• 22.07.2007 21:47

Webber: "Der Red Bull war fantastisch"

Mark Webber im Interview über seinen ersten Podestplatz für Red Bull Racing, die tolle Teamleistung und den Kampf gegen Alexander Wurz

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Mark, großartiger Speed im Qualifying, das Auto lief zuverlässig bis zum Ende. Dein erstes Podium seit 2005!"
Mark Webber: "Ja, ein Podiumsplatz, den ich auch genießen kann! Es war ein besonderer Tag für uns, keine Frage. Der Start war überhaupt nicht gut, ich hatte Probleme mit der Kupplung. Also lag ich vor der ersten Kurve hinten und sah, wie die beiden BMW ineinander fuhren. Der Regen setzte sehr schnell ein, das war schon phänomenal. Ich hatte nicht gedacht, dass er schon so früh kommen würde. Wir rechneten erst so ab der fünften oder sechsten Runde damit. Er war plötzlich da. Also mussten wir eine Reihe von Entscheidungen treffen."

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber erreichte am Nürburgring sein erstes Podium für Red Bull Racing

"Das schien zunächst nicht schwer, sich für Intermediates zu entscheiden. Aber in der Anfahrt auf Kurve fünf hatten wir im zweiten und dritten Gang heftiges Aquaplaning. Es war ein See auf der Straße. Die Entscheidung der FIA, das Safety-Car auf die Strecke zu schicken, um das Rennen unter Kontrolle zu bringen, war sehr vernünftig. Auch die spätere Entscheidung, das Rennen abzubrechen. Danach gingen wir zunächst auf Intermediates raus, später auf Rillenreifen und fuhren einen wirklich langen Stint auf Rillenreifen. Im mittleren Stint hatte ich ein paar Probleme mit den Hinterreifen, konnte aber länger als Heikki (Kovalainen; Anm. d. Red.) und Alex (Wurz; Anm. d. Red.) und die anderen draußen bleiben."#w1#

Kein Mitleid mit Räikkönen

"Als Kimi dann ausfiel, war ich ehrlich gesagt nicht traurig." Mark Webber

"Als Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) dann ausfiel, war ich ehrlich gesagt nicht traurig. Wer ist das schon, wenn er einige Positionen dadurch gewinnen kann, dass jemand ausfällt? Und zum Schluss dachte ich: Oh Gott, wir können es schaffen! Lasst uns den Motor ein wenig schonen und ein paar Sachen kontrollieren. Und dann sah ich den Regen, der auf uns zukam und dachte: Oh Gott, die machen es uns aber heute nicht einfach!"

"Es ist interessant, was Felipe (Massa; Anm. d. Red.) über die Vibrationen am Auto gesagt hat, denn ich hatte im letzten Stint auch massive Vibrationen. Ich glaube, das ist auf Intermediates nichts Ungewöhnliches. Es wäre schöner gewesen, wäre es gegen Ende des Rennens trocken geblieben, denn es stand einiges auf dem Spiel für uns. Alex kam zum Schluss noch sehr nahe, aber der Red Bull war fantastisch."

"Die Jungs hatten einen schweren Start in die Saison, keine Frage, und dann haben wir heute beide Autos in den Punkten. David (Coulthard; Anm. d. Red.) auf fünf - das Team hat es verdient. Die ganzen Anstrengungen, die im Hintergrund gemacht wurden. Du kannst sagen, was du willst, du kannst sagen, das Auto wird besser. Wir geben jede Woche unser Bestes, aber es sind die Resultate, die zählen. Und heute haben wir ein paar Punkte geholt, trotz Reifenproblemen. Das Rennen geht über 300 Kilometer und wir sind am Ziel. Wir haben die Punkte heute für das Team geholt."

Frage: "Es muss eine große Erleichterung für dich sein, wieder auf dem Podium zu stehen?"
Webber: "Das kannst du wohl sagen! Es ist eine große Erleichterung für das ganze Team und auch für mich. Wir haben viel durchgemacht, aber es ist alles eine Frage der Vorbereitung. Es hat nichts mit Glück oder etwas anderem zu tun. Niemand hat Interesse an Ausreden, wir müssen selbst die Resultate einfahren. Heute lag es nicht an unserem Startplatz. Und wir fuhren nicht auf Podium, weil wir einfach schnell waren. Es war ein sehr, sehr schwieriges Rennen. Das ganze Team hat gute Arbeit geleistet, auch in der Box."

Kampf ums Mittelfeld zählt für Red Bull Racing

"Als Fahrer musst du die Entscheidung, welche Reifen du willst, selbst treffen." Mark Webber

"Als Fahrer musst du die Entscheidung, welche Reifen du willst, selbst treffen. Es war ein sehr anspruchsvolles Rennen. Wir haben im Qualifying gezeigt, das wir uns gut im Mittelfeld behaupten können. Wir können nicht mit Ferrari und McLaren mithalten, aber der Kampf im Mittelfeld ist für uns entscheidend. Ich bin total glücklich, aufs Podium zu kommen. Es gibt eine Menge Punkte für das Team, für mich und für David - das ist auch gut für Red Bull. Ich will vor Toyota kommen und freue mich auf Budapest."

Frage: "Du hättest deine Position in der NGK-Schikane fast verloren. Was ist da passiert?"
Webber: "Es fing schon in der Runde vorher an. Ich dache, alles wäre in Ordnung und alles läuft gut. Ich kam zur ersten kurve, bremste und die Vorderreifen blockierten. Ich dachte, oh Gott, ich muss die Bremse lösen! Ich verlor eine Menge Zeit auf Alex, kam aber zurück und war wieder ganz ruhig. Die NGK-Schikane war okay, aber als ich bremsen wollte, blockierten die Hinterräder. So musste ich sehr vorsichtig sein, um die Runde überhaupt zu Ende fahren zu können. Aber Alex war fair, wir haben hart gekämpft und er weiß, dass wir beide gleich ticken. Heute war ich dran, das bessere Ende auf meiner Seite zu haben."

Frage: "Angesichts der Probleme mit der Zuverlässigkeit des Autos in diesem Jahr: Wie groß war die Angst in den letzten Runden, dass das Auto wieder kaputt gehen könnte?"
Webber: "Es war absoluter Horror. Ich muss zugeben, dass ich kein sehr großes Vertrauen hatte. Wenn du dir unsere Zuverlässigkeit ansiehst, wirst du feststellen, dass sie sehr schlecht ist. Es gibt noch viele Komponenten, in die wir Vertrauen gewinnen müssen. Nach unseren zweiten Stopps hatte ich einen guten dritten Stint auf Trockenreifen und dachte: Jetzt nur noch durchkommen. Und dann sah ich den Regen kommen und wusste, dass der Rennausgang immer noch unsicher war. Aber da kannst du absolut nichts dagegen tun. Du musst einfach pushen und wenn das Auto stehen bleibt - ich habe jede Menge Erfahrung damit, aber ich hatte keine Erfahrung damit, da vorne mit zu fahren. Ich bin sehr glücklich darüber, dass es hier so gut gelaufen ist."

Frage: "Zu Anfang des Rennens sind viele in der ersten Kurve abgeflogen, du nicht. Wurdest du aus der Box gewarnt, dass die Strecke so nass war?"
Webber: "Ja, Jenson (Button; Anm. d. Red.) war an dieser Stelle sehr schnell unterwegs. Ich dachte, er riskiert schon nicht zu viel, aber er hat es getan. Als die Gischt vorüber war und ich ihn neben der Strecke sah, war ich gewarnt. Er sah im Rückwärtsfahren zu mir rüber und ich bremste früher."