• 30.03.2004 11:53

  • von Fabian Hust

Vorschau auf den Großen Preis von Bahrain

Die Formel 1 wird immer mehr zu einer Weltmeisterschaft, jetzt macht die "Königsklasse des Motorsports" auch in der Wüste Halt

(Motorsport-Total.com) - Am 4. April 2004 feiert die Formel 1 ihr Debüt auf der arabischen Halbinsel. Im Wüstenstaat Bahrain findet der erste Grand Prix im Mittleren Osten statt. Um sich an die Gepflogenheiten des Islam zu halten, wird die Formel 1 in Bahrain übrigens auf die obligatorische Champagner-Dusche bei der Siegerehrung verzichten - stattdessen wird mit alkoholfreien Getränken gespritzt. Die Formel 1 startet seit ihrem Bestehen zum zweiten Mal in einem arabischen Land. Der erste Anlass war 1958 der Große Preis von Marokko. Damals gewann Stirling Moss auf Vanwall.

Titel-Bild zur News: Sakhir Tower

Der 'Sakhir Tower' ist das Wahrzeichen des 'Bahrain International Circuit'

Der 'Bahrain International Circuit' hält für die Fahrer zahlreiche Herausforderungen bereit. Sechs Links- und neun Rechtskurven sind zu meistern, zudem ist auf der 1,090 Kilometer langen Start-Ziel-Gerade ein guter Top-Speed gefragt. Für Formel-1-Autos sagen die Streckenbetreiber eine Rundenzeit von 1:33 Minuten voraus, bei einer prognostizierten Durchschnittsgeschwindigkeit von 210 km/h. Das Rennen wird über 57 Runden oder 308,769 km ausgetragen.#w1#

Made "in" Germany

Die neue Rennstrecke im Süden der Hauptstadt Manama wurde vom deutschen Architekten Hermann Tilke entworfen. Zwischen dem offiziellen Baubeginn und dem ersten Grand Prix lagen 16 Monate, die Kosten werden mit 150 Millionen US-Dollar beziffert. Über 3.000 Menschen arbeiteten zu Spitzenzeiten an dem Projekt. 70.000 Kubikmeter Beton und 8.500 Tonnen Stahl wurden verbaut, außerdem 82.000 Reifen und 5.000 Meter FIA-Zaun zur Streckensicherung.

Die Anlage ist in ihrer Art einzigartig in der Formel 1. Sie vereint in den Gebäuden und Tribünen hochmoderne Technik mit Stilelementen arabischer Architektur. 45.000 Zuschauer haben Platz, die Haupttribüne bietet 10.000 Plätze. 13.000 Parkplätze stehen zur Verfügung. Es wurde eine zweispurige Zufahrtsstraße zwischen Stadt und Rennstrecke gebaut. Das Pressezentrum ist für 500 Journalisten ausgerüstet. Für die Truppe von 500 Streckenposten hat sich Bahrain Unterstützung aus Australien, Österreich und Frankreich geholt.

'Sakhir-Tower' als Wahrzeichen

Der Kurs hat sein Wahrzeichen bereits gefunden: Der sich nach unten verjüngende 'Sakhir-Tower', der acht Geschosse hoch aus der Wüstenszenerie herausragt. Die oberste Etage wird der Scheich und seine Gäste während des Rennens beziehen. Zuschauertribünen, Garagenkomplex und VIP-Lounges sowie die Gebäude für die Rennleitung tragen Dachaufsätze, die an die typischen Zelte der Wüstenvölker erinnert.

Die Strecke wird jedoch nicht ausschließlich von der Formel 1 genutzt. Ziel der Veranstalter ist, den Kurs 365 Tage im Jahr in Betrieb zu halten. Die Anlage bietet sechs Streckenvarianten. Die längste ist der Grand-Prix-Kurs mit 5,417 km. Die maximale Steigung beträgt 3,6 Prozent, das maximale Gefälle 5,6 Prozent. Zusätzlich stehen ein Testoval, eine Kart- sowie eine Dragster-Strecke zur Verfügung.

Der Kurs von Bahrain wurde am 17. März offiziell eröffnet. Bei der Veranstaltung fuhr Mercedes-Benz DTM-Fahrer Jean Alesi mit dem W196R Stromlinie von Juan Manuel Fangio die erste Runde. Außerdem legte er einige Runden mit dem Mercedes-Benz SLR McLaren zurück. Auch BMW-Williams-Testfahrer Marc Gené drehte 15 Runden im FW25 - was bei der Michelin-Konkurrenz für Empörung sorgte.

