Whitmarsh: "Die Formel 1 braucht Nordamerika"

Martin Whitmarsh fordert von der Formel 1 größere Anstrengungen in Nordamerika und appelliert wegen der wirtschaftlichen Lage an die Solidarität der Teams

(Motorsport-Total.com) - Zum 34. Mal wurde gestern der Große Preis von Kanada in Montreal ausgetragen, seit 1978 gehört das Rennen mit zwei Ausnahmen (1987 und 2009) zum Formel-1-Kalender. Während Kanada fester Bestandteil der Formel-1-Weltmeisterschaft ist, sieht die Lange südlich der Grenze in den USA anders aus. Dort kämpft die Formel 1 seit vielen Jahren darum, Fuß zu fassen. Nach Ansicht von Martin Whitmarsh muss dieser Kampf erfolgreich sein.

Titel-Bild zur News: US-Flagge, USA, Nordamerika

Bisher tut sich die Formel 1 schwer damit, in den USA Fuß zu fassen Zoom

"Wir müssen den Sport in Nordamerika etablieren, sagt der McLaren-Teamchef. "Hier in Montreal hat er sich prächtig entwickelt, dafür sollten wir dankbar sein." Mit dem Rennen in Austin, welches im vergangenen Jahr erfolgreich debütierte, könnte sich die Formel 1 eine Basis in den USA aufbauen. "Das Rennen in Austin war eine großartige Rückkehr in die USA, vor allem natürlich, weil wir es gewonnen haben", erinnert sich Whitmarsh an den Sieg von Lewis Hamilton.

"Es gibt jetzt Gespräche über New Jersey und andere Dinge. Ich hoffe, dass das wahr wird", so der McLaren-Teamchef. Vor allem aus wirtschaftlicher Sicht seien Rennen in Nordamerika und vor allem in den USA für die Teams von großer Bedeutung. "Das ist für die meisten Investoren ein großer Markt", so der Brite. Dabei ist Whitmarsh völlig klar, dass die Formel 1 selber die Initiative ergreifen muss, um sich auf dem mit zahlreichen Profisportarten gesättigten Markt zu etablieren.

"Wir müssen anerkennen, dass Nordamerika die Formel 1 nicht braucht." Martin Whitmarsh

"Wir müssen anerkennen, dass Nordamerika die Formel 1 nicht braucht, aber die Formel 1 braucht Nordamerika", bringt Whitmarsh die Situation auf den Punkt. "Daran müssen wir härter arbeiten als zuletzt. Wir hatten in den vergangen 30 Jahren 13 verschiedene Rennorte in Nordamerika, aber keine konstante Basis", erinnert er an zahlreiche Austragungsorte in den USA, die oft nur von kurzer Dauer waren. "Es gibt zwei Weltsportarten, die sich hier etablieren müssen: Fußball und die Formel 1", sagt der Brite.

Doch die Expansion nach Nordamerika ist beileibe nicht das größte Problem, vor dem die Formel 1 steht. Die wirtschaftlich schwierige Lage bedroht einige Rennställe in ihrer Existenz. Whitmarsh fordert daher ein enges Zusammenrücken der Teams. "In solchen Phasen erkennen die Teams, wie ernst die Lage ist und arbeiten zusammen", erinnert der Teamchef an das Jahr 2008, als die Teams vor dem Hintergrund der Bankenkrise Neuerungen wie das Testverbot und das Ressourcen-Restriktions-Abkommen beschlossen hatten.


Fotos: Großer Preis von Kanada, Sonntag


Whitmarsh befürchtet jedoch, dass diese Einigkeit schnell wieder vergessen wird, sobald die akute Krise überwunden ist: "Leider haben alle nur ein Kurzzeitgedächtnis, und bald kehren die vorherige Rivalität und die Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit zurück. Dann dominieren die Eigeninteressen." Dies könne sich die Formel 1 dauerhaft jedoch nicht erlauben, auch wenn das Produkt derzeit sehr gut sei.

"Wir sollten uns nicht zu sehr zurücklehnen, auch wenn wir in den vergangenen zwei oder drei Jahren eine tolle Show geboten haben. Meiner Meinung nach die Beste seit vielen Jahren", lobt Whitmarsh die Saisons der jüngeren Vergangenheit. "Man muss immer weiter daran arbeiten, um den Sport besser und unterhaltsamer zu machen."