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White: "Eine Null-Fehler-Quote ist der Maßstab"
Vor dem Saisonstart warnt Rob White, Technischer Direktor Motor bei Renault F1, vor Selbstzufriedenheit, gibt sich aber dennoch optimistisch
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Beim Großen Preis von Bahrain werden die neuen 2,4-Liter-V8-Motoren ihr Grand Prix-Debüt geben. Beginnt damit eine neue Ära?"
Rob White: "2006 markiert ganz klar einen Neuanfang, weil alle Motorenhersteller gleichzeitig neue Triebwerke entwickeln mussten. In diesem Zusammenhang ist es wichtig festzuhalten, dass die neuen V8 konstruktiv und technologisch eng mit den bisherigen V10-Motoren verwandt sind. Die unterschiedlichen Auslegungen und Arbeitsbedingungen könnten allerdings die Hackordnung unter den Herstellern durcheinander wirbeln."

© Renault
Rob White bickt der kommenden Formel-1-Saison optimistisch entgegen
Frage: "Wird die Leistung der verschiedenen Triebwerke zu Saisonbeginn stark voneinander abweichen?"
White: "Es liegt nahe, dass am Anfang einer Saison mit neuer Motorenformel die verschiedenen Reifegrade der Triebwerke auch zu unterschiedlicher Leistung führen könnten."#w1#
"Aber mit fortschreitender Entwicklungszeit werden die weniger starken Motoren aufholen, wobei die Evolution der Leistung natürlich stark von der Effizienz der Entwicklungsabteilungen abhängt. Da ich die Stärke unserer Motorenabteilung kenne, glaube ich, dass sich Renault in Sachen Titelverteidigung in einer guten Position befindet."
Frage: "Es gab die unvermeidlichen Versuche von Beobachtern, von den Testzeiten auf die isolierte Leistung der neuen Triebwerke zu schließen. Wie sinnvoll ist diese Übung?"
White: "Es ist außerordentlich schwierig, die absolute Leistung eines Formel-1-Motors akkurat zu bestimmen - und ohne ausführliche Messungen völlig unmöglich. Schätzungen und Vergleiche von Motoren anhand der Rundenzeiten müssen immer die Vielzahl der Variablen berücksichtigen."
"Die Ungenauigkeit und Unwägbarkeiten solcher Versuche sind riesig. Natürlich werten wir viele Daten aus, um unsere Leistung im Vergleich zu den Gegnern zu beurteilen, aber reine 'Nur Motor'-Vergleiche haben eine sehr begrenzte Aussagekraft. Nicht umsonst gibt es keine WM-Punkte nur für Triebwerke. Wir betrachten einen Rennwagen als Ganzes und optimieren ihn nicht in einzelnen Teilbereichen, sondern mit Blick auf die Resultate am Sonntagnachmittag."
Frage: "Vor einem Jahr erlitt Renault in Bahrain den einzigen Motorschaden des Jahres. Wie gedenkt ihr, eine Wiederholung dieses Defekts zu verhindern?"
White: "Das Problem im Vorjahr resultierte aus den extrem hohen Temperaturen beim Start. Wir haben es schnell diagnostiziert und Gegenmaßnahmen für die weiteren Rennen 2005 eingeführt. Diese Erkenntnisse haben wir auch in die Konstruktion des RS26 einfließen lassen. Der Hitze-Aspekt war teil unserer Vorbereitungen, und wir sind sehr zuversichtlich, dass dieses Problem nicht noch einmal auftauchen wird."
Frage: "Geht das Team sein erstes Rennen mit dem brandneuen V8 irgendwie anders an als frühere Rennen?"
White: "Es gibt beim Wechsel vom V10 auf den V8 keine spezifischen Unterschiede, die eine andere Arbeitsweise erfordern. Simulationen der Arbeit an der Strecke gehören fest zu unserer Vorbereitung. Ihre akkurate Durchführung hilft uns, in vielen Bereichen die richtigen Entscheidungen zu treffen."
"Unsere Arbeitsweise am Rennwochenende wird sich gegenüber dem vergangenen Jahr allerdings kaum verändern. Wir berücksichtigen unsere Erfahrungen von 2005 sowie die Auswirkungen der wieder erlaubten Reifenwechsel und des neuen Qualifyings bei der Einsatzplanung des V8."
Frage: "Wie bewerten Sie die Erfolge des Wintertestprogramms?"
White: "Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir im Winter erarbeitet haben. Die ersten Eindrücke des neuen V8 auf dem Prüfstand waren sehr positiv, und die Testfahrten haben dies voll bestätigt. Wir gingen gut vorbereitet in unsere Wintertests, sodass unliebsame Überraschungen völlig ausblieben, als wir erstmals den neuen Motor im neuen Auto fuhren. Für uns hat sich die Entscheidung, mit einem kompletten 2006er Auto in die Testarbeit einzusteigen, statt aufwändige Interimsmodelle zu bauen, voll ausgezahlt."
Frage: "Euer Hauptaugenmerk schien auf dem Optimieren der Zuverlässigkeit zu liegen... "
White: "Für uns ist immer eine Null-Fehler-Quote der Maßstab, aber das ist einfacher gesagt als getan. Wir haben strenge Entwicklungs- und Freigabeprozesse, aber der RS26 ist immer noch ein sehr junges Triebwerk, und es liegt nur ein schmaler Grat zwischen Erfolg und Defekt. Bei den ersten Rennen der Saison steht immer ein Fragezeichen hinter der Zuverlässigkeit. Um diese Frage mit ja zu beantworten, setzen wir auf kontinuierliche Arbeit."
Frage: "Und wie steht es um die Leistungsfähigkeit des neuen Triebwerks?"
White: "Im heutigen Formel-1-Umfeld reicht Zuverlässigkeit allein nicht aus. Die Leistungsausbeute muss vom Saisonstart an zu den besten gehören und stets weiterentwickelt werden. Wir setzen uns aggressive, aber realistische Leistungsziele."
"Während der Vorsaisontests haben wir unsere Zwischenziele voll erreicht. Jetzt freuen wir uns auf den direkten Vergleich mit den Gegnern, denn das ist der einzig wahre Maßstab. Unser Ziel lautete, beide Fahrer mit einem Paket auszustatten, dass es ihnen erlaubt, beide Titel für Renault zu verteidigen."

