• 27.06.2010 19:15

  • von Dieter Rencken

Webber und der Crash: "Ich konnte es kaum glauben"

Red-Bull-Fahrer Mark Webber über seinen Unfall in Valencia, den der Australier vollkommen unverletzt überstand: "So etwas kann vorkommen"

(Motorsport-Total.com) - Der Große Preis von Europa war erst wenige Runden alt, als das Rennen auf spektakuläre Art und Weise für Mark Webber (Red Bull) und Heikki Kovalainen (Lotus) auch schon wieder vorbei war: Webber knallte Kovalainen auf der langen Gegengerade ins Heck, überschlug sich in der Luft, krachte zurück auf die Fahrbahn und strandete im Reifenstapel. In seiner Medienrunde spricht der 33-Jährige darüber, wie er seinem zerstörten RB6-Auto unverletzt entstieg und wie es zu diesem Crash kam.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Glück im Unglück: Mark Webber konnte seinem RB6-Wrack unverletzt entsteigen

Frage: "Mark, wie ist das Rennen aus deiner Sicht verlaufen?"
Mark Webber: "Zunächst einmal muss man ganz klar sagen, dass die erste Phase des Rennens nicht gerade gut für mich lief. Mein erster Sektor war sehr schlecht. Mein Start war nicht besonders gut und die beiden ersten Schikanen waren ebenfalls nicht wirklich prima."#w1#

"Anschließend veränderten wir die Strategie, um zumindest noch einige Positionen wieder gutzumachen. Das Podium war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr realistisch, aber zumindest ein paar Punkte hätten wir durchaus noch retten können."

"Der Boxenstopp war schlecht und als ich wieder auf der Strecke war, lief ich ziemlich schnell auf Heikki auf. Wir waren auf der Gegengeraden unterwegs und dort zog er ein kleines bisschen nach links. Ich dachte mir, dass er mich vielleicht ziehen lassen würde. Was in ihm vorging, wusste ich natürlich nicht. Manchmal haben uns diese Jungs jedenfalls schon kampflos ziehen lassen."

"Ich dachte mir, dass er mich vielleicht ziehen lassen würde." Mark Webber

"Dieses Mal hatte ich aber den Eindruck, dass er mit mir kämpfen wollte. Ich befand mich in seinem Windschatten und visierte die linke Seite an, als auch er nach links zog. Gerade, als ich nach rechts ziehen wollte, stieg er in die Eisen - erheblich vor dem eigentlichen Bremspunkt."


Fotos: Mark Webber, Großer Preis von Europa


Webber ist ein Fan der Reifenstapel

Frage: "Du warst also immer noch voll am Gas? Hast du in diesem Augenblick den F-Schacht verwendet?"
Webber: "Ja, aber das hat überhaupt nichts ausgemacht."

Frage: "Die Dinge gehen in so einem Fall sicherlich sehr schnell vor sich. Hast du den Überschlag überhaupt mitbekommen?"
Webber: "Oh ja. Ich war in einen heftigen Unfall verwickelt und wusste bestens darüber Bescheid, dass ich nur Passagier sein würde. In diesem Streckenabschnitt gibt es sehr große Auslaufzonen. Dementsprechend war ich einigermaßen beruhigt."

"Dass es einen Reifenstapel gab, fand ich klasse. In meinen Augen ist die TecPro-Bande einfach nicht so gut wie ein Reifenstapel. Im Vergleich zu Singapur 2009 war das ein wesentlich angenehmerer Aufprall. Die große Überraschung war aber vielmehr, dass jemand in einem Formel-1-Rennen derart früh bremst. Aber so etwas kann vorkommen."

"Dass es einen Reifenstapel gab, fand ich klasse." Mark Webber

Frage: "Du hattest also den Eindruck, Heikki bremste einen Tick zu früh?"
Webber: "Allerdings. Ich konnte es kaum glauben. Wir waren noch weit weg vom Bremspunkt vor dieser Kurve."

Erinnerungen an Le Mans werden wach

Frage: "Wie hart war der erste Aufprall nach deinem Überschlag?"
Webber: "Nicht allzu heftig. Das konnte man schon aushalten. Ich hatte noch viel nach vorne gerichteten Schwung. Ich bin ja nicht wie ein Stein auf den Boden gefallen, sondern nach vorne geflogen."

Frage: "Fühltest du dich erleichtert, als du wieder auf dem Asphalt warst und dem Reifenstapel entgegen schlittertest?"
Webber: "Ziemlich, ja. Ich hatte mir ein paar Sorgen gemacht über Brücken oder andere Dinge, die ich in der Luft hätte treffen können. Mir war nämlich schon klar, dass ich ziemlich hoch in die Luft geschossen wurde."

Frage: "Beim Aufprall auf den Lotus blieb deine Aufhängung intakt. Hast du eine Erklärung dafür? Weshalb ging die Aufhängung nicht zu Bruch?"
Webber: "Ich kann nicht genau sagen, ob mich nun mein Frontflügel oder der Reifen in die Luft katapultiert haben. Ich denke, diese beiden Elemente haben mich letztendlich nach oben geschleudert."

"Ich habe die üblichen blauen Flecken hier und da, aber das ist es auch schon." Mark Webber

Frage: "Hast du dir bei dem Crash irgendetwas getan? Sind schon erste blaue Flecken zu sehen?"
Webber: "Ich habe die üblichen blauen Flecken hier und da, aber das ist es auch schon. In Silverstone bin ich natürlich wieder am Start. Wir haben ja nun erst einmal ein paar Tage frei."

Frage: "Hast du dich bereits mit Heikki über den Unfall unterhalten?"
Webber: "Ja. Er sagte mir, er habe seine Position verteidigt."

Frage: "Dieser Unfall erinnerte etwas an deinen Abflug in Le Mans vor einigen Jahren..."
Webber: "Die Geschwindigkeit war ähnlich und auch mein Empfinden dabei. Rennwagen sollten sich allerdings nun wirklich nicht zu solchen Geschossen entwickeln."