• 09.06.2012 09:19

  • von Stefan Ziegler

Wähnen sich junge Fahrer in falscher Sicherheit?

Sichere Autos und großzügige Auslaufzonen: Haben gerade die jungen Rennfahrer ein ganz anderes Verhältnis zur Sicherheit als ältere Piloten?

(Motorsport-Total.com) - Je besser die Sicherheit, umso mehr Risiken gehen die Fahrer ein. Diesen Eindruck kann man zumindest gewinnen, wenn man die aktuelle Generation von Formel-1-Piloten bei der Arbeit beobachtet. Gingen die Rennfahrer früher teilweise noch recht vorsichtig zu Werke, um sich und andere nicht in Gefahr zu bringen, scheint der Motorsport-Nachwuchs nun risikofreudiger zu agieren.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Die Sicherheitsstandards wurden in den letzten Jahrzehnten stark verbessert

Dies ist auch Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting nicht entgangen. Der Brite hält diese Entwicklung aber für eine logische Folge aus den technischen Errungenschaften der vergangenen Jahre. "Dabei handelt es sich wohl um eine unbeabsichtigte Konsequenz, wenn man immer sicherere Autos und Rennstrecken hat", erklärt Whiting bei 'The Buxton Blog'. Auch deshalb brauche man die Rennleitung.

Mehr Selbstvertrauen auf der Strecke führt schließlich oft auch zu haarigen Szenen, wie zum Beispiel zwischen Nico Rosberg (Mercedes) und Lewis Hamilton (McLaren) in Bahrain. Hamilton setzte bei hoher Geschwindigkeit zum Überholen an, Rosberg warf ihm energisch die Tür zu - und Hamilton musste sogar den Kurs verlassen, um keine Kollision mit seinem Formel-1-Rivalen zu riskieren.

Mit der Beschaffenheit von Fahrzeugen und Strecken hat es aber gar nichts zu tun, wenn sich die Rennkommissare mit solchen Vorgängen beschäftigen, erklärt Whiting. Die Frage, die man sich stelle, sei vielmehr: "Hat er ihn weggedrückt oder nicht? Es würde eine Strafe geben, wenn der andere schon zur Hälfte neben dir war, als du ihn hinausgedrückt hast", erklärt der Formel-1-Rennleiter.

Dies geschehe "unabhängig davon, wie sicher die Autos und die Strecken sind", wie Whiting hinzufügt. Er glaube aber ohnehin, dass die Fahrer im Eifer des Gefechts gar nicht über an mögliche Konsequenzen denken, zumal viele Kurse im Rennkalender der Formel 1 geradezu einladend wirken, was die Risikofreudigkeit der Piloten anbelangt. Dies zeigt sich laut Whiting besonders im Zeittraining.

"Auf einer schnellen Runde gehen die Piloten ein größeres Risiko ein, wenn sie den Luxus von großen Auslaufzonen haben. Das ist unausweichlich der Fall", meint der Brite. "Die Rundenzeiten in Monaco wären sicherlich auch viel schneller, wenn es dort keine Leitplanken gäbe. Ich denke aber nicht, dass die Piloten etwas tun, was sie nicht tun sollten. Und wenn doch, dann kassieren sie eben eine Strafe."

"Da spielt es gar keine Rolle, wie groß die Auslaufzonen sind, und ob es sich dabei um Gras, Asphalt oder Kiesbetten handelt. Wenn das Manöver illegal ist, dann ist es illegal", sagt Whiting. Und dann werden die Rennkommissare erst recht aktiv - wie im ersten Freien Training von Kanada. Dort hatte Sebastian Vettel (Red Bull) Bruno Senna (Williams) abgedrängt und wurde auch dafür verwarnt.