• 09.06.2008 14:28

Whitmarsh: "Heikki ist unsere Sieghoffnung in Frankreich"

McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh im Teaminterview über die Strafe für Lewis Hamilton und die Aussichten für den Frankreich-Grand-Prix

(Motorsport-Total.com) - Montréal ist im Formel-1-Zirkus als Party-Stadt äußerst beliebt, die Mannschaft des BMW Sauber F1 Teams dürfte als kaum Probleme gehabt haben, eine adäquate Örtlichkeit für die Siegesfeier zu finden. Beim anderen deutschen Automobilhersteller war die Stimmung genau gegenteilig. McLaren-Mercedes erlebte ein Wochenende zum Vergessen. Lewis Hamilton krachte an der Boxenausfahrt mit Kimi Räikkönen zusammen und wurde anschließend mit einer Strafe belegt, Heikki Kovalainen kam am gesamten Wochenende nicht auf ein gutes Tempo. McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh blickte im Teaminterview zurück nach Montréal und voraus auf Magny-Cours.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

Martin Whitmarsh glaubt an eine starke Rückkehr von Heikki Kovalainen

Frage: "Martin, warum wurde Lewis beim Boxenstopp überhaupt von Robert Kubica und Kimi Räikkönen überholt?"
Whitmarsh: "Genau wie die anderen Teams hatten auch wir uns dafür entschieden, sofort bei Öffnung der Boxengasse in der Safety-Car-Phase hereinzukommen. Wir dachten, dass sein die richtige Entscheidung. Wir betankten Lewis etwas mehr als seine Konkurrenten, weil wir ihn länger fahren lassen wollten. Wir waren sicher, dass er den Speed hat, dorrt mitzuhalten. Beim Stopp selbst gab es leider eine kleine Verzögerung, die uns sicherlich nicht geholfen hat. Insgesamt meine ich aber, dass der Stopp gemessen an der Spritmenge ganz okay war. Wenn wir als Erster herausgekommen wären, hätten wir uns in einer ganz starken Position befunden. Wenn wir hinter ihnen herausgekommen wären, hätten wir dennoch alle Chancen gehabt, die anderen beim zweiten Stopp wieder zu packen."#w1#

Strafe für Hamilton wird akzeptiert

Frage: "Was lief am Boxenausgang falsch?"
Whitmarsh: "Als fast alle Autos gleichzeitig hereinkamen, war es in der Boxengasse ganz schön überfüllt. Lewis musste nicht nur auf die beiden Autos vor ihm achten, sondern auch noch auf die roten Lichter der Boxenampel. Wir haben alle gesehen, was dann passiert ist. Das ist eben Racing. Man muss sich bei Kimi und Ferrari entschuldigen, die unschuldige Opfer dieser Situation wurden."

Frage: "Denken sie über einen Protest gegen die Strafe für Lewis nach?"
Whitmarsh: "Absolut nicht. Wir nehmen die Entscheidung der Stewards als hart aber fair zur Kenntnis. Hart in dem Sinne, dass sie Lewis das Leben in Magny-Cours deutlich erschweren. Fair in dem Sinne, dass wir natürlich kein Argument gegen den Vorwurf haben, dass er eine vermeidbare Kollision verursacht hat. Minimale Fehler können manchmal große Auswirkungen haben. Wir müssen nun mit dem Verlust eines möglichen Rennsieges und der Versetzung um zehn Startplätze im kommenden Rennen leben."

Frage: "Wie geht man an das kommende Wochenende, wenn jetzt schon die Versetzung um zehn Startplätze feststeht?"
Whitmarsh: "Natürlich wird das unsere Herangehensweise beeinflussen. Ohne zu viel verraten zu wollen, gehe ich doch davon aus, dass er dann im ersten Stint etwas länger fahren wird als er es sonst tun würde. Wir haben das noch nicht genau ausgearbeitet, aber aus dem Bauch heraus würde ich so etwas annehmen."

Frage: "Wie lief es für Heikki im Rennen?"
Whitmarsh: "An diesem Wochenende lief es bei ihm nicht so recht zusammen. Vielleicht lag es am gewählten Fahrzeugsetup oder er hatte sich zu sehr unter Druck gesetzt. Er hatte auf jeden Fall viel Graining mit den reifen und konnte im Rennen nicht wirklich den Job erledigen, der getan werden musste. Wie so oft, wenn man es nicht genau auf den Punkt bringt: Man pusht die Reifen ins Graining - genau das ist geschehen."

Kommt Kovalainen schnell aus dem Formtief?

Frage: "Wie sollte Heikki die kommenden Rennen angehen?"
Whitmarsh: "Die Wahrheit ist ja, dass er bisher in jedem einzelnen Rennen für uns einen tollen Job abgeliefert hat. Wenn man sich die gewichts-bereinigten Zeiten anschaut, dann hat er mehrfach Lewis im Qualifying geschlagen. An diesem Wochenende hat er es - aus welchen gründen auch immer - einfach nicht auf die Reihe bekommen. Er setzt sich selbst stark unter Druck. Wir als Team glauben ganz fest an ihn und wir gehen fest davon aus, dass er sich beim nächsten Rennen wieder fängt. Er ist immerhin unsere größte Sieghoffnung beim Grand Prix in Frankreich."

Frage: "Was werdet ihr beim den Tests in Barcelona in der Woche vor dem Frankreich-Rennen ausprobieren?"
Whitmarsh: "Wir haben in den vergangenen beiden Rennen eine Reihe von neuen aerodynamischen Teilen am Auto gehabt. Wir hatten zwölf Verbesserungen in Kanada, 10 aerodynamische und zwei mechanische. Die beiden zurückliegenden Grands Prix waren in ihren Charakteristiken sehr außergewöhnlich, mit entweder extrem viel oder sehr wenig Downforce. Jetzt müssen wir zurück auf ein normales Aerodynamikpaket. Wir haben eine Reihe von Neuerungen, die wir bei dem Test ausprobieren wollen."

Frage: "Kann das Team die gute Performance aus Monaco und Montreal auch in Frankreich und anschließend in Silverstone an den Tag legen?"
Whitmarsh: "Ja, ich denke schon. Wir treiben die Fahrzeugentwicklung immer weiter voran. Zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres mussten wir mit ansehen, dass Ferrari besser mit den Reifen umging und in schnellen Kurven überlegen war. In diesem Jahr haben wir bisher die bessere Leistung in schnellen Kurven gezeigt und wir kommen nun auf zwei Strecken, die uns eigentlich liegen sollten. Ich bin sicher, dass Ferrari weiter pushen wird und BMW zeigt ohnehin konstant gute Leistungen. Deren Beständigkeit zahlt sich zurzeit aus. Wir müssen sicherstellen, dass wir keine Fehler mehr machen und das Auto schneller entwickeln als die beiden anderen Teams."