Das Land

Seit rund 8.000 Jahren ist Bahrain vom Meer umgeben. Bis dahin war das heutige Königreich Bestandteil der Arabischen Halbinsel. Das Land besteht aus 36 Inseln mit insgesamt 706 Quadratkilometern Boden, Bahrain, die Hauptinsel, ist 48 Kilometer lang und 16 Kilometer breit. Über 630.000 Einwohner leben unter der Herrschaft von König Hamad bin Isa bin Salman Al-Khalifa. Geschichte:

3.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung wurde das heutige Bahrain erstmals urkundlich erwähnt. Es hieß damals Dilmun und war ein Hafen an der Seehandelsroute nach Asien. Fisch und Perlen wurden die wichtigsten Handelsgüter des Landes. 600 vor Christus herrschten hier die Babylonier, später die Griechen. Um 1500, als die Europäer neue Wege nach Asien erkundeten, gehörte Bahrain zum portugiesischen Einflussbereich. Das heutige Herrscher-Haus, die Al-Khalifa Familie, regiert Bahrain seit 1783. Bahrain ist ein seit 1971 vom britischen Protektorat unabhängiges Arabisches Emirat.

Es gibt kein Parteiensystem und keine Wahlen. Der Islam ist Staatsreligion. Annähernd 90 Prozent der Bevölkerung sind Muslime. Davon sind rund 70 Prozent Shiiten, 30 Prozent Sunniten. Insgesamt leben knapp 670.000 Menschen in Bahrain, davon sind 63 Prozent Bahrainis, 19 Prozent Asiaten, 10 Prozent ausländische Araber und 8 Prozent Iraner. Die Amtssprache ist Arabisch.

1932 wurde in Bahrain Öl in einer Menge entdeckt, die eine kommerzielle Nutzung ermöglichte. Das Land war damals der erste Staat am Persischen Golf, der Öl förderte. Heute machen Öl und Ölprodukte 61 Prozent des Exports aus. Da die Ressourcen schwinden, haben die weiterverarbeitende Industrie sowie die reichhaltigen Erdgasvorkommen und das internationale Bankwesen an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen. Mit den Einnahmen hat das Land das Bildungswesen und die Gesundheitsversorgung ausgebaut. Seit 1986 ist Bahrain auch wieder mit dem Festland verbunden: durch die 25 Kilometer lange König-Fahad-Brücke nach Saudi-Arabien.

Das Klima

Das Klima ist wüstenhaft trocken mit sehr milden Wintern und heißen Sommern mit hoher Luftfeuchtigkeit. Derzeit liegen die Tageshöchsttemperaturen um 30 Grad Celsius. Da der Formel-1-Kurs mitten in der Wüste liegt, wird mit Spannung erwartet, wie sich der Sand auswirken wird. Die Teams werden die Ansaugluft des Motors stärker als üblich filtern müssen, um keine Motorschäden zu riskieren.

Sehenswürdigkeiten

Dank seiner wechselvollen Geschichte bietet Bahrain eine Reihe interessanter Sehenswürdigkeiten. Das Nationalmuseum in der Hauptstadt Manama zeigt die Entwicklung des Landes von 3000 vor Christus bis heute. Das Bahrain Fort, vor über 500 Jahren für den Kampf gegen die Portugiesen gebaut, wurde restauriert und steht heute allen Besuchern offen.

Bahrain bietet seinen Gästen auch Möglichkeiten, mehr über die islamische Religion zu erfahren. Besichtigungen im Haus des Qur'an (Koran) sowie in der Großen Moschee sind allen Besuchern des Landes möglich.

Shopping

Ein Muss beim Shopping in Bahrain ist der arabische Soukh. Gold und Teppiche werden hier traditionell angeboten. Heute kann man hier aber auch elektronische Geräte und andere moderne Konsumgüter kaufen.

Ausgehen

In Bahrain gibt es viele Nachtclubs und Discotheken, sowohl im westlichen wie auch im arabischen Stil. In den meisten Lokalen sind auch alkoholische Getränke erhältlich. Bahrain hat für jeden Geschmack zahlreiche Angebote, von arabisch über europäisch bis hin zu vielen asiatischen Restaurants. Das Ritz-Carlton in der Nähe der Rennstrecke bietet neun verschiedene Möglichkeiten. Vor allem das Overlook Café am Pool lädt zum Entspannen ein.