• 30.07.2009 09:39

  • von Roman Wittemeier

Wendlinger: "Ich finde es auch ein wenig mutig"

Ex-Formel-1-Pilot Karl Wendlinger hält den Schritt für mutig und logisch zugleich: "Letzter wird er sicher nicht" - Stimmen zum Schumacher-Comeback

(Motorsport-Total.com) - Kaum war die Formel-1-Welt gestern von der Ausstiegs-Ankündigung von BMW erschüttert worden, sorgte ein ganz besonderes Nachbeben für mindestens ähnlich große Schlagzeilen: Michael Schumacher feiert sein Comeback in der Formel 1! Der siebenmalige Weltmeister wird ab dem Grand Prix von Europa den verletzten Felipe Massa ersetzen. Vermutlich wird Schumacher die aktuelle Saison bis zum Ende bestreiten.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher will 2009 weitere Formel-1-Trophäen sammeln

Warum tut er sich das im Alter von 40 Jahren noch an? Diese Frage beschäftigte viele Fans in den vergangenen Stunden. "Sein Alter spielt sicherlich keine Rolle. Er macht einen sehr fitten Eindruck", stellt Karl Wendlinger auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' klar. Der Österreicher weiter: "Ein Problem sehe ich darin, dass er seit langer Zeit nicht mehr in einem Formel-1-Auto gesessen hat. Es ist nun auch noch eine ganz neue Generation von Formel-1-Autos und einen echten Test darf er auch nicht fahren."#w1#

"Sicherlich hat Michael Schumacher die Qualität und Fähigkeit, aber ich finde es auch ziemlich mutig, dass er sich nochmal in das Haifischbecken Formel 1 stürzt", meint Wendlinger, der in der frühen Karrierephase Teamkollege von Schumacher im Mercedes-Juniorteam war. "Ferrari wird schon wissen, was sie an ihm haben. Die haben jahrelang zusammengearbeitet. Natürlich hätten die Testpiloten Marc Gene und Luca Badoer mehr Erfahrung mit solchen Autos. Deswegen finde ich sein Comeback mutig."

Seinen letzten Grand Prix bestritt Schumacher Ende 2006 in Interlagos. Seither gab es zwar vereinzelte Testeinsätze, die aber allesamt in Formel-1-Autos der älteren Generation stattfanden. Der Kerpener hat die neuen Slicks zwar ausprobieren dürfen, aber mit neuer Aerodynamik und KERS hat er keine Erfahrung. "Letzter wird er nicht", prophezeit Wendlinger seinem ehemaligen Rivalen. "Er kann sich ganz bestimmt schnell auf die Situation einstellen. Ich gehe davon aus, dass er gar nicht weit weg sein wird von Kimi Räikkönen."

Eine ähnliche Ansicht hat auch David Coulthard. Der Red-Bull-Ersatzfahrer in der 'Bild': "Der hat es absolut drauf, sofort wieder ins Auto zu steigen und wieder vorne mitzufahren. Er ist ein Rennfahrer durch und durch und hat Ferrari immer die Treue gehalten." Als Ralf Schumacher vom Comeback seines Bruders hörte, gab es ein kurzes Staunen: "Das ist natürlich ein Ding!" Der heutige DTM-Pilot weiter: "Er ist auf jeden Fall noch schnell genug. Er wird sich das sehr gut überlegt haben."

¿pbvin|512|1723||0|1pb¿"Das ist die größte positive Überraschung, die die Formel 1 erleben kann", so Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in der 'Bild'. Als Fan habe auch er sich ein solches Comeback gewünscht: "Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung des Klassikers Silber gegen Rot. Aber bei aller Euphorie wollen wir eines nicht vergessen: Die Genesungsfortschritte von Felipe Massa sind auch eine sehr, sehr gute Nachricht. Es sieht so aus, als hätte Felipe viele Schutzengel gehabt."

Ex-Weltmeister Niki Lauda kennt sich mit beiden Dingen bestens aus: Schutzengeln und Comebacks. Der Österreicher hatte 1979 den Helm bereits an den Nagel gehängt, kehrte dann aber mit McLaren zurück und holte 1984 noch einmal den Titel. "Als ich 1982 zum Comeback antrat, war ich total unfit", so Lauda in der 'Dailymail'. "Ich schaffte kaum zwei Runden. Bei Michael ist das komplett anders. Er ist voll austrainiert. Er wird vielleicht keine Siege einfahren, denn dafür hat er wohl gar nicht das Auto, aber er wird gut sein."

"Die spannende Frage ist für mich, wie das Duell Kimi Räikkönen gegen Michael Schumacher aussehen wird", so Lauda weiter. Er mutmaßt: "Kimi muss schon alles zeigen, damit er nicht am Ende ganz schlecht aussieht. Insgesamt muss ich sagen, dass dieses Comeback nach all der Politik und nun auch dem Ausstieg von BMW gerade passend kommt. Das ist das Beste für Ferrari und die gesamte Formel 1."


Fotos: Die Michael-Schumacher-Story


Äußerst stolz ist Schumachers Vater Rolf. Man müsse es als Ehre empfinden, im Alter von 40 Jahren noch einmal von Ferrari berufen zu werden, so der Kerpener in der 'Bild': "Andere sind mit 40 schon weit weg von der Formel 1. Er wird gefragt. Das zeigt, was für ein Vertrauen und welchen Stellenwert er bei Ferrari immer noch genießt. Etwas Besseres könnte Michael doch gar nicht passieren. Er wird gebraucht. Das ist doch super."

Auch abseits der Motorsportszene sorgt das Schumacher-Comeback für viel Gesprächsstoff. "Nachdem Michael Schumacher zurückgetreten ist, habe ich keine Formel 1 mehr angeschaut", wurde Fußballlegende Franz Beckenbauer in der 'Bild' zitiert, "aber ab jetzt guck ich wieder jedes Rennen!" Box-Weltmeister Vitali Klitschko: "Michael Schumacher ist der beste Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Mit Sicherheit kann er erfolgreich zurückkommen."

Kurz vor dem Abendessen mit seiner Familie auf den Bahamas wurde Lance Armstrong von der Nachricht über das Comeback von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher überrascht - und griff gleich zu seinem Handy. "Es ist so aufregend, Michael Schumacher wieder Rennen fahren zu sehen", twitterte der siebenmalige Tour-Sieger nach Informationen des 'SID': "Er ist der Größte aller Zeiten!" Der Amerikaner, mit 37 Jahren drei Jahre jünger als Schumacher, hatte selbst in diesem Jahr sein Comeback gefeiert und bei der Tour den dritten Platz belegt.