen kann, das wird die Zeit zeigen. Durch die Regeländerungen hat das Team nun aber zumindest die Möglichkeit, wieder zur Spitze in der Formel 1 aufzuschließen. Dafür hat es bereits Ende 2007 mit der Entwicklung des 2009er-Autos begonnen und nach und nach immer mehr Ressourcen darauf verwendet.

Titel-Bild zur News: FW31

Mit dem neuen FW31 will Williams zu den Top-Teams der Formel 1 aufschließen

Seit die neuen Regeln im Oktober 2007 beschlossen worden sind, tüfteln die Ingenieure um Patrick Head und Sam Michael am FW31. Dabei wurden nur wenige Teile vom Vorjahresauto übernommen, denn der diesjährige Williams-Bolide baut auf ein völlig neues Konzept. Die Arbeit am neuen Williams begann im November 2007 und zwischen Weihnachten und Neujahr desselben Jahres fanden bereits die ersten Tests im Windkanal statt. Ab Mitte 2008 konzentrierte sich die Entwicklungsabteilung nur noch auf das 2009er-Auto. Dabei lag der Fokus auf der Aerodynamik, dem Energierückgewinnungssystem KERS und der Rückkehr der Slicks.#w1#

"Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir dieses Jahr einen Schritt nach vorne gemacht haben" Frank Williams

Schon rein optisch unterscheidet sich der Williams des Jahres 2009 von seinem Vorgänger: Die Frontflügel sind niedriger (75 Millimeter) und breiter (1800 Millimeter), der Heckflügel ist größer und enger (750 Millimeter) und der Diffusor wurde um 350 Millimeter nach hinten verschoben.

Neue Regeln, neue Chancen

"Als wir das Regelwerk in den Händen hielten, haben wir uns zunächst die geometrischen Änderungen zwischen dem vergangenen Jahr und diesem angeschaut. Wir haben ein regelkonformes Auto gebaut, es in den Windkanal gebracht und uns die Zahlen angeschaut", erklärt Michael, der Technische Direktor von Williams, und fährt fort: "Der Verlust an Abtriebskraft war enorm, fast 50 Prozent, und wir haben die Regeländerungen sofort als eine großartige Möglichkeit angesehen, uns einen Vorteil zu verschaffen."

Einer der beiden Windkanäle wurde sofort nur noch für die Entwicklung des FW31 eingesetzt und Chefaerodynamiker Jon Tomlinson hat gemeinsam mit Chefdesigner Ed Wood die Aufmerksamkeit des gesamten Teams auf das 2009er-Auto gelenkt. Dadurch wurde am FW30 kaum noch etwas gemacht, was natürlich für die Fahrer ein hohes Frustpotenzial hatte. "Das letzte Upgrade am FW30 gab es zum Deutschland-Grand-Prix", bestätigt Nico Rosberg. "Das machte es für die letzten Rennen natürlich schwierig, noch wettbewerbsfähig zu sein. Aber wir mussten uns dem beugen, was langfristig für das Team am besten ist."

Herausforderung Slicks

Vor allem die neuen Reifen bereiten den Technikern Kopfzerbrechen. Die Slicks generieren nämlich acht Prozent mehr Grip als die letztjährigen Pneus und so wurden bei den viertägigen Tests in Barcelona wichtige Informationen darüber gewonnen, wie die Gewichtsverteilung des Autos und die Aufhängung gestaltet werden muss.

"Wir mussten beim neuen Auto viele Fakten beachten, aber die Reifen waren der wichtigste Punkt", beschreibt der Australier Michael. "Wie sie mit dem Rest des Autos interagieren, ist für die Leistungsfähigkeit des Autos entscheidend. Die frühen Tests haben uns wichtige Informationen über die Slicks gegeben. So mussten wir die Steifigkeit der Radaufhängung erhöhen, um mit den verstärkten Kräften umzugehen, und wegen des zusätzlichen mechanischen Grips die Kinematik ändern."

Noch ein weiterer wichtiger Faktor spielt bei der aerodynamischen Performance des 2009er-Boliden eine Rolle: Die Unterdrückung der Hitze. Dank der neuen "R75-Regel" gibt es in den Seitenkästen keine Luftabzüge mehr, so dass die Hitze über das Heck des Boliden entweichen muss.

Williams-Toyota FW31

Der neue Williams soll einen Sprung nach vorne bedeuten Zoom

Für die Leistungsentfaltung des FW31 ist natürlich auch KERS entscheidend. Die Fahrer haben jetzt einen Boost-Knopf, der ihnen pro Runde für 6,6 Sekunden 82 zusätzliche PS verleiht. "Für die Formel 1 ist KERS fantastisch", jubiliert Michael. "Das aktuelle KERS bringt 0,3 Sekunden pro Runde, aber sobald die FIA in den kommenden Saisons die Leistung des KERS erhöht, ist noch viel mehr drin. Auch wenn es momentan noch eine große Herausforderung ist, werden wir in ein paar Jahren sicherlich rückblickend mit dieser Neuerung äußerst zufrieden sein."

Williams hat mit dem FW31 alles auf eine Karte gesetzt und viel Blut, Schweiß und Tränen für den neuen Boliden aufgewandt. Ob sich der Einsatz gelohnt hat, das wird sich selbstredend erst nach dem ersten WM-Lauf in Australien zeigen. "Es ist unmöglich, eine Prognose für Melbourne abzugeben" sagt Frank Williams, "aber ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir dieses Jahr einen Schritt nach vorne gemacht haben."