• 16.10.2009 23:04

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Webber: So haben wir die WM verloren

Mark Webber stellt klar, dass er Sebastian Vettel in São Paulo helfen würde, und analysiert, wo Red Bull den WM-Titel verloren hat

(Motorsport-Total.com) - Weil er selbst ohnehin nicht mehr Weltmeister werden kann, erklärt sich Mark Webber bereit, seinem Teamkollegen Sebastian Vettel am Sonntag unter Umständen zu helfen: "Ich bezweifle, dass es zu so einer Situation kommen wird, aber wenn ich Red Bull helfen kann, dann werde ich es natürlich tun", kündigt der Australier an.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber trauert den entgangenen Chancen dieser Saison nicht nach

So ein Fall würde sich zum Beispiel ergeben, wenn er selbst vor Vettel in Führung und Jenson Button nicht an dritter Stelle liegen sollte. Dann würde ein Platztausch der beiden Red-Bull-Piloten die WM-Entscheidung nach Abu Dhabi verlegen. Doch wer miterlebt hat, wie unberechenbar die Formel 1 anno 2009 ist, der rechnet nicht mit einem solchen Szenario - auch wenn sich Red Bull heute in den Freien Trainings überaus stark präsentierte.#w1#

Webber peilt einen Sieg an

"Es ist ein langes Rennen. Es ist nicht so einfach, perfekte Grands Prix zu fahren, um dann die Positionen tauschen zu können. Aber sollte es dazu kommen, dann werden wir alles unternehmen", sagt Webber, der natürlich am liebsten selbst gewinnen würde: "Mein primäres Ziel für dieses Wochenende ist, auf mich selbst zu schauen und das bestmögliche Ergebnis zu holen. Wenn ich dann irgendwann helfen kann, dann werde ich es tun."


Fotos: Red Bull, Großer Preis von Brasilien, Freitag


Dass Vettel angesichts der 16 Punkte Rückstand schon abgeschrieben werden darf, glaubt er nicht: "Wir wissen, dass die Chancen gering sind, aber er hat noch eine Chance. In der Formel 1 kann alles passieren. Jenson hatte eine schwierige zweite Saisonhälfte. Fahrer wie Lewis haben plötzlich Rennen gewonnen, dadurch war es schwierig für Jenson, den Sack frühzeitig zuzumachen. Ich finde aber, dass er sensationell gefahren ist und dass er den WM-Titel verdient."

"Ich glaube, wir haben die Weltmeisterschaft in Monza verloren", erinnert sich Webber. "Das war ein hartes Wochenende für uns. Brawn feierte dort einen Doppelsieg. Valencia war auch schwierig. In Spa hatte ich eine Durchfahrstrafe, in Singapur einen Bremsdefekt. Aber jeder kann Geschichten erzählen, wo er mehr Punkte hätte holen können." Er selbst hat von diesen Geschichten bei sieben Nullrunden in 15 Rennen vielleicht ein paar mehr auf Lager als andere...

Phänomenale Saison mit dem ersten Sieg

"Am Anfang wusste ich nicht, ob ich überhaupt fahren kann, und dann sammelte ich Podestplätze und meinen ersten Sieg. " Mark Webber

"Mein Ziel ist, das Jahr positiv ausklingen zu lassen", so der 33-Jährige. "Es war schließlich eine tolle Saison: Am Anfang wusste ich nicht, ob ich überhaupt fahren kann, und dann sammelte ich Podestplätze und meinen ersten Sieg. Mir war klar, dass ich nicht jedes Rennen auf dem Podium beenden würde, aber Punkte wären schon immer drin gewesen. Wenn es nicht geklappt hat, dann nicht wegen meines Speeds, sondern wegen anderer Umstände."

"Bei manchen Rennen waren wir jedoch auch einfach nicht schnell genug. Als Hamilton in Monza ausgefallen ist, war Seb Neunter. Solche Rennen gab es", gibt Webber zu Protokoll. "Es gab aber auch Rennen wie Malaysia, wo ich gewonnen hätte, wenn es nicht zum Abbruch gekommen wäre. Ich flog dort um den Kurs, aber so wurden es nur eineinhalb Punkte. Oder: Sebastian hat in Monaco das Auto weggeworfen, Jenson hat gewonnen."

"Aber unterm Strich lügt die Punktetabelle nicht, denn wir alle haben uns auf eine Weltmeisterschaft mit 17 Rennen eingelassen. Brawn hat viele Punkte, wir haben viele Punkte - aber sie haben noch mehr als wir. Es ist eine phänomenale Saison für uns, aber wenn man eine Weltmeisterschaft wittert, dann will man sie natürlich gewinnen", meint er. "Eines ist sonnenklar: Verloren haben wir den Titel in den Rennen, in denen sie gepunktet haben und wir nicht."