• 20.04.2013 19:20

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Whitmarsh: Experimente kosten wichtige Setup-Zeit

Die McLaren-Piloten sind nicht zu beneiden: Der MP4-28 hinkt der Konkurrenz hinterher, Jenson Button und Sergio Perez müssen Freitags experimentieren

(Motorsport-Total.com) - Für McLaren gilt es, das Rennwochenende in Bahrain noch mit möglichst geringen Schäden zu überstehen. Für den Europaauftakt in Barcelona in drei Wochen ist Besserung in Sicht. In Woking wird intensiv an einem umfassenden Updatepaket für den bislang wenig befriedigenden MP4-28 gearbeitet. Das Rennen in Spanien soll den Durchbruch auf dem Weg zurück in die Riege der Spitzenteams werden. "Wir verstehen ganz gut, wo bei unserem Auto die eigentlichen Probleme liegen und wo wir Performance zulegen können", sagt Teamchef Martin Whitmarsh.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh

McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh erwartet in Barcelona schnelleres Auto Zoom

"Beide Piloten kämpfen zwar bei ihren Fahrten mit den Reifen, aber wir haben ihnen bisher einfach kein ausreichend gutes Auto gegeben. Das macht es für die Fahrer natürlich schwierig. Für die Jungs wäre es besser, wenn wir ein Auto mit einer grundsätzlich guten Balance hätten. Dann könnten sie den Freitag für die Feinabstimmung nutzen. Bei uns ist es aber leider so, dass wir die Freitage für Experimente nutzen müssen", erklärt der Brite.

"Gerade für Sergio ist das nicht leicht, wenn er im Grunde nur den Samstagvormittag hat, um das Auto mehr auf seine Bedürfnisse einzustellen", stellt Whitmarsh die Problematik dar. McLaren opfert Trainingszeit am Freitag, um an künftigen Updates zu arbeiten. In der gleichen Zeit feilt die Konkurrenz bereits am Setup. "Wir müssen in den Trainings auf die Suche nach Performance gehen, aber auch überprüfen, ob unsere Entwicklungen für Barcelona in die richtige Richtung gehen. Das ist für Fahrer und Ingenieure eine schwierige Situation."

Freitage sind für Entwicklungsfahrten

"Wir haben im Rahmen unserer Experimente viele Antworten auf unsere Fragen bekommen, aber noch nicht alle. Uns sind bereits einige Schritte in Sachen Performance gelungen, allerdings nicht so große wie erhofft. Auf der anderen Seite haben wir wichtige Erkenntnisse gewonnen über die Richtung, die wir einschlagen müssen", so Whitmarsh. "Es ging beispielsweise auch darum, jene Bereiche auszumachen, wo wir mit schnellen Änderungen die größten Schritte nach vorn machen können. Es ist wichtig, dass wir in dieser Situation nicht zu viel Zeit auf Bereiche verschwenden, wo wir nur geringfügig zulegen können."

"Generell hat der Wagen zu wenig Abtrieb, aber zu viel Luftwiderstand. Unser Auto wäre viel besser, wenn wir 35 Punkte mehr Abtrieb hätten. Dann wären unsere Fahrer zufrieden", spricht Whitmarsh Klartext. "Das ist jetzt alles etwas vereinfacht dargestellt. In Wirklichkeit ist es viel komplizierter. Es geht um Abtrieb, Bodenfreiheit, Auspuff. In erster Linie fehlt es uns bei geringen Geschwindigkeiten an Abtrieb und wenn wir mit großer Bodenfreiheit fahren müssen. Die Fahrer haben Probleme mit der Traktion am Kurvenausgang - speziell hier ist das ein Problem."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Bahrain, Samstag


"Die Formel 1 ist ein extrem hartes Wettbewerbsumfeld. Es ist kaum möglich, über viele Jahre unangefochten an der Spitze zu sein. Dafür sind einfach viel zu viele schlaue Köpfe bei anderen Teams damit beschäftigt, an die Spitze zu gelangen", erklärt der McLaren-Teamchef die aktuelle Schwäche seines Teams. "Es wird bei uns keine strukturellen oder organisatorischen Konsequenzen geben. Wir sind sicher, dass uns so etwas nicht noch einmal passieren wird."

"Natürlich stellen wir unsere Strukturen und Leute immer wieder auf den Prüfstein. Das passiert aber abseits der Öffentlichkeit. Wir sind darauf konzentriert, uns nach vorne zu bringen", sagt Whitmarsh, der bei Jenson Buttons Einzug ins Q3 nicht laut mitjubeln wollte. "Es ist nicht unser Ding, dass wir uns über den Einzug ins Q3 so dermaßen freuen. Jenson und Sergio sind fantastische Teamplayer, die erstaunlich positiv mit dieser Situation umgehen und andere mitreißen. Sie haben sicher ein besseres Auto verdient. Daran arbeiten wir."