• 08.06.2022 09:56

  • von Luke Smith, Übersetzung: Kevin Hermann

Wie "Drive to Survive" ohne Mercedes und Ferrari zum Hit wurde

Deshalb konnte die beliebte Formel-1-Netflix-Serie "Drive to Survive" von der anfänglichen Abwesenheit der Spitzenteams Mercedes und Ferrari profitieren

(Motorsport-Total.com) - Während aktuell die Dreharbeiten für die fünfte Staffel von Drive to Survive für die Saison 2022 stattfinden, bleibt die Formel-1-Doku-Serie einer der größten Hits von Netflix.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff

Mercedes und Ferrari verweigerten die Teilnahme an der ersten Staffel von Drive to Survive Zoom

Entgegen dem Trend der meisten Netflix-Serien kann Drive to Survive einen stetigen Anstieg der Zuschauerzahlen verzeichnen. Die dritte Staffel, die während der Hochzeit der Coronapandemie 2020 gedreht wurde, konnte die ersten beiden Staffeln überbieten, während diese Marke sogar von der vierten Staffel, die erst Anfang dieses Jahres herauskam, noch einmal übertroffen wurde.

Es ist daher wenig überraschend, dass Netflix und die Formel 1 Drive to Survive gleich um zwei Jahre für die Saisons 2022 und 2023 verlängert haben, sodass die Serie bis mindestens 2024 auf den Bildschirmen zu sehen sein wird.

Deshalb machten Mercedes und Ferrari zuerst nicht mit

Die Debatte über die teilweise kreative Interpretation der Tatsachen hat sich jedoch in den letzten paar Staffeln verschärft, vor allem nachdem Weltmeister Max Verstappen dies als Grund dafür angegeben hat, nicht mehr aktiv an den Dreharbeiten teilzunehmen. Seine Abwesenheit in der vierten Staffel war zu spüren, wenn man bedenkt, wie sehr sein Kampf mit Lewis Hamilton um die Weltmeisterschaft im Mittelpunkt stand.

Und doch ist gerade das Fehlen großer Namen einer der Gründe, warum Drive to Survive ein so großer Erfolg ist. In der ersten Staffel, die während der Saison 2018 gedreht wurde, verweigerten Ferrari und Mercedes die Teilnahme, weil sie sich nicht sicher waren, ob dies eine Ablenkung im WM-Kampf darstellen würde und das Risiko besteht, dass die Kameras Einblicke in das Innenleben eines Teams erhalten.

Ohne die beiden größten Starteams waren die Produzenten gezwungen, sich nach anderweitig umzusehen, was dazu führte, dass Figuren wie Daniel Ricciardo und Günther Steiner in den Mittelpunkt rückten, die wohl bisher die beiden Hauptdarsteller der gesamten Drive-to-Survive-Geschichte waren.

Ferrari und Mercedes haben ihre Meinung ab der zweiten Staffel geändert, was jedoch nicht dazu geführt hat, dass der Fokus der Serie nur noch auf die Spitzenteams und -fahrer gerichtet wurde. Auch das hintere Feld wurde weiterhin ausgiebig beleuchtet.

Maurizio Arrivabene

Ex-Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene war von der Netflix-Teilnahme seines Teams 2018 nicht angetan - Sein Nachfolger Mattia Binotto wählte jedoch einen offeneren Ansatz Zoom

Die Programmleiterin von Drive to Survive, Cassie Bennitt, sprach auf dem "Business of F1 Forum", das von der Financial Times und dem Motorsport Network in Monaco veranstaltet wurde, darüber, wie wichtig es ist, die großartigen Charaktere der Formel 1 zu behandeln.

Haas-Teamchef Günther Steiner als gefeierter Netflix-Star

"Was ich am Formel-1-Fahrerlager so toll finde, ist, dass es ein Ort der Intrigen ist, an dem Geschäfte gemacht werden, Träume entstehen, aber auch platzen", sagt Bennitt. "Man kann tolle Geschichten erzählen, womit auch diese erstaunlichen Charaktere kommen."

