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Wie sich Cosworth wieder in Erinnerung rufen will
Motorenhersteller Cosworth steht weiterhin hinter der aktuellen V8/V10-Formel und möchte das Williams-Team auch mit wenig Geld von sich überzeugen
(Motorsport-Total.com) - Als letzter unabhängiger Motorenhersteller der Formel 1 ist Cosworth von den finanziellen Mitteln her natürlich beschränkt, doch trotz dieses Handicaps gegenüber den großen Automobilherstellern möchte man 2006 zumindest ansatzweise an frühere Erfolge anknüpfen. Als Partner des Williams-Teams stehen die Chancen dafür auch nicht allzu schlecht.

© Schlegelmilch
Cosworths V10-Motor könnte 2006 für einige Überraschungen sorgen
Tim Routsis, Geschäftsführer des traditionsreichen Unternehmens, welches nicht mehr zum Ford-Konzern, sondern den ChampCar-Granden Kevin Kalkhoven und Gerald Forsythe gehört, ist davon überzeugt, dass die Erfolgschancen besser als in vergangenen Jahren stehen. Dennoch pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass Frank Williams schon nach einem Werkspartner für eine längerfristige Zukunft ab 2007 sucht.#w1#
Cosworth will Williams von sich überzeugen
"Meine Aufgabe ist es", meinte Routsis zu diesen Gerüchten, "am Saisonbeginn ein Leistungsniveau anzuschlagen, welches es für Williams verdammt schwierig macht, irgendwo anders hinzugehen. Die Fähigkeit Geld auszugeben ist etwas anderes als einfach Geld auszugeben! Ein großes Budget verleiht einem die Fähigkeit, viele Fehler zu machen, aber es schützt einen nicht davor, dass eine andere Organisation ebenfalls mit den richtigen Antworten daherkommt."
Cosworth stehe schon lange im Wettkampf mit den Automobilherstellern und habe schon immer wesentlich weniger Geld gehabt, "aber", so Routsis, "wir haben konstant demonstriert, dass wir diese Herausforderung annehmen und unseren Anteil am Erfolg mitnehmen können." In bester Erinnerung sind allen ja noch die vielen Siege des legendären Cosworth-DFV-Triebwerks, welches als erfolgreichster Formel-1-Motor aller Zeiten gilt...
Übrigens rüstet die britische Motorenschmiede 2006 nicht nur Williams mit V8-, sondern auch die Scuderia Toro Rosso mit gedrosselten V10-Aggregaten aus. Dies war in den vergangenen Wochen insofern ein heikles Thema, als sich die anderen Teams an der Äquivalenzformel stoßen, die die FIA für die V10-Ausnahmeregel beschlossen hat. Das Limit von 16.700 Umdrehungen pro Minute bei einem 77-Millimeter-Luftmengenbegrenzer ist aus Sicht der Konkurrenz nicht ausreichend.
Warum durfte ausgerechnet Cosworth die FIA beraten?
Besonders fragwürdig erscheint diese Formel, weil die FIA beim Erstellen der Äquivalenzformel ausgerechnet auf Cosworths Ratschlag zurückgegriffen hat, weil es ja sonst keine werksunabhängigen Motorenhersteller mehr gibt. Dass Cosworth nicht übermäßig vehement gegen den eigenen V10-Motor argumentiert haben dürfte, ist anzunehmen, schließlich würde man sich damit ins eigene Fleisch schneiden...
"Wir wurden von der FIA gebeten, unsere eigene Äquivalenzrechnung zu präsentieren, und die Daten, die wir hatten, betrafen den Vergleich zwischen unserem eigenen V8 und unserem eigenen V10", so Routsis zu dieser Thematik. "Also haben wir einen Regelvorschlag ausgearbeitet und der FIA vorgelegt, von dem wir uns sicher waren, dass er über die gesamte Saison gesehen eine faire Basis darstellen würde."
"Äquivalenz ist schwierig zu definieren", fuhr der Brite fort, "und wir haben versucht, sie anhand von Rundenzeiten aller Rennstrecken zu errechnen. Man kann nicht nur auf die Leistung schauen, denn es gibt zu viele Unterschiede zwischen den Motoren, zum Beispiel Gewicht, Drehmoment, Benzinverbrauch. Also haben wir viel Arbeit in die Äquivalenzrechnung investiert, aber wir sehen noch immer keinen Grund, den ursprünglichen Vorschlag zu ändern."
Toyota stellte selbst V8/V10-Vergleiche an
Naturgemäß sieht das die Konkurrenz anders, weshalb Toyota noch im vergangenen Jahr selbst an einer gerechten Äquivalenzformel gearbeitet hat, um die Ergebnisse dieser Berechnungen der FIA vorlegen zu können. Dass die Japaner zu einem anderen Schluss gekommen sind als Cosworth, ist eigentlich wenig überraschend: Laut Toyota leistet der V10-Motor nach aktuellem Reglement um bis zu 80 PS mehr als die neuen V8-Aggregate.
Routsis: "Unsere Gespräche mit der FIA waren sehr geradlinig. Wir haben klar gemacht, dass - wenn alle anderen Faktoren gleich sind - ein Auto mit unserem V8-Motor vor einem Auto mit unserem begrenzten V10-Motor ins Ziel kommen müsste. Aber was macht die FIA, wenn Williams Erster und Zweiter und die Scuderia Toro Rosso Dritter und Vierter wird? Ich sage nicht, dass das passieren wird, aber der Äquivalenz würde es entsprechen, denn der V10 wäre dann ja besser als der V8", so der 46-Jährige.
Dennoch hat sich die FIA die Hintertür offen gehalten, die Äquivalenzregeln mit einer Ankündigungsfrist von nur 24 Stunden verändern zu können, um notfalls nach dem Freitagstraining in Bahrain noch rechtzeitig vor dem Rennen eingreifen zu können. Routsis rechnet allerdings nicht damit, dass dies passieren wird. Nur: Selbst wenn wäre er wohl nicht so dumm, es jetzt schon allen auf die Nase zu binden...