"In der ersten Staffel hatten wir keinen Zugang zu Ferrari und Mercedes, da sie nicht mitmachen wollten, wie allgemein bekannt ist. Das bedeutete also, dass sich die Produzenten anderweitig umsehen musste. Und ich denke, das hat die Show grundlegend geprägt."

"Wir mussten uns nach anderen Teams umsehen. Haas ist ein klassisches Beispiel dafür. Günther Steiner mit seiner Fangemeinde ist absolut unglaublich. Ich glaube, dass sogar mein Freund besessen von Günther ist!", sagt die Programmleiterin.

Der Haas-Teamchef war schon immer verblüfft über seine eigene Popularität, die aus Drive to Survive resultierte, obwohl er sich dabei noch immer keine einzige Sekunde der Serie selbst angesehen hat. Auf dem Fan-Forum in Australien Anfang des Jahres war der Jubel für ihn sogar größer als für einige Weltmeister, als sie auf die Bühne kamen. Das zeigt, wie stark Drive to Survive diese neuen Stars hervorgebracht hat.

Günther Steiner

Haas-Teamchef Günther Steiner ist der Star der Netflix-Serie der Formel 1 Zoom

Netflix: "Menschen stehen im Mittelpunkt"

"Wir mussten ein Licht auf all das werfen, was im Fahrerlager vor sich geht", erklärt Bennitt. "Es gibt 20 Fahrer und zehn Teams. Bei jedem Einzelnen ist so viel los und jeder Einzelne ist anders. Es ändert sich also von Jahr zu Jahr."

"Wir versuchen vorher herauszufinden, was die Geschichte und der Bogen der Saison sein wird. Das wissen wir früh in der Saison leider nie ganz genau, weshalb wir versuchen, die Figuren kennenzulernen und ihre Geschichten zu erzählen."

"Es geht somit zurück zu universelleren Themen, zu dem, was man als menschlich empfindet. Das ist die eigentliche Methodik. Im Mittelpunkt stehen die Menschen, aber dann gibt es auch die Rennen. Das ist, was wir versuchen zu tun."

Fünfte Staffel mit Titelkampf zwischen Red Bull und Ferrari auf "gutem" Weg

Die Fokussierung auf Persönlichkeiten ist etwas, das Drive to Survive auch in Zukunft nicht aus seinem Konzept streichen möchte, denn es ist bekannt, wie erfolgreich es war, ein so breites Publikum jenseits der traditionellen Formel-1-Fangemeinde zu erreichen.

Doch ein Großteil des Inhalts der Serie wird natürlich vom Spektakel auf der Rennstrecke abhängen, dass sich laut Bennitt dank des Titelkampfs zwischen Red Bull und Ferrari bereits zu Beginn des Jahres 2022 gut entwickelt.

"Es ist ein Aufbruch mit den neuen Autos", sagt Bennitt. "Wer hätte gedacht, dass Mercedes und Lewis in so einer Position sein würden? Wer weiß, welche Geschichten wir in dieser Saison noch erleben werden?"


Tappt Ferrari in die gleiche Falle wie 2010?

Ferrari hat sich in Monaco, so sieht es zumindest Formel-1-Experte Marc Surer, auf den falschen Gegner konzentriert. Genau wie in Abu Dhabi 2010. Weitere Formel-1-Videos

"Ich glaube, alle sind schon sehr gespannt darauf, was passieren wird. Letztes Jahr dachten wir auch nicht unbedingt, dass wir in Monaco große Geschichten schreiben könnten, aber am Ende wurde es dann doch ganz interessant."

"Es gibt so viel Spielraum im Fahrerlager und bei den Teams. Ich denke, solange wir unsere Arbeit richtig machen und uns an die Geschichten halten, die in der Formel 1 erzählt werden, wird es uns gut gehen. Wir arbeiten hart und wollen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen", so die Programmleiterin. "Ich würde liebend gerne noch an den Staffeln sieben und acht arbeiten!"

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